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  • 10.04.2016 13:00

  • von Ian Parkes (Haymarket)

Wie Mexiko sein Formel-1-Publikum halten will

Neue Formel-1-Rennen legen meist einen guten Start hin, doch danach wird es oft schwer, an den Erfolg anzuknüpfen - Mexiko hat dafür ein ganz eigenes Rezept

(Motorsport-Total.com) - Der Erfolg eines jedes neuen Grand Prix fußt in seinem ersten Jahr naturgemäß mehr auf der Neugier in den Standort als einem echten Interesse an der Formel 1. In den Folgejahren kann es daher schnell zum Problem werden, das anfängliche Interesse zu halten. Um das festzustellen, muss man nur einen Blick auf die Schwierigkeiten rund um Veranstaltungen wie jene in der Türkei, Indien oder Korea werfen.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg posierte beim Großen Preis von Mexiko 2015 mit Sombrero Zoom

Die Haltbarkeit der Formel 1 hängt von einem tragfähigen Geschäftsmodell ab, das die Fans Jahr für Jahr aufs Neue anlockt. 2015 war Mexiko der jüngste Neuzugang im Kalender und zog auf Anhieb 336.176 Besucher an drei Tagen in seinen Bann, nur der britische Grand Prix in Silverstone hatte mehr. Fans, Fahrer und Teams äußerten sich gleichermaßen begeistert, davon können andere Austragungsorte nur träumen.

Zwei unabhängige Studien haben gezeigt, dass der Große Preis von Mexiko der örtlichen Wirtschaft 232,8 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 204,2 Millionen Euro) eingebracht hat, hinzu kommen 277,8 Millionen US-Dollar (rund 243,6 Millionen Euro) der weltweiten Publicity. Zusammen mit dem Beitrag für den Umbau des Autodromo Hermanos Rodriguez, der sich einmalig auf 242,2 Millionen (212,4) belief, ergibt sich eine unglaubliche Summe von 753,3 Millionen US-Dollar (660,6 Millionen Euro).

Fünf-Jahres-Plan für den Großen Preis von Mexiko

Umso schwerer wird es, diesen stolzen Standards auch in diesem Jahr gerecht zu werden. Marketing-Direktor Rodrigo Sanchez sagt bei 'Autosport': "Das Rennen hatte den größten wirtschaftlichen Einfluss auf das Land seit der Fußball-Weltmeisterschaft (1986) oder vielleicht, seitdem die Formel 1 das letzte Mal hier war (1992; Anm. d. R.)." Die Regierung sei folglich sehr zufrieden und habe erkannt, wie gewinnbringend die Zusammenarbeit mit Privatfirmen wie der CIE (Corporación Mexicana de Entretenimiento) sein kann.

Hier seien die richtigen Leute, das Engagement und die nötigen Werkzeuge zusammengekommen, um etwas Großes auf die Beine zu stellen: "Es war etwas, worauf wir sehr stolz sind und das sehr gut war für Mexiko." Um daran festzuhalten, habe man gleich zu Beginn an einem Fünf-Jahres-Plan gearbeitet und nicht nur von Rennen zu Rennen gedacht, um das Event auf lange Sicht erfolgreich zu promoten, erklärt der Marketing-Experte.

Naturgemäß werde es viele Wiederkehrer geben, die ihre Erfahrung aus dem vergangenen Jahr positiv weitergeben. Doch Sanchez betont, dass es vor allem darauf ankomme, die Formel 1 "dem gemeinen Volk" näherzubringen. "Sie sollen verstehen, dass die Fahrer Athleten sind. Zwei Stunden in einem Rennauto zu sitzen, ist nicht zu vergleichen mit einer Sonntagsfahrt nach San Antonio in der selben Zeit."


Fotostrecke: GP Mexiko, Highlights 2015

Kostenlose Zeitung soll über Formel 1 informieren

Um die Werbetrommel für die Formel 1 innerhalb von Mexiko City anzukurbeln, werden die Interessenvertreter des Events eine kostenlose Zeitung produzieren, die in U-Bahnen, an wichtigen Straßenkreuzungen, Bushaltestellen und in Büros verteilt wird, zunächst monatlich und dann alle zwei Wochen im Laufe des Jahres.

"Das Gute daran ist, dass es eine sehr einfache, kleine Zeitung mit hochwertigen Informationen ist", sagt Sanchez. "Sie wird Poster enthalten, die die Kinder an ihre Wände hängen können. Es wird viele Infografiken geben, etwa darüber wie ein Boxenstopp funktioniert oder ein Formel-1-Auto aufgebaut ist." Man wolle niemanden zwingen, Romane zu lesen, sondern visuell ansprechend und schnell informieren. "Wir müssen den Menschen etwas über die Formel 1 beibringen. Dabei hoffen wir, ihr Interesse zu wecken."

Außerdem wollen die Veranstalter des Mexiko-Grand-Prix beim Ticketverkauf auf die verschiedenen Typen von Fans eingehen - und die Verteilung der Tribünen entsprechend darauf abstimmen. So sollen Motorsportfanatiker mit Gleichgesinnten auf einer Tribüne das Rennen verfolgen können, während die "Partyleute" auf einer anderen Tribüne ausgelassen feiern.


Nico Rosberg über das "Wahnsinnsrennen" in Mexiko

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"Wir wissen, dass wir nur diese eine Gelegenheit haben, den Fans etwas zu bieten. Wenn sie das falsche Ticket kaufen und nicht das bekommen, was sie sich erhoffen, kommen sie vielleicht nie wieder", gibt Sanchez zu bedenken. "Je mehr Informationen wir bereitstellen, desto wahrscheinlicher ist es, die Fangemeinde zu behalten." Mit diesen proaktiven Maßnahmen will Mexiko an den Vorjahreserfolg anknüpfen und hat damit einigen anderen Strecken so manches voraus.