• 27.11.2001 14:24

  • von Fabian Hust

Warum Al-Waleed Interesse hat, Prost zu retten

Scheich Al-Waleed ist einer der möglichen Retter des Prost-Teams. Doch warum will ein Scheich in die Formel 1 investieren?

(Motorsport-Total.com) - 35 Millionen Dollar hat Scheich Al-Waleed Gerüchten zu Folge Alain Prost angeboten. Der 22-jährige Student hat laut arabischen Fernsehberichten ernsthaftes Interesse daran, bei Prost Grand Prix einzusteigen. Das Geld dürfte das geringste Problem sein, denn Al-Waleed ist Sohn eines der reichsten Männer der Welt. Dabei scheint der Student jedoch genaue Vorstellungen davon zu haben, wie ein Deal mit Prost auszusehen hat: "Entweder stimmt er meinen Plänen zu oder die Sache scheitert", wird er ohne Verhandlungspielraum zitiert.

Titel-Bild zur News: Der AP04 von Prost Grand Prix

Das Prost-Team steht in Verhandlungen mit Al-Waleed

Doch wer ist überhaupt Al-Waleed? Laut der Zeitschrift 'Forbes' ist sein Vater der sechstreichste Mann der Welt. Sein Geld verdient Prinz Al-Waleed bin Talal bin Abd-al-Aziz Al-Saud ? wie er mit ausführlichem Name heißt ? allerdings nicht nur mit Öl, sondern mit zahlreichen Firmenbeteiligungen. Wenn Vater Al-Waleed nach Deutschland kommt, dann kann er in seinen eigenen Hotels nächtigen, denn die "Mövenpick"- und "Vier Jahreszeiten"-Gruppe gehört zum Teil ihm. Und auch an der Kirch-Gruppe, die selbst stark in der Formel 1 involviert ist, ist Al-Waleed beteiligt.

Die Liste jener Unternehmen, an denen Al-Waleed beteiligt ist, ist lang: AOL, Apple, Netscape, Motorola, diverse Satelliten-Betreiber, Time Warner, Citibank, United Saudi Bank, Disneyland Paris, Daewoo, Proton ? um nur einige zu nennen. Der reichste Mann außerhalb der USA versucht gleichzeitig, mit Hilfsprojekten in seiner arabischen Heimat die Kritik an seinen Geschäften in der westlichen Welt zu zügeln. So finanzierte er einst den Wiederaufbau eines libanesischen Kraftwerks, das von israelischen Kampfflugzeugen zerstört worden war und er engagiert sich bei der Verbesserung der Infrastruktur in Palästina. Des Weiteren ist er einer jener Mitgründer des Fonds, der den Aufkauf von Gebäuden und Grundstücken im arabischen Teil Jerusalems durch radikale Siedler aus Israel und den USA verhindern soll.

Der Vater hätte also genügend Geld, um Sohn Khaled Al-Waleed das Abenteuer Formel 1 zu ermöglichen ? natürlich nicht, ohne daraus einen eigenen Nutzen zu ziehen. In den 80er-Jahren sponserte Vater Al-Waleed das Williams-Team, damals sollten zahlreiche arabische Firmen in die Formel 1 geführt werden. Jetzt könnte die Al-Waleed-Familie jene Unternehmen über ein Engagement bei Prost bewerben, an denen man Anteile hält.

Al-Waleed gilt unter Brancheninsidern als erfahrener Retter strauchelnder Unternehmen und würde mit Sicherheit den Untersuchungsrichter Franck Michel überzeugen, dass Al-Waleed das Prost-Team noch innerhalb des sechsmonatigen Sanierungsverfahrens finanziell auf stabile Beine stellen könnte. Bei einem zweistelligen Milliarden-Vermögen dürften Waleed ein paar Millionen kaum schaden?