Wie es Vettel in der zweiten Saisonhälfte anlegen will

Sebastian Vettel gibt seine Strategie für die zwei Saisonhälfte Preis, will von einer angeblichen Red-Bull-Dominanz nichts wissen und erklärt das Red-Bull-Rezept 2013

(Motorsport-Total.com) - Abgesehen vom Ausfall in Silverstone, als der Weltmeister sogar in Führung lag, läuft diese Saison alles für Sebastian Vettel. Der Red-Bull-Pilot liegt vor dem Grand Prix von Ungarn 34 WM-Punkte vor seinem großen Widersacher Fernando Alonso, dessen Ferrari-Team zuletzt nur bedingt konkurrenzfähig war. Kimi Räikkönen fehlen inzwischen schon 41 Zähler auf den Heppenheimer.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel will sich auch 2013 nicht von äußeren Einflüssen ablenken lassen Zoom

Dennoch zeigt sich Vettel gewarnt. Zu viele Rennen stehen noch auf dem Programm, um sich in Sicherheit zu wähnen, zu viel kann beim aktuellen Punktesystem noch passieren - ein einziger Ausfall und ein Sieg Alonsos würde den Vorsprung des WM-Leaders auf nur neun Punkte zusammenschrumpfen lassen.

"Bei unserem Punktesystem kann sich rasch sehr viel tun", bestätigt Vettel. "Wir haben jetzt zwar eine sehr gute Ausgangslage inne, doch jetzt konzentrieren wir uns erst einmal auf Ungarn. Es bringt nichts, schon jetzt allzu sehr an die Meisterschaft zu denken."

Vettel wehrt sich gegen angebliche Dominanz

Dass manche im Fahrerlager bereits wieder von einer Red-Bull-Dominanz sprechen, die Überlegenheit sogar größer als in den vergangenen Triumphjahren sein soll, will Vettel nicht hören. "Das Wort Dominanz mag ich nicht", so der Red-Bull-Pilot, "weil es sich im Nachhinein sehr abgeklärt und kontrolliert anhört. Man hat es in Silverstone gesehen: Es kann ruck-zuck schiefgehen. Natürlich gibt es aus Fahrersicht wenig, was man tun kann, wenn die Technik nicht mitspielt. Trotzdem: So schnell kann es gehen. Das Team und ich sind auch nicht vor Fehlern gefeit."

Daher kann er auch mit den Stimmen wenig anfangen, Vettel wäre wegen überlegenen Materials so erfolgreich: "Es gibt keine Garantie dafür, dass die Leistung von mir, vom ganzen Team gebracht wird. Wenn es aber am Ende klappt und es springt ein gutes Ergebnis dabei heraus, dann haben wir das auch verdient. Das ist mein Ansatz."

"Wir konnten die Basis von 2012 weiter ausbauen." Sebastian Vettel

Bislang ist er mit der Arbeit seiner Truppe zufrieden, und erkennt sogar auf hohem Niveau noch regelmäßig Fortschritte: "Wir konnten die Basis von 2012 weiter ausbauen", auch wenn große Schritte aufgrund des engmaschigen Regelwerks kaum möglich seien. " Man versucht zwar sehr viel, aber dabei wird auch vieles wieder in die Tonne geschmissen, weil es nicht funktioniert."

Konstanz als Red-Bull-Rezept

Vor allem die Konstanz macht Red Bull dieses Jahr so stark, findet der dreifache Champion: "Mittlerweile haben wir ein Auto, das auf allen Strecken konkurrenzfähig ist. Von Monaco bis Silverstone. Wir waren vielleicht nicht überall die Schnellsten, aber immer schnell genug, um vor allem im Rennen ganz nach vorn zu fahren."

Wo es derzeit bei der Konkurrenz hakt, kann er nicht sagen. Daher könne er auch nicht einschätzen, wie schnell seine Rivalen das Ruder herumreißen können. "Deshalb kann ich nur auf uns schauen", setzt er auf seine bewährte Strategie. Doch wie legt Vettel nun die zweite Saisonhälfte an? "Die zweite Saisonphase wird extrem hart. Wir haben viele Rennen binnen weniger Wochen", weiß er um die große Herausforderung.


Fotos: Großer Preis von Ungarn


Vettel will nicht taktieren

"Volles Risiko wird manchmal überbewertet", meint er - und setzt eher auf "Attacke - so wie sonst auch". Es taktisch anzugehen, wäre aber seine Ansicht nach der falsche Weg. "Wenn du im Auto zu viel überlegst, ob das jetzt gut oder schlecht ist, ist der Zug vielleicht schon abgefahren und die optimale Position schon weg", glaubt er. "Wichtiger ist, dass man frei ist im Kopf und sich auf das Jetzt konzentriert. Nur so kann man das Optimum herausholen."

"Wenn du im Auto zu viel überlegst, ist der Zug vielleicht schon abgefahren." Sebastian Vettel

Der Deutsche ist jedenfalls gewarnt: "Ich denke, es ist nach wie vor sehr eng, auch wenn das der Punktestand nicht so widerspiegelt. Es gibt noch viele Autos, die im Rennen konkurrenzfähig sind und ähnlich stark sein können. In den vergangenen Rennen war es sicher nicht so, dass niemand sonst eine Chance gehabt hätte."