Webbers Motivation ungebrochen

Mark Webber geht topmotiviert in die neue Saison und will noch längere Zeit in der Formel 1 bleiben - In Melbourne wird der Grundstein für den Rest der Saison gelegt

(Motorsport-Total.com) - Durch die Bahrain-Absage wurde Melbourne zum Schauplatz des ersten Rennens für die neue Saison. Das spielt Mark Webber in die Karten, der nach einem starken Jahr 2010 vor heimischer Kulisse fahren wird. Trotzdem geht der Australier ruhig in das Rennwochenende, obwohl seine Fans einiges erwarten. Der Routinier ist bereits vor Ort und stapelt vor dem Auftakt tief. Die Motivation ist aber so groß wie immer.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Der Australier Mark Webber ist hungrig nach Erfolgen und freut sich Melbourne

"Es ist einfach", antwortet er bei 'The Age' auf die Frage, ob der Hype um ihn den Druck verstärkt. "Wir haben 19 Rennen in diesem Jahr. Melbourne ist für alle Teams ein wichtiges Rennen, für mich persönlich natürlich auch. Vermutlich ist das Interesse, dass ich mehr als normal machen muss, um fünf Prozent höher. Wenn ich den Helm aufhabe, macht es keinen Unterschied wo man fährt. Ein Sieg ist immer schön, egal wo man ihn erringt."

Red Bull hat sich bei den Wintertestfahrten stark präsentiert und ist für viele Beobachter neben Ferrari der Favorit. Webber blickt der neuen Saison zuversichtlich entgegen, denn das Team ist gut vorbereitet. "Wir hatten einen produktiven Winter. Für alle Team ist es vor dem ersten Rennen immer eine nervöse Zeit."

¿pbvin|512|3523|webber|0|1pb¿Das Wetter könnte den Auftakt stark beeinflussen. Derzeit regnet es beinahe täglich in der Metropole. Für das Wochenende liegt die Regenwahrscheinlichkeit bei 30 Prozent. "Es ist klar, dass wir wechselhaftes Wetter haben werden. Wir werden daher vielleicht nicht genau sehen, wo wir genau stehen", schätzt Webber im Falle einer Regenlotterie.

"Wir haben uns im Winter eine gute Basis geschaffen. Ohne Zweifel haben wir starke Rivalen, aber wir machen uns keine Sorgen, dass wir in irgendeinem Bereich hinterherhinken. Man kann sich immer verbessern, aber wir fühlen uns sehr gut vorbereitet." Trotz der Regeländerungen rechnet Webber an der Spitze mit den üblichen Verdächtigen.

Asien-Rennen der Grundstein der Saison

"Natürlich möchte ich gewinnen. Es werden die üblichen Leute vorne dabei sein. Die neuen Reifen stehen sicher im Fokus des Interesses. Niemand weiß genau, wie gut oder schlecht sie im Rennen funktionieren werden. Es ist aber für alle gleich. In den ersten drei Rennen müssen wir unsere Visitenkarte abgeben. Das Team weiß das. Dann haben wir eine Plattform, auf der wir in Europa aufbauen können."

Mark Webber

Der Red Bull RB7 hat sich bei den Wintertestfahrten sehr stark präsentiert Zoom

"Wir legen in Asien den Grundstein für den Rest der Saison. Melbourne ist sehr wichtig. Es steht aber nicht alles auf diem Spiel, wie ich im vergangenen Jahr gezeigt habe. Nach einem schwierigen Saisonstart war ich nach vier Rennen wieder vorne dabei. Es ist ein Marathon. Niemand hatte eine große Führung. Vettel hat die WM nur in einem Rennen angeführt, nämlich im letzten. So läuft das eben."

Rücktritt noch lange nicht in Sicht

Es kamen in den letzten Monaten immer wieder Gerüchte auf, wonach Webber seine Karriere bald beenden wird. Bei Red Bull haben alle Schlüsselpersonen ihre Verträge bis 2014 verlängert. Der Routinier ist davon die Ausnahme. Bei Toro Rosso scharrt schon sein Landsmann Daniel Ricciardo in den Startlöchern. Beim Schwesterteam von Red Bull wird der Youngster die Freitagstrainings bestreiten.

"Zu einem gewissen Grad gefällt mir die Rolle des Underdog." Mark Webber

"Er kann sich sehr gut schlagen", schätzt Webber seinen Landsmann ein. "Es wartet in den kommenden Jahren noch viel Arbeit auf ihn, aber er hat sich in den Nachwuchsformeln eine tolle Basis geschaffen." Von einem baldigen Abschied will der 34-Jährige nichts hören. Im Gegenteil, Webber fühlt sich fit und kann sich noch weitere Jahre in der Königsklasse vorstellen.

"Ich genieße es. Man muss das tun. Wenn Red Bull spürt, dass ich nicht mehr diese Leidenschaft habe, dann wird mir das nicht helfen. Die Vertragsverhandlungen könnten recht interessant werden. Ende Januar habe ich ein Trainingcamp absolviert. Ich bin mit meinem Fahrrad gefahren und habe mir gedacht, dass ich mich gut und sensationell fühle."

Spaß am Training

"Es war nicht nur an diesem Tag so. Ich sehe mich noch etwas länger in diesem Sport. Ich bin wieder hungrig danach, es ist toll. Versteht mich nicht falsch, ich hatte kein Motivationsproblem, aber es war einfach eine lange Saison. Ich wollte bei diesem Camp sehen, wie es läuft. Am Abend habe ich zu meiner Freundin Annie gesagt, dass ich den Sport noch länger machen kann. Das war ein wichtiger Punkt für mich. Nun müssen Resultate kommen."

¿pbvin|512|3348|webber|0|1pb¿Ein großer Gegner wird sein Teamkollege Sebastian Vettel sein. Viele sehen ihn nach dem Titelgewinn als klare Nummer eins im Team, obwohl Besitzer Dietrich Mateschitz Stallorder und Bevorzugung immer ausgeschlossen hat. "Wenn ich hungrig bin und die Leidenschaft habe, dann kann ich diese Jungs jede Woche schlagen", ist Webber überzeugt.

"Zu einem gewissen Grad gefällt mir die Rolle des Underdog. Die Gegner werden sich nicht zurückhalten und ich werde auch nicht jünger. Es gibt aber genug Fahrer, die mit Mitte 30 noch Rennen gewonnen haben. Es ist eben so passiert, dass wir mit Sebastian einen jungen Weltmeister haben."

"Kann bis 40 meine Leistung bringen"

"Ich habe alle Zutaten beisammen und will es schaffen. Wenn die Resultate da sind, muss ich einen Weg finden, dass ich es lange durchhalten kann. Das ist eine knifflige Frage. Ich kriege Gänsehaut, wenn ich an Rennen denke. Sobald auf dem Monitor meine Zeiten aufscheinen, für die ich gekämpft habe, ist es ein sensationelles Gefühl. Ich liebe das."

2009 und 2010 konnte sich Webber mit Red Bull an der Spitze etablieren. In all den Jahren davor kämpfte er bei Mittelfeldteams und feierte kaum zählbare Erfolge. "Es gab Zeiten in der Mitte meiner Formel-1-Karriere, da wurde ich geschlagen und es machte mir nicht viel aus. Das war kein gutes Zeichen. Es ist eigentlich ein schlechtes Zeichen, wenn man nicht das gewisse Extra in die Waagschale wirft."


Fotos: Mark Webber, Testfahrten in Barcelona


"Aber wenn man die Chancen hat, wie ich sie in den vergangenen Jahren vorgefunden habe - hat man nicht die richtige Mentalität, wird man aufgefressen. Dann ist es vorbei. Fernando und die anderen Jungs würden dich jedes Wochenende zerstören. Wenn ich all diese Prozesse unter einen Hut bringe, geht es nur im die letzten Zentimeter. Wenn es läuft, dann bin ich bereit. Ich bin körperlich bereit und mental motiviert."

"Ohne Zweifel könnte ich bis 40 auf einem guten Level meine Leistung bringen. Es ist aber ungewiss, ob ich das tun werde." In Melbourne wird Webber seinen 157 Grand Prix in Angriff nehmen. Sechs davon hat er gewonnen. Noch nie hat ein Australier bisher sein Heimrennen für sich entscheiden können.