Das war das Formel-1-Rennen in Mexiko-Stadt 2015: Rosberg ringt Hamilton nieder, schwarzer Tag für Vettel
Das schönste Podium des Jahres, ganz besonders für Nico Rosberg: Nach seiner bitteren Niederlage gegen Lewis Hamilton beim WM-Entscheider in Austin liefert der Mercedes-Fahrer in Mexiko-Stadt eines seiner besseren Wochenenden ab und gewinnt letztendlich souverän. Vor 134.850 Zuschauern fühlt er sich "wie ein Rockstar".
Dabei hat es am Freitag nicht nach Wunsch begonnen: Bremsdefekt in der Höhenluft, die offensichtlich nicht nur den Motoren (22 Prozent weniger Leistung auf gut 2.200 Meter) und der Fitness der Fahrer zu schaffen macht. Die erste Formel-1-Bestzeit nach 23 Jahren in Mexiko sichert sich Max Verstappen (Toro Rosso) - eigentlich illegal, weil er auf seiner schnellsten Runde die Strecke abkürzt.
Kimi Räikkönen geht mit Handicap ins Qualifying: Am Samstagmorgen verraucht jener Motor, den ihm Ferrari erst in Austin eingebaut hat. Seine Grid-Strafe (+35) ist aber nur ein Klacks gegen Jenson Button, der um 70 (!) Startpositionen nach hinten muss. McLaren-Honda bleibt der Running Gag der Formel 1.
Immer noch 5:12 im Qualifying-Duell gegen Hamilton, aber Rosberg hat in seiner Spezialdisziplin von 2014 wieder Oberwasser. In Mexiko-Stadt sichert er sich die vierte Pole-Position hintereinander, die 20. seiner Formel-1-Karriere. Hamilton schmeißt's im letzten Q3-Run mit einem Fahrfehler weg: "Ich hätte Nico gern noch attackiert."
Und Rosberg gewinnt, anders als in Austin, diesmal das Duell um die erste Kurve. Auch wenn Hamilton auf den ersten Metern um einen Tick besser wegkommt. Die Befürchtung von Mercedes-Boss Niki Lauda, dass es am Start krachen wird, bewahrheitet sich nicht.
Dafür scheppert's weiter hinten: Sebastian Vettel (Ferrari) lässt Daniel Ricciardo (Red Bull) im Duell um Platz vier (hinter Daniil Kwjat) zu wenig Platz. Die Rennleitung spricht keine Strafe aus, bewertet die Kollision als Rennunfall. Ricciardo kann unbeschadet weiterfahren, ...
... für Vettel aber beginnt ein Fiasko, wie er es in einem Rennen seit Jahren nicht erlebt hat, mit einem aufgeschlitzten rechten Hinterreifen. Nach dem Boxenstopp am Ende der ersten Runde ist er Letzter - und hat über 50 Sekunden Rückstand auf Spitzenreiter Rosberg.
Zu dem Zeitpunkt bereits ausgestiegen: Fernando Alonso. Der McLaren-Pilot weiß schon vor dem Start, dass sein Honda-Motor nicht halten wird, und erzählt das auch seinem größten Fan, König Juan Carlos. An den Start geht er "nur für die tollen Fans".
Valtteri Bottas und Felipe Massa (Williams) eröffnen in der achten beziehungsweise neunten Runde die Boxenstopps. Erster Verdacht: Die neue Strecke ermöglicht eine Einstoppstrategie. Dem ist nicht so, aber der frühe Reifenwechsel sollte sich für Williams trotzdem lohnen - weil die Medium-Reifen nach dem Boxenstopp schneller sind als die abgefahrenen Soft-Pirellis der direkten Konkurrenz.
Vettel liegt nach Brechstangen-Aufholjagd schon an elfter Stelle, als er sich in der 17. Runde dreht. Nach seinem Crash in der 51. Runde, auf Rang zwölf liegend, ist der Spuk endgültig vorbei. Der Ferrari-Pilot ärgert sich: "Unser Tempo war gut. Ich hätte die Mercedes vielleicht ärgern können."
Und es wird sogar der erste Ferrari-Doppelausfall seit Melbourne 2006: Bottas rächt sich im Finnen-Duell um Platz sechs an Räikkönen, der es eine Woche zuvor in Austin mit ihm genau andersrum gemacht hat. Später sagt Bottas: "Ich stecke natürlich nicht zurück." Und beteuert: "Es ist nichts Persönliches."
Kein Grand Prix ohne Mercedes-Kontroverse: Weil der Vorsprung auf Verfolger Kwjat mit fast einer halben Minute groß genug ist, wechselt der Silberpfeil-Kommandostand auf "Plan B" und holt Rosberg in der 46. Runde zu einem zusätzlichen Sicherheitsstopp. Hamilton muss logischerweise folgen - wittert aber seine große Chance und lässt die Crew eine Runde lang stehen, bevor er doch überzeugt werden kann. Technikchef Paddy Lowe ärgert sich: "Das war nicht korrekt von Lewis." Im Nachhinein betrachtet wäre Hamiltons Alleingang ohnehin nicht aufgegangen. Nach der Safety-Car-Phase wäre er als Führender mit viel zu alten Reifen Kanonenfutter für die Verfolger gewesen.
Felipe Nasr fährt hinter Teamkollege Marcus Ericsson auf Platz 14., als ihm in der 58. Runde die Bremsscheibe explodiert. Weil er die Sauber-Crew vorgewarnt hat, ist er nach dem Ausfall sauer: "Ich habe es ihnen ja gesagt. Ich bin nur heilfroh, dass es in einer langsamen Kurve passiert ist."
Das große Finish: Hamilton macht mit schnellsten Runden Druck, Rosberg reagiert und verlässt, wie schon in Austin, die Strecke. Sein Glück, dass Hamilton just im gleichen Moment das gleiche Missgeschick passiert. Hamilton stichelt bei der FIA-PK: "Diesmal gab's keine Windböen." Die hat Rosberg in Austin als Erklärung für seinen rennentscheidenden Fehler strapaziert.
Bottas gewinnt das Duell um Platz drei gegen Kwjat, fährt mit 14,5 Sekunden Rückstand auf Rosberg über die Ziellinie und 2015 zum zweiten Mal nach Montreal aufs Podium. Auffällig: Es ist wieder eine bremsenmordende Strecke, auf der der Finne zuschlägt.
Umjubelter Star des Tages ist Sergio Perez: Das Publikum feiert ihn mit Sprechchören ("Checo! Checo!"), als er im atemberaubenden Baseball-Stadion einen Toro Rosso überholt. Der Traum vom Podium wird aber nicht wahr, am Ende wird's Platz acht - 8,4 Sekunden hinter Teamkollege Nico Hülkenberg. "Ich hatte mit dem Safety-Car Pech", seufzt er. "Sonst wäre ich Fünfter oder Sechster geworden."
Spannend auch das Duell der Lotus-Piloten um Platz zehn. Am Ende setzt sich Romain Grosjean durch, der Pastor Maldonado 27 Runden lang im Nacken hat.
Der WM-Titel ist futsch, aber Rosberg kann zumindest wieder gewinnen. Und wegen Vettels erstem Crash-Ausfall seit Istanbul 2010 nimmt er zwei Rennen vor Schluss klar Kurs auf die Vize-WM: 21 Punkte Vorsprung für Sao Paulo und Abu Dhabi!
Das war das Formel-1-Rennen in Mexiko-Stadt 2015: Rosberg ringt Hamilton nieder, schwarzer Tag für Vettel