• 01.08.2011 13:07

Weltmeister Vettel: Geduld statt Dominanz

Auch als Zweiter war Sebastian Vettel wieder ein großer Gewinner - Dennoch machte er eine ernüchterte Feststellung

(Motorsport-Total.com/SID) - Die totale Dominanz ist vorbei, nun sind Geduld und Strategie gefragt: Das Ende des sieglosen Monats Juli hat Sebastian Vettel eine ernüchternde Erkenntnis gebracht. "Wir haben nicht mehr das schnellste Auto", sagt der Formel-1-Weltmeister nach seinem zweiten Platz von Budapest. Dabei hat das Ergebnis ihn zu einem großen Gewinner gemacht - bei 85 Punkten Vorsprung würden Vettel in den verbleibenden acht Rennen sogar nur dritte Plätze zur erfolgreichen Titelverteidigung reichen. Doch der Verlust seiner bis vor einem Monat währenden Überlegenheit hat Vettel zugesetzt: "Das nagt."

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel konnte auch mit Platz seinen Vorsprung ausbauen

Vom Material her plötzlich auf Augenhöhe mit der gut kopierenden Konkurrenz, entwickelt sich der 24-Jährige aber auch mental immer mehr zum wahren Champion. "Sebastian ist sehr reif gefahren", sagt Teamchef Christian Horner über den jüngsten Weltmeister der Geschichte. "Er weiß, dass an Tagen, an denen er nicht gewinnen kann, ein zweiter Platz kein Desaster ist."

Dies durchzuhalten, wäre bei gleichbleibenden Kräfteverhältnissen sicher Vettels größte Aufgabe für den Rest der Saison, schließlich könnten nur Ausfälle seinen zweiten Titel noch ernsthaft gefährden. Dabei fällt es dem extrem ehrgeizigen Champion schwer, sich im Zaum zu halten. "Wenn ich Rennen fahre, rechne ich nicht", stellt er klar. "Und mein Ziel sind keine zweiten und dritten Plätze. Wir müssen zusehen, dass wir wieder Rennen gewinnen."

Die vierwöchige Sommerpause, in der alle Werke zwei Wochen geschlossen werden müssen, beginnt für sein Red-Bull-Team deshalb mit harter Arbeit. "Es wird nötig sein, eine kleine Pause einzulegen und etwas Abstand zu gewinnen, aber vorher müssen wir herausfinden, warum wir hier und da gegenüber McLaren und Ferrari verloren haben", fordert er. "Wir werden diese Woche Vollgas geben", verpricht Horner. "Und dann laden wir unsere Batterien auf und kommen in guter Form zurück."


Fotos: Großer Preis von Ungarn


Das Problem der "Bullen": Die Konkurrenz hat gut spioniert und noch besser kopiert. "Wenn ich mich hier so umsehe, kommen mir einige Sachen bei anderen Autos sehr bekannt vor", sagt Vettel. Vor allem das angehobene Heck verschafft nun nicht mehr exklusiv dem Red Bull mehr Abtrieb.

Dass man jederzeit reagieren kann, bewies das Weltmeister-Team aber schon in Ungarn. Nach einem mäßigen Training wurden die Autos in einer Nachtschicht bis fünf Uhr morgens umgebaut. Die entscheidenden Impulse hierfür kamen aus dem Werk in England, wo die Simulator-Crew ständig tüftelt. Sie soll auch vor dem nächsten Rennen am 28. August in Spa-Francorchamps wichtige Informationen liefern.

Doch auch wenn Vettel aktuell nicht mehr der Schnellste ist, konstant ist er immer noch. Lewis Hamilton dominierte nach seinem Nürburgring-Sieg auch in Budapest fast 50 Runden nach Belieben, nach einem Fahrfehler, einer Fehlentscheidung im Reifenpoker und einer Durchfahrtstrafe blieb ihm aber nur Rang vier.

¿pbvin|512|3931||0|1pb¿So war Teamkollege Jenson Button der triumphierende Sieger - beim 200. Start an der Stätte seines ersten Erfolges 2006. "Diesen Tag werde ich niemals in meinem Leben vergessen", sagte der Weltmeister von 2009, den die Medien als "neuen Professor" ('Daily Mail') oder "Wunder" und "Zauberer" ('Corriere dello Sport') bezeichneten.

Ernüchternd verlief das Rennen für die anderen deutschen Piloten. Nick Heidfeld sprang glücklicherweise unverletzt aus seinem brennenden Renault, auch Michael Schumacher (technischer Defekt), Adrian Sutil (14.) und Timo Glock (17.) blieben ohne Punkt. Nico Rosberg belegte in seinem 100. Rennen nur Rang neun.

Die Sorgen von Sebastian Vettel hätten sie alle gerne. So sah es auch Button und munterte den angefressen wirkenden WM-Spitzenreiter auf: "Wir hinken dir doch alle noch weit hinterher."