• 09.09.2003 11:22

Weber: "Michael kann mit dem Druck umgehen"

Der Schumacher-Manager spricht im Interview über die Reifendiskussion, den Kampf um den WM-Titel und Monza

(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Am vorigen Sonntag gab es auf dem Nürburgring den Michael-Schumacher-Fan-Tag. Trotz schlechten Wetters sind 26.000 Fans gekommen. Hat Sie dieser Andrang überrascht?"
Willi Weber: "Ich war sehr überrascht. Diese Kulisse war absolut überwältigend, sensationell."

Titel-Bild zur News: Schumacher und Weber

Michael Schumacher und Willi Weber beim Fantag auf dem Nürburgring

Frage: "Die Formel-1-WM ist in diesem Jahr spannend wie selten zuvor, die ersten drei Fahrer sind nur durch zwei Punkte getrennt. In den letzten Wochen redete aber jeder nur über die Reifen und kaum jemand über die spannende WM. Ärgert Sie das?"
Weber: "Es ärgert mich schon ein bisschen, weil ich nicht glaube, dass man den Reifen so sehr einbeziehen sollte. Ich ärgere mich, dass wir in diesem Jahr nur ein Regenrennen hatten. Wenn es öfter geregnet hätte, wäre die ganze Diskussion gar nicht aufgekommen. Wir hätten jedes Regenrennen mit Bridgestone gewonnen, dann würde es auch in der WM anders aussehen. Ich habe nichts dagegen, dass es spannend ist, obwohl ich glaube, dass wir die WM im letzten Rennen entscheiden werden, und zwar für Ferrari und Michael Schumacher."

Frage: "Was macht Sie so sicher, dass Michael es auch in diesem Jahr schafft und sich gegen seine Verfolger Juan Montoya und Kimi Räikkönen durchsetzt?"
Weber: "Ein fünfmaliger Weltmeister kennt den Druck, er hat das fünfmal hinter sich gebracht. Ich würde nicht sagen, dass es Routine ist, aber er kann damit umgehen. Ich bin sicher, dass die Neulinge in dieser Situation unter diesem Stress und dem Druck, den sie sich selbst auferlegen, Fehler machen."

Frage: "In den letzten Rennen war Michael Schumacher aber vor allem im technischen Bereich unterlegen. Sein Ferrari konnte nicht mithalten mit den Autos der Konkurrenz. Macht Ihnen das Angst, oder sind Sie zuversichtlich, dass auch Ferrari noch mal zurückkommt?"
Weber: "Nein, ich habe überhaupt keine Angst. Ich kenne die Ressourcen von Ferrari, ich weiß, zu was Ferrari in der Lage ist. Wir haben zuletzt in Monza gesehen, am Ende der drei Testtage war Michael Schnellster. Das zeigt mir, was man noch alles tun kann. Ich möchte nicht sagen, dass wir schlechter wurden, aber die anderen sind einfach besser geworden. Sie haben Vorteile gefunden und genutzt. Aber ich gehe davon aus, ab Monza sind wir wieder da."

Frage: "Noch einmal zurück zur Diskussion um die Michelin-Reifen. Ferrari-Teamchef Jean Todt hat sogar eine nachträgliche Disqualifikation der Michelin-Teams gefordert. Haben Sie Angst, dass sich die Formel 1 von der Strecke in den Gerichtssaal verlagert?"
Weber: "Ich glaube und hoffe es nicht. Ich hoffe, dass wir ganz schnell wieder zum Sport zurückkehren. Wir haben eine WM, die seit vielen Jahren nicht mehr diese Spannung geboten hat. Das sollten wir nicht auf Nebenkriegsschauplätzen verwässern."

Frage: "Der Automobil-Weltverband FIA hat zwischen zwei Rennen in einer laufenden Saison jetzt seine Regelinterpretation geändert und will in Monza erstmals auch nach dem Rennen die Reifenbreite kontrollieren. Ist das in Ordnung?"
Weber: "Ich glaube, dass die Interpretation nicht ganz klar war. Es stand im Regelbuch nicht, dass der Reifen auch nach dem Rennen eine bestimmte Breite nicht überschreiten darf. Man hat jetzt festgestellt, dass das ein Fehler war. Die FIA hat darauf jetzt reagiert."

Frage: "Wie lautet Ihr Tipp für Monza?"
Weber: "Mein Tipp ist ganz klar. Es wird ein Doppelsieg für Ferrari, dahinter sehe ich einen BMW-Williams-Piloten."