• 23.05.2008 19:15

  • von Roman Wittemeier

Williams: "Es geht nicht nur um Geld"

Frank Williams blickt im Rahmen seines 600. Grand Prix auf seine Karriere in der Formel 1 zurück: "Patrick Head ist der Architekt unserer Erfolge"

(Motorsport-Total.com) - In aller Bescheidenheit feiert Frank Williams am Monaco-Wochenende ein Jubiläum. Der Brite bestreitet sein 600. Formel-1-Rennen. Die Feierlichkeiten feiern eher klein aus, denn Williams macht sich nichts aus der großen, runden Zahl von Grand-Prix-Teilnahmen. Seit über 40 Jahren lenkt er die Geschickte eines Rennstalls, der vor allem in den 80iger und 90iger-Jahren große Erfolge und viele Weltmeister-Titel feiern durfte. "Ich genieße es jetzt mehr als vor 20 Jahren, weil der finanzielle Druck nicht mehr so groß ist", gab der 66-Jährige im Interview mit 'autosport.com' zu verstehen.

Titel-Bild zur News: Frank Williams

Frank Williams feiert in Monaco ein besonderes Jubiläum: 600. Grand Prix

Bereits im Alter von 13 Jahren loderte die Leidenschaft für den Motorsport in Frank Williams. Nichts und niemand konnte ihn auf seinem Weg zum ersten Rennbesuch aufhalten. "Ich bin per Anhalter von Nottingham nach Silverstone gefahren, etwa 70 Meilen waren das. Es war im Juli 1955. Das Rennen hat Peter Collins im Ferrari gewonnen. Ich brauchte auf dem Hinweg acht Stunden, zurück war ich 16 Stunden unterwegs. Ich übertreibe nicht. Es hat sich aber wirklich gelohnt."#w1#

Alan Jones als Piloten-Liebling

"Ich genieße es jetzt mehr als vor 20 Jahren, weil der finanzielle Druck nicht mehr so groß ist." Frank Williams

Zunächst setzte Williams privat einen Brabham für seinen Freund Piers Courage ein, 1969 gründete er sein eigenes Team und begann nach und nach mit der Konstruktion komplett eigener Chassis. Der erste Erfolg war schnell da, denn im gleichen Jahr konnte man mit Platz zwei in Monaco zügig das erste Podest feiern. Zehn Jahre sollte es allerdings dauern, bis 1979 in Silverstone der erste Sieg gelang. Ein weiteres Jahr später holt Alan Jones den ersten Fahrertitel für Williams. Entsprechend emotional ist die Verbindung zum australischen Ex-Piloten bis heute geblieben.

"Den meisten Spaß hatten wir mit 'Jonesy' (Alan Jones; Anm. d. Red.). Er war in unserem Alter und machte alles auf seine australische Art und Weise. Wir mochten das. Ich weiß nicht mehr so genau, wen ich für den schwierigsten Piloten aus all der Zeit halte. Da fällt mir gerade keiner ein. Wenn er mir wieder einfällt, sage ich es euch...", umschiffte Williams die Frage nach seinem Liebling und dessen Gegenstück auf seine typisch fast wortkarge Art.

Überhaupt, die Fahrer. Zwischen Williams, seinem Teilhaber und Partner Patrick Head und den Piloten im Team bildete sich selten ein Verhältnis, wie es mit Alan Jones war. Meist arbeitete man auf Ergebnis orientierte Weise zusammen. "Alle unsere Piloten haben immer ihr Bestes gegeben. Manche konnten mehr geben, andere weniger. Ich finde es immer noch unendlich schade, dass wir Ayrton Senna nur für so wenige Runden im Auto hatten. Er drehte ein paar Umläufe in Brasilien, wurde im zweiten Rennen beim Start von Häkkinen rausgeschoben und im dritten Rennen starb er. Wir haben nie wirklich gesehen, was er zu leisten imstande gewesen wäre. Das bereuen Patrick und ich bis heute am allermeisten."

Finanzklippen immer umschifft

"Alle unsere Piloten haben immer ihr Bestes gegeben. Manche konnten mehr geben, andere weniger." Frank Williams

Williams hätte sich nach eigener Aussage auch gern James Hunt ins Team geholt, doch der ehemalige Partylöwe der Formel 1 war ebenso wenig verfügbar wie Michael Schumacher. Auch Lewis Hamilton hatte man zwischendurch ins Auge gefasst, doch der junge Brite war mit McLaren liiert. "Ron hatte seit vielen Jahren sehr viel in Lewis investiert. So gesehen, bekommt er jetzt den Ertrag wieder zurück", sagte Williams, der seit 1986 wegen der Folgen eines schweren Verkehrsunfalls im Rollstuhl sitzt.

Der 66-Jährige erklärte rückblickend, dass er zwar zwischendurch Fehler gemacht habe, aber der Spaß immer dabei war. Wirklich Existenz bedrohende Situationen habe sein Team nicht erlebt. "Kann sein, dass unser Mann in der Bank uns gerne mal aus der Formel 1 entfernt hätte. Aber wir arbeiten jetzt schon seit 1967 mit immer derselben Bank zusammen. Die sind klasse. Ich würde den Namen jetzt nicht nennen wollen, aber die haben uns gut durchgebracht. Wir hatten knifflige Momente, wir hatten traurige Momente, aber ich glaube, dass wir niemals wirklich auf der Kippe gestanden haben. So etwas gab es nicht."