• 04.09.2008 17:16

  • von Roman Wittemeier

Webber: "Eau Rouge fordert immer noch Respekt"

Mark Webber beschreibt die Herausforderung "Eau Rouge" in Spa-Francorchamps: "Es geht voll, aber ist spektakulär und beeindruckend"

(Motorsport-Total.com) - Durch Einheitsreifen, größere Auslaufzonen, reduzierte Motorleistung und nicht zuletzt ausgefeiltere Aerodynamik haben viele Schreckens-Passagen der Formel 1 an Gefahrenmoment verloren, doch herrscht an manchen Stellen immer noch erhöhter Adrenalin-Ausstoß. Die legendäre "Eau Rouge" in Spa-Francorchamps ist eine solche Stelle. Waren es früher nur die wagemutigen (oder lebensmüden?) Piloten, die den Gasfuß in der steilen Bergab- und Bergauf-Passage in den Ardennen ganz unten ließen, geht die Kurve seit Jahren problemlos mit Vollgas.

Titel-Bild zur News: Eau Rouge

Markenzeichen der Ardennen-Achterbahn: Die gefürchtete Eau Rouge

Doch nach wie vor haben die Fahrer der Königsklasse größten Respekt vor dem Highspeed-Abschnitt. "Mit einem Formel-1-Auto dort hindurch zu fahren, ist einfach großartig", beschrieb Mark Webber gegenüber 'autosport.com'. Weiter erklärte der Australier: "Es ist spektakulär. Du tauchst richtig in die Senke. Jemand, der es nie in der Realität gesehen hat, weiß gar nicht, wie steil es dort wirklich bergab geht. Dann gibt es unten die Kompression und anschließend kletterst du die Wand hoch, bis du oben angekommen bist."#w1#

Der Eindruck des Red-Bull-Piloten trifft genau den Punkt: Die Höhenunterschiede auf der Ardennen-Achterbahn werden durch Fernsehkameras kaum widergegeben. Fast alle Besucher der Strecke staunen beim ersten Blick über die steilen Anstiege und das mächtige Gefälle. "Es ist beeindruckend. Du riechst das Holzbrett unter dem Auto, wenn du dort mit weit über 300 km/h auf der Kuppe ankommst." Die Einzigartigkeit der Streckenpassage mache es aus, das Spa-Francorchamps nach wie vor einen solche besonderen Ruf genieße.

Eau Rouge: Vollgas, bei voller Konzentration

Eau Rouge

Die Fahrt gen Himmel: Eau Rouge beeindruckt durch extreme Steigungen Zoom

"Es geht dort um das Gefühl. Die Herausforderung ist nicht mehr die gleiche wie früher. Früher mit den V10-Motoren waren wir wirklich am Limit, in Zeiten des Reifenkrieges extrem schnell. Heutzutage sind die Autos dort viel stabiler. Aber sicherlich wünschst du dir immer, dass dein Auto dort heile bleibt. Sonst kannst du dort nach wie vor einen harten Einschlag erleben, wenn du ein mechanisches Problem hast. Wenn du dort ankommst, solltest du Respekt haben. Du musst dich auf deine Linie konzentrieren, sie genau treffen und dann gut oben herauskommen. Das ist alles ganz schnell vorbei."

Die Sicherheitszonen sind in den vergangenen Jahren immer wieder verbessert worden, dennoch gab es an der Stelle in den vergangenen Jahren haarsträubende Abflüge zu sehen. Man erinnere sich an Jacques Villeneuve 1999 (Zitat: "Ein geiler Crash!"). Webber beschrieb: "Wir alle mögen Adrenalin und Gefahr, deswegen fahren wir diese Autos. Wir lieben es. Es wäre verrückt, dort eine Mauer aufzustellen, die im 90-Grad-Winkel zur Strecke steht. Wir sollten die Barrieren auf keinen Fall verändern, um es wieder gefährlicher zu machen."

"Niemand will Leute sehen, die mit einem Hubschrauber in die Klinik geflogen werden und dort vielleicht nie mehr heraus kommen. Man hat dort einen guten Kompromiss gefunden. Man kann dort immer noch heftig abfliegen, wenn etwas falsch läuft, wenn der Reifendruck nicht stimmt, oder die Bodenplatte aufsetzt. Natürlich wird es immer wieder Leute geben, die sagen, dass es früher gefährlicher war. Aber was Senna und Co. dort veranstaltet haben war noch gar nichts im Vergleich zu dem, was Jack Brabham dort leisten musste. Der Sport entwickelt sich weiter. Die wahren Helden gab es in den 60er und 70er Jahren."