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Wie das Reglement die Arbeit eines Technikchefs verändert
Das neue Reglement hat Einfluss auf fast alle Bereiche in der Formel-1-Welt, doch Technikchef Pat Symonds erklärt, dass sich für ihn gar nicht so viel verändert hat
(Motorsport-Total.com) - Pat Symonds kennt alle Facetten der Formel 1. Seit 1982 ist der Brite in der Königsklasse tätig und hat seitdem alle möglichen Wandlungen der Serie miterlebt - von der Turboära über die Herstellerschlacht bis zu dem neuen Reglement 2009. Symonds kennt die Arbeit bei einem Weltmeisterteam wie Renault genauso wie die Arbeit bei einem Hinterbänkler wie Marussia. Seit einem halben Jahr ist Symonds nun Technikchef bei Williams und muss sich intensiv mit dem neuen Reglement beschäftigen.

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Pat Symonds geht das neue Jahr in altbewährter Manier an Zoom
Von Fahrer bis Motoreningenieur müssen sich die Beteiligten im Fahrerlager derzeit komplett umstellen - doch betrifft das auch den Technikchef? Symonds erklärt: "Ich finde nicht, dass sich die Rolle als solche stark verändert hat", sagt er gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Es ist wie bei jeder Form des technischen Managements: Es kommt darauf an, das Budget und die Ressourcen richtig aufzuteilen. Dieser Prozess läuft in den meisten Branchen wahrscheinlich relativ statisch ab. In der Formel 1 läuft es zwar ähnlich ab, aber alles ist viel schnelllebiger. Man muss sich ständig im Klaren darüber sein, in welche Richtung sich Reglement und Technik entwickeln."
Die Tatsache, dass es nun zu tiefgreifenden Regeländerungen gekommen ist, habe das Gesamtgefüge aber nicht nachhaltig beeinflusst. Denn laut Symonds komme es trotz der neuen Turbomotoren auch weiterhin enorm auf die Aerodynamik eines Boliden an. "Das heißt, dass über die Arbeit am Chassis noch immer sehr viel Performance gewonnen werden kann. Die Veränderungen beim Artikel 3 des Reglements (neue Dimensionen für aerodynamische Anbauteile; Anm. d. Red.) haben unsere Herangehensweise nicht grundlegend verändert."
Andere Regeländerungen würden da schon eine deutlich größere Rolle spielen. Symonds denkt dabei zum Beispiel an die Lockerung des Testverbots. "So mussten wir unsere Philosophie hinsichtlich geplanter Testfahrten überdenken", erklärt er. "Aufgrund der Kürze der Zeit waren wir bisher kaum im Windkanal testen. Es ist wirklich erstaunlich, wie weit wir trotzdem gekommen sind."
"Der Grund dafür ist: Wir hatten reichlich Zeit, uns Gedanken zu machen. Einen Windkanal 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche zu betreiben, ist einfach unerbittlich. Auf diese Weise bekommt man dreimal am Tag und das für sieben Tage die Woche einen Bericht aus dem Windkanal. Ich persönlich bevorzuge Auszüge daraus, aber dafür muss sich natürlich jemand durch sämtliche Berichte durcharbeiten."
Jetzt ist es in der Fabrik von Williams ein wenig anders. Der Windkanal läuft nicht mehr im Drei-Schicht-Betrieb, der Bereich Modellerstellung aber schon. "Das heißt, wir können nun über Nacht alle Teile für den nächsten Tag am Windkanalmodell anbringen. Das sind die Entscheidungen, die man vor dem Hintergrund des neuen Reglements treffen muss. Dinge wie, ob der Frontflügel nun ein bisschen breiter oder ein bisschen schmaler ist, betreffen einen als Manager nicht unbedingt."

