Davidson erfreut über neues Reifenreglement

Mit den langlebigeren Reifen wird die Formel 1 zwar langsamer, aber auch interessanter, glaubt BAR-Honda-Testpilot Anthony Davidson

(Motorsport-Total.com) - Einige Piloten - allen voran Rubens Barrichello - haben sich nach den ersten Wintertests über das neue Reglement für kommende Saison beschwert. Vor allem die beschnittene Aerodynamik bereitet den Piloten Kopfzerbrechen. BAR-Honda-Edelreservist Anthony Davidson sieht jedoch speziell im veränderten Reifenreglement Potenzial für interessantere Rennen.

Titel-Bild zur News: Anthony Davidson

Bei den Jerez-Tests konnte sich Davidson ein Bild von den neuen Reifen machen

Bekanntlich ist 2005 nur noch ein Satz Pneus für die Gesamtdistanz von Qualifying und Rennen erlaubt, was härtere Gummimischungen mit sich bringen wird. Dadurch werden die Autos in den Kurven mehr rutschen und insgesamt schwieriger zu fahren sein, gleichzeitig wird aber auch Feingefühl der Piloten erfordert, da ein angeschlagener Satz nicht mehr gewechselt werden kann.#w1#

"Wie wenn man die ganze Zeit durch die Lesmos rasen würde"

Davidson sieht darin jedoch keinen Rückschritt: "Man muss immer daran denken, die Reifen nicht zu überfahren. Es ist ein ganz anderer Fahrstil notwendig", erklärte er nach seinen ersten Erfahrungen mit härteren Michelins gegenüber 'Autosport'. "Mit einem Auto nach 2005er-Regeln zu fahren ist so, als würde man die ganze Zeit durch die Lesmos in Monza rasen. Man rutscht ziemlich viel herum. Das macht Spaß."

Außerdem rechnet er damit, dass es "eine echte Herausforderung" wird, die Gummis schon in der ersten Runde auf Betriebstemperatur zu bringen. Die Krux besteht darin, die Reifen aggressiv genug anzufahren, damit sie von Beginn an optimalen Grip entwickeln, gleichzeitig aber Verbremser zu verhindern, um die Laufflächen nicht zu beschädigen - ein Satz, der schon nach dem Qualifying nicht mehr in optimalem Zustand ist, hätte fatale Auswirkungen auf die Rennperformance.

"Auf 60-Runden-Runs kann man die Reifen wirklich vermiesen, wenn man gleich am Anfang zu hart ran geht", so der 25-Jährige. "Wenn man einen Fleck auf der Lauffläche versaut, muss man damit das ganze Rennen leben, nicht mehr nur für 20 Runden. Entscheidend wird sein, die Reifen für die gesamte Distanz in einem guten Zustand zu halten. Noch ist niemand daran gewöhnt, mit völlig fertigen Reifen zu fahren, aber wir müssen uns daran gewöhnen."

Fahrer vom Typ Alain Prosts wieder mehr gefragt?

Ferrari-Technikchef Ross Brawn ist sich dessen ebenfalls bewusst, wie er vor einigen Wochen unseren Kollegen von 'Motorsport aktuell' verraten hat: "Bei den Reifen fasziniert mich, dass ein Fahrer wieder gezwungen sein wird, mit seinen Pneus haushälterisch umzugehen. Ein Alain Prost war ein Meister darin, die Reifen zu schonen und im entscheidenden Moment Reserven zu haben. Fahrer mit solchen Fähigkeiten sind wieder gefragt."

Nach derzeitigem Reglement ist jedes Rennen im Normalfall in drei bis vier Stints unterteilt, die jeweils mit relativ geringer Spritmenge und frischen Reifen in Angriff genommen werden. Sollte ein Fahrer einmal zu hart mit seinen Bridgestones oder Michelins umgegangen sein, kann im schlimmsten Fall der Boxenstopp um ein paar Runden vorgezogen werden und der nächste Sprint kann beginnen. Damit ist es nun jedoch vorbei.