Williams: Kursverluste am ersten Börsentag

Die Williams-Aktie verliert am ersten Börsentag um 3,2 Prozent an Wert, dennoch ist Adam Parr zufrieden - Investmentfirma übernimmt fünf Prozent

(Motorsport-Total.com) - Um punkt 9:00 Uhr wurde heute Morgen an der Frankfurter Börse - jawohl, Sie haben richtig gelesen - Formel-1-Geschichte geschrieben. Denn Williams-Vorstandschef Adam Parr ließ es sich nicht nehmen, den ersten Börsengang eines Teams aus der Königsklasse des Motorsports höchstpersönlich mit einer Glocke symbolisch einzuläuten.

Titel-Bild zur News: Adam Parr an der Frankfurter Börse

Hoffen auf "Bullenkurse" an der Frankfurter Börse: Vorstandschef Adam Parr

2.409.383 Aktien wurden mit einem Emissionskurs von 25 Euro (am unteren Ende des IPO-Spektrums, das zuvor mit 24 bis 29 Euro festgelegt worden war) auf den Markt geworfen. Das IPO-Volumen entsprach also einem Gegenwert von gut 60 Millionen Euro. Der Kurs stieg auch prompt auf 25,25 Euro, gab bis Börsenschluss um 20:00 Uhr aber auf 24,20 Euro (minus 3,2 Prozent) nach. Zum Vergleich: Der DAX fiel heute auf 7.181,12 Punkte (minus 0,58 Prozent).

Parr mit erstem Tag zufrieden

Parr zeigt sich dennoch zufrieden: "Es ist gut gelaufen", wird er vom 'Telegraph' zitiert. "Momentan ist keine einfache Zeit, um auf den Finanzmarkt zu gehen, aber aus persönlichen Gesprächen mit Investoren im vergangenen Monat schöpfe ich das Gefühl, dass es gut laufen wird. Das Ganze ist sehr aufregend." Und zwar für die gesamte Formel-1-Branche, die den Börsengang von Williams natürlich mit Argusaugen beobachtet.

"Nach diesem IPO ist es unsere Absicht, so früh wie möglich eine Dividende auszuzahlen", kündigt Parr an und entkräftet erneut haltlose Medienberichte über eine angebliche finanzielle Schieflage des Teams: "Wir haben zum dritten Mal hintereinander ein Geschäftsjahr mit Gewinn abgeschlossen und die Formel 1 entwickelt sich als Sport ganz fantastisch. Für mich hört sich das nicht nach einem risikoreichen Investment an."

"Unsere Börseneinführung", erklärt auch Teamgründer Frank Williams, der mit 50,3 Prozent weiterhin die Aktienmehrheit hält, "läutet eine neue Ära in der Geschichte des Teams ein. Williams' Zukunft als unabhängiger Konstrukteur wird durch diese Börseneinführung nachhaltig abgesichert und bildet die Basis für weiteres Wachstum. Williams bietet Investoren eine einzigartige Chance und die Reaktion auf das IPO ist die Anerkennung dessen."


Fotos: PK zum Williams-Börsengang


Das Interesse am Williams-IPO ist unabhängig von den leichten Kursverlusten am ersten Handelstag groß: "Williams ist das erste Formel-1-Team, das ein IPO vollzieht, und wir heißen das Unternehmen voller Freude an der Deutschen Börse willkommen", sagt Frank Gerstenschläger, Vorsitzender der Geschäftsführung der Frankfurter Börse, und ergänzt: "Der Entry-Standard bietet für Williams die richtige Plattform für die Aktionäre in Europa und auf der ganzen Welt."

De Mol übernimmt fünf Prozent

Die erste große Nachricht des Börsengangs ist: Fünf Prozent der Williams Grand Prix Holdings PLC wurden vom Investmentunternehmen Cyrte Investments übernommen. Hinter Cyrte steht der niederländische Medienmogul John de Mol, hierzulande bekannt als "Erfinder" des Reality-TV ('Big Brother') und Bruder der TV-Moderatorin Linda de Mol ('Traumhochzeit'). Erfahrung als Sportinvestor hat er seit seinem (inzwischen beendeten) Engagement beim Fußballklub Manchester United.

"Durch dieses Investment erschaffen Cyrte und Williams eine strategische Partnerschaft", teilt Frank Botman, Geschäftsführer von Cyrte Investments, anlässlich der heutigen Bekanntgabe des Deals mit. "Wir werden das Team dabei unterstützen, sein Potenzial in allen kommerziellen Aspekten des Geschäfts voll auszuschöpfen. Außerdem eröffnet sich dadurch für Cyrte die Möglichkeit, am Wachstum der Formel 1 teilzuhaben."

Frank Williams und Patrick Head

Patrick Head (rechts) trennt sich von mehr als 20 Prozent der Williams-Anteile Zoom

Der größte Gewinner des Börsengangs ist übrigens Patrick Head. Der 64-jährige Brite trennt sich im Zuge des IPO von 21,2 Prozent der Anteile und kontrolliert damit nur noch 5,3 Prozent des Unternehmens. Außerdem hat er vor, sich weiter aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen und mittelfristig komplett in Rente zu gehen. Diesen Schritt lässt er sich bei einem Emissionskurs von 25 Euro mit 53 Millionen Euro versüßen.

Von Börsenexperten wird kritisiert, dass dieses Geld nicht für eine Kapitalerhöhung des Unternehmens verwendet wird, aber Parr verteidigt diesen Schritt: "Sie haben das Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut. Wir haben ausgerechnet, dass Patrick über 160.000 Stunden seines Lebens in dieses Unternehmen investiert hat. Was sie jetzt bekommen, ist mehr als verdient." Und entspricht einem Stundenlohn von gut 330 Euro - bisher ausgezahlte Gehälter nicht berücksichtigt...