• 21.01.2011 17:03

  • von Roman Wittemeier

Williams an die Börse: Was steckt dahinter?

Williams will bei nächstbester Gelegenheit Anteile auf dem freien Markt platzieren: Geht es um Zukunftssicherung oder um den "schnellen Euro"?

(Motorsport-Total.com) - Frank Williams und Patrick Head haben ihr Formel-1-Schiff in den vergangenen Jahren sicher durch viele Untiefen manövriert. Die beiden Gründer des britischen Traditionsteams nahmen dabei mehrfach die Hilfe von "Formel-1-Lotse" Bernie Ecclestone in Anspruch. Zuletzt kümmerte sich Adam Parr um die kommerzielle Seite des Rennstalls, der Österreicher Toto Wolff stieg als Anteilseigner zu.

Titel-Bild zur News: Williams-Nase

Mit der Ankündigung des Börsengangs überraschte Williams viele Beobachter

Diese Phase der Teammodernisierung ist damit jedoch noch nicht abgeschlossen. Williams will nun sogar an die Börse. Sobald das Umfeld stimme, werde man einen - bislang nicht genau bezifferten - Anteil des Teams in den öffentlichen Handel geben. "Ganz wichtig: Es geht nicht darum, unser Budget dadurch zu vergrößern. Unser Unternehmen ist finanziell kerngesund", sagt Parr und verscheucht das Gespenst "Notverkauf".

Natürlich erklärt der Brite öffentlich, dass Williams in den vergangenen drei Jahren Gewinne eingefahren, man für 2011 das gesamte Budget bereits zusammen habe - alles andere wäre dem Preis der Williams-Anteile nicht förderlich. "Natürlich fragt sich mancher, ob solch ein Börsengang mit einem Unternehmen dieser Art machbar ist. Aber dazu möchte ich sagen, dass wir stets finanziell vernünftigen Prinzipien gefolgt sind."

"Wir hatten nie den Luxus, dass ein Teilhaber plötzlich jede Menge Geld in den Betrieb punpen wollte", stichelt Parr gegen Konkurrenten wie Force India oder Red Bull. "Dafür haben wir aber stets die Fäden in der Hand behalten." Fakt ist, dass auch Williams seine Strukturen verschlanken muss. Zum einen, weil der Kostendruck kaum noch zu ertragen ist, zum anderen, weil das Resource-Restriction-Agreement dies vorsieht.

"Wir müssen einige Stellen einsparen, werden mit dem Formel-1-Team bei etwa 470 Mitarbeitern liegen. Dann kommen noch die neuen Geschäftszweige Williams-Hybrid-Power (WHP) und Katar hinzu", erklärt der Geschäftsführer. "Wir sind also finanziell auf einem guten Weg. Wir haben in den vergangenen Jahren Profit gemacht und bieten eine gute Basis."

Der geplante Börsengang hat die Absicherung des Unternehmens für die Zukunft zum Zweck, nicht das Generieren von neuen Möglichkeiten für die kommende Saison. "Es geht um die langfristige Absicherung. So etwas geht nicht von heute auf morgen", sagt Parr. "Frank, Patrick und Toto sind der Ansicht, dass man nun damit beginnen sollte, sich auf die Zukunft vorzubereiten."

Wann der geplante Börsengang tatsächlich stattfinden wird, steht derzeit noch nicht fest. Die Pläne müssen zunächst von verschiedenen Gremien abgenickt werden, man braucht für einen solchen Schritt zuverlässige Partner. Und noch jemand möchte scheinbar ein Wörtchen mitreden: Bernie Ecclestone. Nach Informationen der Kollegen von 'Pitpass' ließ sich der Formel-1-Boss am Freitag in einem Londoner Cafe berichten.

Adam Parr sei zu Ecclestone gegangen und habe ihm in einem intensiven Gespräch die Hintergründe der Börsenpläne dargelegt, heißt es. Nicht nur der Formel-1-Boss scheint irritiert ob der Tatsache, dass Williams die Pläne gerade jetzt veröffentlicht. Man konnte am heutigen Mittwoch die Idee und das Vorhaben aus dem Hut zaubern, aber noch keinerlei Details.

Williams-Fabrik

Im Williams-Werk in Grove sollen rund 470 Mitarbeiter am Formel-1-Projekt arbeiten Zoom

"Es gibt da gewisse Grenzen, wenn einige Dinge als vertraulich gelten", wehrt Parr die Nachfragen ab. Dass Williams mit den Börsenplänen an die Öffentlichkeit ging, ist untypisch für die Formel 1. Normalerweise gibt es im komplett durchstrukturierten Geschäft offizielle Statements erst dann, wenn alle Verträge unterzeichnet sind und nichts mehr schiefgehen kann.

Warum also geht Williams so frühzeitig in die Offensive? Zum einen baut man so vielleicht möglichen Spekulationen vor, die selbstverständlich dann aufkommen, wenn Banken ihre Fühler nach potenziellen Interessenten für Williams-Anteile ausstrecken. Andererseits sagt Frank Williams: "Ich möchte einfach, dass mein Team in einem guten Zustand ist, falls ich mal abtrete." Bereitet der Teamchef so seinen Rückzug vor?

"Frank denkt überhaupt nicht daran, sich als Teamchef zurückzuziehen", wiegelt Parr sofort ab. "Jeder, der Frank kennt, der weiß, dass er dies so lange machen wird, bis es seine Gesundheit nicht mehr zulässt. Er ist aber derzeit bei bester Gesundheit und wird weiterhin Teamchef bleiben", sagt der Williams-Geschäftsführer. Parr weiß allerdings ganz genau, dass sich Spekulationen um einen Abschied von Frank Williams im Zuge des geplanten Börsengangs überhaupt nicht gut machen würden...