Klien: "Wer Spa sagt, meint Eau Rouge"

BMW Sauber F1 Team Testfahrer Christian Klien beschreibt die spektakulärste Kurve der Formel 1 aus der Cockpitperspektive: Eau Rouge

(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Wochenende gastiert die Formel 1 im belgischen Spa-Francorchamps, auf der vielleicht letzten echten Mutstrecke des Rennkalenders. Absolutes Highlight des Ardennenkurses ist die Senke Eau Rouge kurz nach Start und Ziel, die über die Jahre zwar an Würze verloren hat, aber immer noch eine einzigartige Faszination ausübt.

Titel-Bild zur News: Eau Rouge

Eau Rouge ist mit Sicherheit die berühmteste Kurve der Formel 1

"Wer Spa sagt, meint zumeist Eau Rouge", sagt Christian Klien - und der muss es wissen, schließlich ist er beim Belgien-Grand-Prix 2004 in die Punkte gefahren. "Diese Kurve ist nach wie vor eine der anspruchsvollsten im Kalender. Alleine der Höhenunterschied zwischen Kurvenein- und -ausgang ist riesig. Das Ganze ist viel steiler, als man es im Fernsehen vermuten möchte. Darin liegt auch die Herausforderung für die Fahrer."#w1#

Die Legende von den G-Kräften

Klien und Co. kommen nach einem Bergabstück fast mit voller Geschwindigkeit bei Eau Rouge an, ehe einige atemberaubende Sekunden folgen: "Zuerst drückt es dich unten in der Senke mit drei bis vier g in den Sitz, was sehr unüblich ist. Früher soll es einem da durch die G-Kräfte die Füße seitlich von den Pedalen gedrückt haben. Heute ist es bei der Pedalerie so eng, das das rein physisch gar nicht mehr geht", erklärt Klien.

"Der schwierigste Teil ist der Ausgang, wo man links über eine Kuppe aus Eau Rouge wieder raus muss. Als Fahrer siehst du da durch die niedrige Sitzposition rein gar nichts - nur den Himmel. Du kannst nur instinktiv einlenken und voll am Gas bleiben. Wenn sich am Start da jemand dreht, siehst du ihn ziemlich sicher erst, wenn es schon kracht", meint der Österreicher weiter. Von vielen anderen wurde dieses Szenario auch schon als Achterbahnfahren beschrieben.

Locker voll, auch mit viel Gewicht

"Die ultimative Mutprobe ist Eau Rouge seit ein paar Jahren allerdings nicht mehr", so Klien. "Die Kurve und alle Auslaufzonen sind asphaltiert wie ein riesiger Parkplatz. Du kannst deswegen auch Fehler machen, ohne gleich abzufliegen. Und alle Piloten fahren die Eau Rouge seither voll - ohne Ausnahme. Selbst mit vollem Tank und ganz neuen Reifen lupft kaum einer. Das musst du auch, um nicht wahnsinnig viel Zeit zu verlieren, denn danach folgt die lange Kemmel-Gerade."

Und weiter: "In Summe fahren wir hier 24 Sekunden lang Vollgas, das sind fast zwei Kilometer. Das gibt es sonst auf keiner anderen Strecke im ganzen Jahr. Jedes km/h weniger durch Eau Rouge brennt einem daher gleich ordentlich Zeit drauf. Ein wenig heikler ist die Sache natürlich im Regen. Durch den dichten Ardennenwald trocknet die Strecke auch nie richtig ab, wenn sie mal nass ist. Und geregnet soll es in Spa ja ab und zu schon haben..."