Williams-Fahrer: Geringe Erfahrung als Stolperstein?
Die Williams-Fahrer besitzen kaum Routine, doch Bruno Senna glaubt, dass er dieses Problem durch seine erste richtige Saisonvorbereitung wettmachen kann
(Motorsport-Total.com) - Williams-Fahrer Pastor Maldonado hatte zu Saisonende 2011 noch um einen routinierten Teamkollegen gebeten: "Wir benötigen einen erfahrenen Piloten, um alles bewerten zu können und für das erste Rennen bereit zu sein. Es könnte für das Team wichtig sein, schließlich gibt es im Team viele Änderungen." Ein Wunsch, den ihm das Team nicht erfüllte, denn an seiner Seite wird 2012 der Brasilianer Bruno Senna an den Start gehen.

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Bringt Bruno Senna genügend technisches Know-how zu Williams mit?
Der ist zwar schon 28 Jahre alt, hat aber nur eineinhalb Formel-1-Saisons auf dem Buckel. Damit ist Maldonado nun bei der Setup-Arbeit auf sich alleine gestellt - im Vorjahr kam ihm Rubens Barrichellos großer Erfahrungsschatz zu Gute. "Dadurch stehen wir an der Rennstrecke natürlich etwas mehr unter Druck", weiß auch Williams-Chefingenieur Mark Gillan.
Er sieht das unerfahrene Trio - als Ersatzfahrer fungiert Talent Valtteri Bottas, der in Abu Dhabi erstmals einen ordentlichen Formel-1-Test bestritten hat - aber durchaus positiv: "In meinen Augen stellt das auch eine Chance dar. Wir mögen zwar drei relativ unerfahrene Piloten haben, doch alle drei verfügen über großes Potenzial."
Senna sieht fehlende Erfahrung nicht als Problem
Selten ging Williams mit einer derart erfolglosen Fahrerpaarung in die Saison: Maldonado und Senna kommen gemeinsam auf insgesamt drei WM-Punkte, der Brasilianer hat die Nase einen Zähler vor dem Venezolaner. "Natürlich ist das für das Team keine einfache Entscheidung, zwei unerfahrene Piloten zu verpflichten", weiß Senna selbst.
"Aber ich habe das Gefühl, dass wir mit unserem Potenzial zusammenarbeiten und so das Auto entwickeln können. Wir haben eine sehr erfahrene Ingenieursriege und auch die technische Abteilung wird uns dabei helfen, auf Tempo zu kommen. Außerdem habe ich in meiner Motorsport-Karriere schon einige Erfahrungen gemacht - es sollte also überhaupt kein Problem darstellen", gibt sich der frischgebackene Williams-Pilot selbstbewusst.
Mangelnde Vorbereitung: Senna bisher unter Wert geschlagen?
Einen großen Teil seiner Zuversicht zieht Senna aus der Tatsache, dass er nun endlich in den Genuss einer ordentlichen Saisonvorbereitung kommen wird - den Teams stehen vor dem Auftakt in Melbourne zwölf Testtage zur Verfügung, die sich die Fahrer teilen müssen.
Zur Erinnerung: Seine ersten Formel-1-Kilometer legte er 2010 im Training zum Saisonauftakt in Bahrain zurück. Der HRT-Bolide war erst im letzten Moment fertig geworden. Im Vorjahr stieg er erst während der Saison bei Renault ein, um Nick Heidfeld zu ersetzen. Ein kurzer Test vor der Saison und ein Freitag-Training in Ungarn reichten freilich nicht aus, damit sich der Brasilianer mit seinem neuen Dienstwagen vertraut machen konnte.
Senna rechnet mit mehr Konstanz
"Ich bin sicher, dass es entscheidend ist, die Saison auf dem gleichen Niveau wie die anderen zu beginnen, doch dazu hatte ich in der Formel 1 noch nie die Gelegenheit", sieht er die mangelhafte Vorbereitung als Faktor, warum er bisher in der Formel 1 nur selten glänzen konnte. "Die Vorbereitung wird sicher den größten Unterschied ausmachen, um auf alle möglichen Situationen während der Saison vorbereitet zu sein."
Der Neffe von Formel-1-Legende Ayrton Senna verweist auf sein plötzliches Comeback bei Renault während der Saison 2011: "Da war ich etwas inkonstant, weil ich das Auto nicht sehr gut kannte. Dieses Jahr werde ich das Auto so gut wie mein Teamkollege kennen. Daher sollte die Inkonstanz ausgemerzt sein. Die Chancen auf Punkte und darauf, das Potenzial des Autos bei jedem Rennen ausloten zu können, sollten viel besser sein."
Was Senna nicht anspricht: 2010 setzte sich der Österreicher Christian Klien bei HRT gegen ihn durch. Der ehemalige Red-Bull-Pilot hatte zwar deutlich mehr Formel-1-Erfahrung, durfte das Auto aber nur zwei Mal bei Freitag-Trainings testen, ehe er die letzten drei Saisonrennen bestritt. Senna saß hingegen abgesehen von Silverstone bei allen Rennen im Auto.

