Was im Albert Park sonst noch geschah

Die Boulevard-Revue zum Australien-Grand-Prix: Von heißen Partys, grün bemaltem Rasen, Kajakrennen, Fleischfressern und alten Bekannten...

(Motorsport-Total.com) - Gewiss, Formel 1, das bedeutet mehr als 15.000 PS aufgeteilt auf 22 Rennautos, das bedeutet mehr als 100.000 Zuschauer, die heldenhaften Männern (leider immer noch keinen Frauen) dabei zusehen, wie sie fast zwei Stunden lang im Kreis fahren, das bedeutet Hitech, knallhartes Racing, Reifenqualm und Benzingeruch.

Titel-Bild zur News: Red-Bull-Party

Red Bull versteht immer noch am besten, wie man eine Party feiert...

Aber Formel 1 bedeutet eben auch Glitter und Glamour, Stars und Sternchen, VIPs und solche, die es werden möchten. Und daher schauen wir für unsere Leser auch in diesem Jahr wieder nicht nur darauf, was sich auf der Rennstrecke tut, sondern auch abseits davon. Gerade beim Saisonauftakt im australischen Melbourne war in dieser Hinsicht so einiges los, schließlich waren alle heiß auf die Formel 1 - und auf alles, was dazugehört!#w1#

Brütende Hitze am ganzen Wochenende

Viele Fahrer nutzten die Gelegenheit und kamen schon viel früher in Australien an, um die Schönheit des Landes zu genießen und gleichzeitig genug Zeit zu haben, um den lästigen Jetlag abzuschütteln. Davon einmal abgesehen war dies auch ganz nützlich, um sich an das Klima zu gewöhnen, denn auch wenn Melbourne in den vergangenen Jahren meist eine angenehme Angelegenheit war, waren die Temperaturen diesmal brütend heiß - mit bis zu 40 Grad!

Lewis Hamilton

Für Lewis Hamilton gab es schon vor dem Rennen Siegerchampagner! Zoom

Superstar Lewis Hamilton reiste aus der Schweiz an, machte davor aber noch einen Zwischenstopp in Hongkong zum Shoppen und verbrachte dann einen Tag mit seinem Trainer und dessen Familie in Brisbane - ausnahmsweise ohne stringentes Regime, sondern beim Grillen und mit dem einen oder anderen Bierchen. Ein Gläschen Wein dürfte er sich in Melbourne dann auch beim Abendessen mit seinem alten Freund Adrian Sutil gegönnt haben.

Sutil selbst ließ es sich nicht nehmen, im Vorfeld des Rennwochenendes die berühmte Great Ocean Road entlangzufahren, um Australien quasi mit jeder Faser seines Körpers zu spüren. "Ein fantastisches Erlebnis", sagte er. Damit aber auch schon wieder genug des Urlaubs, denn gleich nach dem Rennen flog er nach Langkawi weiter, wo der halbe Formel-1-Zirkus beinhart trainiert, um für das Hitzerennen in Malaysia fit zu sein.

Mittwoch und Donnerstag sind in Australien schon fast traditionell die Tage für die Medienvertreter, die natürlich nach einer so langen Pause nach spannenden Geschichten und guten Fotos lechzen. Einige Teams entschieden sich mit ihren Empfängen für den Strand von St Kilda, der vor allem unter Surfern beliebt ist. Sebastian Vettel und sein Toro-Rosso-Teamkollege Sébastien Bourdais bevorzugten aber trotzdem das Motorboot. Gesurft hat Vettel im Winter auf Hawaii genug.

Keine Vegetarier bei Williams

McLaren-Mercedes lud zum traditionellen Steakessen ein - und wenn wir schon beim Thema Fleisch sind: Die Leute, die für die Teamcaterer die Rohmaterialien vor Ort einkaufen, haben uns gesteckt, dass Williams die einzige Mannschaft ohne einen einzigen Vegetarier ist! Der Pressesprecher der Briten, Liam Clogger, beruhigte sein schlechtes Gewissen deswegen, indem er den Kurs im Albert Park joggend bewältigte - in 24 Minuten. Bravo, Liam!

Timo Glock

Timo Glock ließ es im Rallyeauto krachen - und hatte Spaß dabei... Zoom

Timo Glock hatte Gelegenheit, sich einmal im Rallyeauto zu probieren, gemeinsam mit dem australischen Rallye-Champion Neal Bates auf einem speziell angelegten Showkurs im Werribee Park im Westen von Melbourne. Glock fuhr einen Super 2000 Auris und hatte dabei jede Menge Spaß. Geschulte Beobachter meinten anschließend sogar, er solle doch darüber nachdenken, es in der Rallye-WM zu probieren, falls es mit der Formel 1 nicht klappt.

Anschließend verschlug es Glock zu Toyota Racing Development in Altona, wo er Hand an einen TRD HiLux anlegen durfte - einen solchen bekam er dann auch prompt als Dienstwagen für das Wochenende zur Verfügung gestellt. Teamkollege Jarno Trulli, ein ehemaliger Kart-Weltmeister, weihte indes die neue Kartbahn im Albert Park ein. Natürlich saß er in einem seiner eigenen Trulli-Karts, als er den Nachwuchsfahrern aus der Toyota-Leopard-Serie einheizte.

Einen der spektakuläreren Events lieferte McLaren-Mercedes-Sponsor Vodafone mit einem Kajakrennen in St Kilda ab. Die beiden Silberpfeil-Stars traten unter anderem gegen zwei V8-Supercar-Fahrer und zwei Football-Legenden an. Hamilton - wie könnte es anders sein - gewann das Rennen, genau wie dann am Sonntag auch im Rennauto, während Heikki Kovalainen vom Kurs abkam und keine Chance hatte.

Red Bull lässt sich nicht lumpen

Der Freitag stand ganz im Zeichen der traditionellen Saisoneröffnungsparty von Red Bull, die es wieder einmal in sich hatte: Die Energydrink-Kaiser bauten ein Lagerhaus in einen Neonpalast um und luden nicht weniger als 1.800 Gäste ein, die die Nacht zum Tag machten. Das ließen sich natürlich auch die vier Red-Bull-Piloten nicht entgegen, die aber früh wieder abhauten - schließlich hatten sie am nächsten Tag ein Qualifying zu fahren.

Rapper Common

Rapper Common war das Highlight bei der Red-Bull-Party am Freitag Zoom

Das Highlight der Party war der Doppelauftritt von Rapper Common mit dem legendären DJ Carl Cox. Blicken ließen sich aber auch DJ Mike Hunt, die Hollywood-Schauspieler Liev Schreiber und Danny Houston sowie zahlreiche lokale Celebritys, die hierzulande kaum jemand kennt. Unterhalten wurden die Stars und Sternchen mit einem Programm der Extraklasse, gestalten von zahlreichen Artisten - und natürlich den bildhübschen Formula Unas, die bei keinem Red-Bull-Event fehlen dürfen.

Flavio Briatore enthüllte nebenbei, dass er grüne Bananen nicht leiden kann: "Ich lebe für den Moment. Wer weiß, was morgen ist, darum kaufe ich keine grünen Bananen!" Etwas weniger grüblerisch präsentierte sich ein alter Bekannter im Fahrerlager, Ex-Minardi-Boss Paul Stoddart - immer noch Kettenraucher und einem Bierchen nicht abgeneigt. Stoddart kommentierte für einen australischen Radiosender und verschüttete im Studio Espresso über die Kabeln, nicht Bier!

Der Sonntag wurde im Albert Park mit diversen Rahmenrennen eröffnet, darunter auch die Rennpremiere für den Fiat 500, der diesmal das Standardauto für die Celebrity-Challenge war. Daran teilgenommen haben unter anderem die Surfer Tom Carroll und Stephanie Gilmore, die Footballer Nathan Buckley und Luke Darcy, die Rugby-Legenden Robbie Kearns und Ben Elias sowie die Tennisspieler Nicole Pratt und Mark Philippoussis.

Sympathischer Hobby-Rocker: Jacques Schulz

Die Kollegen von 'Premiere' - Kommentator Jacques Schulz machte sich lang über die grünen Hosen des Honda-Teams lustig - luden zu Mittag alle fünf deutschen Fahrer für eine kurze Interviewrunde ein. Adrian Sutil kam ein bisschen zu spät, dafür sorgte Sebastian Vettel für gute Lacher, als er von Moderatorin Tanja Bauer aufgefordert wurde, eine seiner berühmten Stimmenimitationen zum Besten zu geben. Er entschied sich für Franz Beckenbauer. Schaun mer mal, Sebastian...

Peter Lauterbach

Geht es eigentlich noch cooler als Kollege Peter Lauterbach von 'Premiere'? Zoom

Wir gehen davon aus, dass Schulz und sein Co-Kommentator, unser Experte Marc Surer, am Abend mit 65.000 weiteren Fans beim Gratiskonzert der Superstars von Kiss mitrockten. Es ist ja kein Geheimnis, dass Schulz die Geschichte der Rockmusik besser kennt als die neuesten Pressemappen der Formel-1-Teams. Sorry, Jacques! Und Surer weiß sowieso schon lange, dass Formel 1 und Rockmusik etwas gemeinsam haben: "Alles Lärm!"

Bleiben wir gleich bei 'Premiere': Der neue Experte, Keke Rosberg, war nicht in Melbourne, sondern schaute sich den dritten Platz seines Sohnes Nico von Lappland aus an, wo er zur frühen Morgenstunde keine Flasche Champagner köpfte, sondern nur genüsslich eine Tasse Espresso schlürfte. Beim Williams-Team hat er dann angeblich etwas später angerufen, gratuliert - und gejammert: "Sagt bitte nicht, dass ich viel Schampus verpasst habe!"

Weniger Grund zur Freude hatte Rosbergs finnischer Landsmann Kimi Räikkönen, der nur mit Glück als Achter gewertet wurde und noch einen Punkt abstaubte. Die Laune war beim "Iceman" aber schon zu Beginn des Wochenendes schlecht: Als während einer seiner Autogrammstunden ein Fan provokant fragte, warum er denn keine Persönlichkeit habe, machte er sich wortlos vom Acker - und ließ die vielen anderen Wartenden einfach stehen.

Die Macken des Weltmeisters...

Nicht viel besser erging es den Fotografen, die am Donnerstag traditionell zum Gruppenfoto bitten und dann einzeln alle Fahrer in ihren Overalls ablichten. Für Räikkönen war das aber zu heiß, also hielt er nur sieben Sekunden lang still, ehe er es gut sein ließ. Die FIA mahnte ihn ab, bat ihn noch einmal zum Shooting. Als ein Fotograf dann aber geistreich im Scherz fragte, worauf er denn noch warte, hatte der Weltmeister schon wieder die Nase voll!

Gruppenfoto 2008

Das traditionelle Gruppenfoto: Die Klasse von 2008 beim Saisonauftakt Zoom

Kazuki Nakajima hatte ein Erlebnis der besonderen Art, als er von einem Polizisten aufgehalten wurde, weil er ein parkendes (!) Auto überholte - kein Wunder, dass Australien schon seit Alan Jones auf einen Weltmeister wartet! Apropos Australier: Als Mark Webber nach seinem Bremsdefekt im Qualifying auf die schlechte Zuverlässigkeit seines RB4 angesprochen wurde, entgegnete er nur trocken: "Seid froh, dass wir keine Flugzeuge bauen!"

Ein Flugzeug hat Bernie Ecclestone dieser Tage nicht gesehen, denn der Formel-1-Zampano tat sich die lange Reise nach Australien gar nicht erst an. Somit entging ihm auch, wie sein Busenfreund Ron Walker, der Chef der Australian Grand Prix Corporation, den Rasen im Albert Park mit grüner Farbe sprayen ließ, damit dieser im Fernsehen frisch und saftig rüberkommt - auch wenn er im australischen Spätsommer eigentlich staubtrocken ist...

Wahres Mitleid erregte bei uns aber eigentlich nur eine Geschichte vom Williams-Team: Frank Williams, patriotischer Engländer durch und durch und von der Queen sogar zum Sir geadelt, musste mitansehen, wie schottische Tartans seine Box verunstalteten! Hintergrund: Sponsor RBS (Royal Bank of Scotland) wollte auf diese Weise mit Jackie Stewart ein bisschen Promotion machen. Was tut man nicht alles für ein paar Dollar...