Was im Nirgendwo sonst noch geschah

Die Boulevard-Revue aus Frankreich über "Easy Rider" Patrick Head, Flavio und seine Elisabetta, EM-Fieber im Paddock und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Wie oft haben wir von Bernie Ecclestone schon gehört, dass Magny-Cours aus dem Rennkalender gestrichen wird? Es ist uns entfallen - aber sehr oft! Und doch kommt die Formel 1 immer wieder an die Rennstrecke in der Nähe des Städtchens Nevers, wo es bis auf weidende Kühe und grüne Wiesen nicht wirklich etwas zu sehen gibt.

Titel-Bild zur News: Red Bulls Energy-Station

Magny-Cours ist trist, wurde aber dank Red Bull zumindest optisch aufgeputzt

Nach den Glamour-Grands-Prix von Monte Carlo und Montréal ist Magny-Cours der totale Kontrast: Die Strecke liegt mitten im französischen Nirgendwo, zweieinhalb Stunden von Paris entfernt. Die Meinungen im Fahrerlager sind geteilt: Manche hassen den Circuit de Nevers wegen der totalen Abgeschiedenheit, andere lieben ihn gerade deswegen. "Hier bleiben abends wenigstens alle zusammen, weil es sonst eh nichts zu tun gibt", sagte etwa BMW Motorsport Direktor Mario Theissen.#w1#

"Easy Rider": Patrick Head

Viele nutzen die Gelegenheit auch für einen kleinen Road-Trip, so zum Beispiel Williams-Teilhaber Patrick Head, der gemeinsam mit zwei Freunden auf dem Motorrad angereist kam: "Das hat Spaß gemacht", grinste der 62-Jährige. "Wir blieben unterwegs bei einem netten Chateau stehen und genossen einfach die Fahrt. Aber ich glaube nicht, dass James Toseland von unserem Speed beeindruckt gewesen wäre!"

James Toseland

James Toseland hat es Pressesprecherin Claire Williams mächtig angetan Zoom

James Toseland, das ist jener britische MotoGP-Fahrer, der am Sonntag bei seinem Heimrennen in Donington gleich in der ersten Kurve stürzte. Der Yamaha-Pilot hatte der Williams-Fabrik am Dienstag einen Besuch abgestattet. "Er fuhr im Simulator, schaute sich das Museum an, schrieb Autogramme - er war einfach toll", schwärmte Pressesprecherin Claire Williams - ja, das ist Franks Tochter - von ihrem Landsmann. Übrigens, Claire: James ist noch Single!

Für Head war das Abenteuer Motorrad jäh beendet, denn als er am Freitagmorgen auf seine BMW R 1100 S aufsteigen wollte, sprang diese nicht mehr an - das Formel-1-Urgestein hatte vergessen, die Seitenlichter auszuschalten, und stand so auf einmal mit leerer Batterie da. Doch zum Glück sind wir ja in der Königsklasse keine armen Spucker, sodass er sich den Mercedes von seinem Partner Frank Williams ausleihen konnte, um rechtzeitig zum Training an der Strecke zu sein.

Lieber Wohnmobil als Luxushotel

Sebastian Vettel hatte solche Sorgen nicht, denn der Toro-Rosso-Youngster, der 2009 für Red Bull fahren wird, reiste wie zu allen Europarennen mit seinem Concorde-Wohnmobil an: "In Magny-Cours gibt es ja ohnehin nicht so tolle Hotels", schmunzelte er. "Ich kann im Concorde viel besser relaxen als im Hotel, alles ist perfekt auf mich zugeschnitten." Kein Wunder bei der Ausstattung: Küche, Dusche, Tisch mit Ledersesseln, Kingsize-Bett und natürlich Flachbildfernseher.

Wohnwagen

In so einem Wohnmobil reist Sebastian Vettel zu allen Rennen in Europa Zoom

Nicht ganz so bequem hatte es Kazuki Nakajima bei seiner Fahrt von einem PR-Termin in Paris zurück nach Magny-Cours - 250 Kilometer auf der Autobahn. Aber der Japaner pochte auf sein Standing als Formel-1-Star und überließ Claire Williams und Account-Manager Phil Kennard das Steuer und legte selbst auf der Rückbank ein Nickerchen ein. Ob er auch am Rennsonntag gepennt hat, als er nur 15. wurde?

Das gesellschaftliche Highlight des Magny-Cours-Wochenendes war, als am Donnerstagabend das ganze Fahrerlager auf den Beinen war, um das Fußball-EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Portugal zu schauen. Michael Ballack und Co. schlugen die Wunderkicker um Cristiano Ronaldo in einem atemberaubenden Match mit 3:2 und inspirierten damit Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "So müssen wir es am Sonntag auch machen!"

Deutsche fieberten mit Ballack und Co.

Nick Heidfeld feierte den Erfolg während des Freitagstrainings mit einem Deutschland-Schal: "Ich bin extra hier an der Strecke geblieben, weil ich im Hotel kein Fernsehen habe. Ich habe das Spiel mit dem Team geschaut", grinste der BMW Sauber F1 Team Pilot. "Es war ein extrem gutes Spiel. Ich hatte nur die zwei Spiele davor gesehen, aber da dachte ich, wenn sie so weiterspielen, dann wird das nichts. Gestern war es jedoch komplett anders. Sie haben sensationell gespielt."

Nick Heidfeld

Das Fußballfieber grassierte am Donnerstag im Paddock von Magny-Cours Zoom

In der ersten Halbzeit war auch Sebastian Vettel noch Gast bei seinem Ex-Arbeitgeber, dann wechselte er doch ins Red-Bull-Motorhome. Der Youngster, selbst begeisterter Hobbykicker, freute sich natürlich riesig über das Ergebnis: "Man hat gesehen, dass die Jungs Fußball spielen können", lobte er die spielerische Leistung der kampfstarken DFB-Elf. "Ich bin ein echter Fußballfan und stehe zur deutschen Mannschaft."

Von einem "schönen Spiel" sprach auch Timo Glock: "Ich habe vorher noch gesagt, dass sie ein bisschen zulegen müssen - anscheinend haben sie auf mich gehört und das gemacht! Es war spannend bis zum Schluss." Und Adrian Sutil analysierte: "Es war ein unglaubliches Spiel, spannend und aufregend. Die deutsche Mannschaft hat ein Superspiel gemacht, mit dem niemand gerechnet hätte. Wenn es drauf ankommt, können sie wirklich etwas auspacken und ihre Leistung abrufen."

"Schumi" will zum EM-Finale

Übrigens: Das Finale, für das die Deutschen im Halbfinale Kroatien oder die Türkei schlagen müssten, findet am 29. Juni im Wiener Ernst-Happel-Stadion statt. An jenem Wochenende steigt kein Formel-1-Grand-Prix, sodass Vettel und Co. genug Zeit haben werden, sich das Spiel - hoffentlich mit deutscher Beteiligung - anzusehen. Michael Schumacher hat sogar angekündigt, dass er sich das Match am liebsten live im Stadion zu Gemüte führen würde...

Giancarlo Fisichella

Giancarlo Fisichella spielte mit einigen Kumpels bei Red Bull Tischfußball Zoom

Nico Rosberg sagte sogar extra sein traditionelles Barbecue am Donnerstagabend ab, um der deutschen Mannschaft die Daumen zu drücken. Der Williams-Pilot spielt auch selbst gerne Fußball, vorzugsweise mit den Nazionale Piloti um Michael Schumacher. Giancarlo Fisichella beschränkte sich indes im Red-Bull-Motorhome auf Tischfußball - und machte es wesentlich besser als seine Squadra Azzurra, die am Sonntagabend gegen Spanien aus dem Turnier flog.

Selbst Bernie Ecclestone, Partner von Flavio Briatore beim Londoner Premier-League-Klub Queens Park Rangers, wurde vom Fußballfieber gepackt, allerdings drückte der Brite nicht den Deutschen die Daumen, sondern dem kroatischen Nationalteam - seine Ehefrau Slavijca, ein Ex-Model, das um mindestens zwei Köpfe größer ist als er selbst, ist Kroatin. Die Ecclestones jetteten extra nach Wien, um das Spiel im Stadion zu verfolgen, sahen aber einen Sieg der Türken - im Elfmeterschießen.

Handyverbot für "Nelsinho" Piquet

Neben diversen Stars und Sternchen, von denen wir in Monte Carlo und Montréal verwöhnt wurden, fehlte in Magny-Cours auch Nelson Piquet, der Vater des zweiten Renault-Piloten. Piquet verzichtete aber nicht etwa auf den Trip nach Frankreich, um das derzeit erfolglose brasilianische Fußballteam in der WM-Qualifikation zu unterstützen, sondern vielmehr auf Anweisung von Flavio Briatore - Nelson Jr. soll sich nämlich auf das konzentrieren, was er am besten kann: Rennfahren.

Formula Unas

Und da soll noch einmal jemand sagen, Magny-Cours habe nichts zu bieten... Zoom

Die Briatore-Verbote für den in die Kritik geratenen Formel-1-Rookie gingen sogar noch weiter: kein Handy, keine Freundin, keine Partys - ein Jammer, liebt es der 22-Jährige doch so, abends im Hotel sein Notebook anzuwerfen, um stundenlang mit Freunden zu chatten oder im Internet zu surfen. "So kann ich Kontakt mit meinen Kumpels halten, obwohl ich ständig unterwegs bin", erklärte Piquet Jr., liebevoll "Nelsinho" genannt.

Keine Gedanken um seine Zukunft muss sich Montréal-Sieger Robert Kubica machen, denn der Pole wird neuerdings sogar mit Ferrari in Verbindung gebracht. "Reine Spekulation", sagen die einen, doch vielleicht ist ja doch was dran: Im umfangreichen Media-Guide des Ferrari-Teams für die Journalisten wird der BMW Sauber F1 Team Pilot seit seinem Premierentriumph als Ferrari-Sieger geführt! "Das hätten die wohl gerne", grinste Mario Theissen. Sigmund Freud lässt grüßen...

Freud lässt grüßen: Kubica ein Ferrari-Sieger?

Sportlich kam Kubica in Magny-Cours nicht über Platz fünf hinaus - da war die Euphorie von Montréal natürlich schnell wieder verflogen. Andererseits hatte man sowieso den Eindruck, dass der Premierensieg für den 23-Jährigen die reinste Selbstverständlichkeit war, denn während das gesamte Team am Sonntagabend in Kanada die Nacht zum Tag machte, zog er es vor, direkt nach Hause zu fliegen und zu trainieren.

Stefano Domenicali und Jean Todt

Jean Todt im Gespräch mit seinem Nachfolger Stefano Domenicali Zoom

Zu feiern gab es am vergangenen Wochenende wenigstens den 55. Geburtstag von Technikchef Willy Rampf, dem geistigen Vater des F1.08. Unserem Kollegen Peter Lauterbach von 'Premiere' entging nicht, dass der deutsche Ingenieur viel jünger aussieht. Rampf: "Das macht das Renngeschäft!" Mit der neuen Jugend von Peter Sauber kann er aber nicht mithalten, denn der Schweizer ließ sich seine wenigen Haare nach dem Doppelsieg strohblond färben!

Davon unbeeindruckt zeigte sich Jean Todt, der genau 15 Jahre nach seinem Debüt auf dem Ferrari-Kommandostand nach Magny-Cours kam, um seinem Ex-Team die Daumen zu drücken. Todt stand mit Headset an der Box und unterstützte in der GP2 seinen Sohn Nicolas, den Teamchef bei ART. Todt Sr. schaute Nicolas, dem Manager von Felipe Massa, bei den GP2-Rennen genau über die Schulter. Ob er seinem Sprössling auch Tipps gegeben hat?

Flavio ist unter der Haube

Thema des Tages für die TV-Teams am Renntag war der frisch verheiratete Flavio Briatore (Fernando Alonso: "Ich musste mir die Augen reiben, als ich ihn in der Kirche sah!"), dessen Tage als Playboy nun wohl gezählt sind. Seine Frau Elisabetta Gregoraci wird es freuen. Solo ist dafür McLaren-Boss Ron Dennis, der trotz der Scheidung von seiner Lisa eine Tochter mit nach Magny-Cours brachte. Aber, ganz ehrlich: Flavios Rolle als Formel-1-Playboy wird Ron wohl nicht übernehmen...

Flavio Briatore und Elisabetta Gregoraci

Flavio Briatore mit seiner frisch angetrauten Ehefrau Elisabetta Gregoraci Zoom

Die einzige größere Party des Wochenendes wurde - wie so oft - von Red Bull geschmissen. Der gewohnte Promiauflauf blieb zwar aus, aber ein paar Berühmtheiten verirrten sich dann doch nach Magny-Cours: Der etwas rundlicher gewordene Wunderkicker Ronaldo war ebenso da wie Miss Frankreich Valérie Bègue und die indische Kricketlegende Sachin Tendulkar, ein Kumpel von Vijay Mallya und Narain Karthikeyan.

Abschließen wollen wir diesmal mit einer Nachricht von Eddie Irvine: Der Vizeweltmeister von 1999, der in den vergangenen Jahren mit Schönheiten wie Pamela Anderson, Bo Derek und Naomi Campbell rumgemacht hat, hat sein Haus in Dalkey verkauft - um stattliche sechs Millionen Euro. Das Geld will er in sein Freizeitzentrum in Bangor stecken und aus seiner Cocoon-Bar das Coolste machen, was Dublin zu bieten hat...

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