Vorschlag von Wurz: So könnte man Monaco ganz einfach umbauen!

Alexander Wurz, der auch die kommende strecke in Saudi-Arabien mitdesignt, hat drei Vorschläge, wie sich Monaco relativ leicht überholfreundlicher gestalen lässt

(Motorsport-Total.com) - In seinen Memoiren schilderte der Gründer des Großen Preises von Monaco, Antony Noghes, die Tage und Wochen, die er damit verbrachte, durch die Straßen des Fürstentums zu wandern, um eine Strecke für sein geplantes Autorennen auszuarbeiten.

Titel-Bild zur News: Yuki Tsunoda, Gabriel Bortoleto, Nico Hülkenberg, Franco Colapinto

In Monaco herrscht Platzmangel, trotzdem hat Alexander Wurz Ideen Zoom

"Heute", schloss er mit Nachdruck, "wirken die Straßen, die diesen Kurs bilden, als wären sie genau dafür gemacht worden."

Die derzeit in der Formel 1 aktiven Fahrer dürften dem wohl kaum zustimmen. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Rufe laut, die Strecke zu verändern, um Überholmöglichkeiten zu verbessern.

Diese Stimmen meldeten sich erneut zu Wort, nachdem der Versuch, das Spektakel durch zwei verpflichtende Reifenwechsel am vergangenen Wochenende aufzupeppen, gescheitert war.

Das Problem ist, dass Monaco sich zwar in einem nahezu dauerhaften Zustand der baulichen Veränderung befindet, aber auf einem Grundstück liegt, das kaum größer ist als der Central Park in New York - und es gibt wenig Spielraum für tiefgreifende Änderungen im Straßenverlauf.

Wurz skizziert neue Rascasse-Variante

Doch der ehemalige Formel-1-Pilot Alexander Wurz, heute Vorsitzender der Fahrergewerkschaft GPDA und Betreiber eines eigenen Streckendesign-Büros, hat drei Änderungen vorgeschlagen, die relativ leicht umzusetzen wären.

In einem Video, das er auf X und Instagram veröffentlichte, skizziert Wurz sowohl die geplanten Modifikationen als auch die dahinterstehende Überlegung.

Durch eine Verlagerung des Scheitelpunkts der vorletzten Kurve, La Rascasse, um zwei bis drei Meter nach außen sowie eine Verbreiterung der linken Streckenseite in diesem Bereich will Wurz ein strategisches Dilemma schaffen.

"Man öffnet die Kurve deutlich mehr für ein 'Dive-Bomb'-Manöver", erklärt er. "Der vorausfahrende Fahrer muss dann entweder die Innenlinie verteidigen oder akzeptieren, dass er die Tür offenlässt."

Dies ließe sich relativ einfach umsetzen, da es auf der linken Seite keine Bordsteine gibt. Allerdings würde es zu einem Engpass für Fußgänger am Rand des Kais führen - ein ohnehin viel frequentierter Bereich, der auch von Fahrern und Teammitgliedern genutzt wird, um über eine Brücke vom Fahrerlager zur Boxengasse zu gelangen.

Zudem gibt es dort eine harte Grenze in Form der Einfahrt zum unterirdischen Parkhaus am Quai Albert 1er, mit Betonbordsteinen und integrierten Leitplanken aus Stahl. Die Formel 1 könnte sich auch an einem möglichen Verlust von Fläche für das Paddock-Club-Zelt stoßen, das sich in diesem Bereich befindet.

Die Haarnadel im Fokus

Die beiden anderen Vorschläge von Wurz sollen in Kombination wirken. Eine breitere Einfahrt zur berühmten Haarnadel - dem ehemaligen Standort des Bahnhofs von Monaco bis in die 1960er - würde mehr Raum für Manöver wie jenes von Gabriel Bortoleto gegen Andrea Kimi Antonelli am Start des diesjährigen Rennens schaffen.

Im Grunde genommen würde es die Fahrer dazu zwingen, ihre Kurveneinlenkung so zu gestalten, dass sie die Innenlinie abdecken - im Gegensatz zur derzeitigen Variante, bei der man einfach die Straßenmitte besetzen kann.

Damit das funktioniert, müsste auch der Kurvenausgang verbreitert werden. Bereits jetzt sind kleinere Modifikationen an Formel-1-Autos notwendig, um den engen Radius der Kurve auf der normalen Linie überhaupt zu schaffen.

Eine Verbreiterung des Eingangs wäre ein relativ einfacher Eingriff in die Straßenbau-Infrastruktur, da der herkömmliche Bordstein kurz vor der Kurve endet und durch fest installierte F1-Kerbs mit weichem Radius ersetzt wird. Allerdings würde ein Fußweg auf der Innenseite entfallen, wo sich eine niedrige Mauer befindet.

Dive Bombs dann möglich?

Die Verbreiterung des Ausgangs wäre anspruchsvoller, da ein Bordstein und Gehweg entfernt sowie die Straße bis zur Begrenzungsmauer eines Wohngebäudes neben dem Fairmont Hotel erweitert werden müssten.

"Die eigentliche Ideallinie würde sich nicht ändern", erklärt Wurz. "Der Charakter dieser Kurve bliebe erhalten. Aber man würde so ein Überholmanöver per Dive Bomb ermöglichen."

Die Startphase in Monaco 2025 in der Haarnadel-Kurve

Die Haarnadel ist die langsamste Kurve im Formel-1-Kalender Zoom

Derzeit wirkt die Haarnadel wie ein Nadelöhr, und wenn sich dort die Autos stauen, ergeben sich bis zur Nouvelle Chicane am Ende des Tunnels keine echten Überholmöglichkeiten. Ein Überholversuch in Portier funktioniert nur, wenn der Vordermann freiwillig Platz macht - in diesem Jahr landete Bortoleto in der Leitplanke, als Antonelli sich die Position in der Haarnadel zurückholte.

In den Vorjahren passierten dort ähnliche Szenen mit den Alpine-Piloten Pierre Gasly und Esteban Ocon, und Jenson Button manövriere Pascal Wehrleins Manor auf die Seite gegen die Barriere.

Verlegung der Hafenschikane sinnvoll?

Wurz' Idee ist, dass Fahrer, die ihren Kurveneingang zur Haarnadel kompromittieren, um zu verteidigen, diese Entscheidung durch den gesamten folgenden Abschnitt bis zum Tunnel "bezahlen" - wo seine bedeutendste vorgeschlagene Änderung wartet. Hier schlägt er vor, die Nouvelle Chicane 80 Meter in Richtung Tabac zu verlegen.

Diese Änderung würde einen breiteren Kurveneingang ermöglichen, denn derzeit wird die linke Seite durch ein Beton-Geländer innerhalb der temporären Streckenbegrenzung blockiert. Dieser Abschnitt der Avenue John F. Kennedy dient derzeit als Auslaufzone, könnte aber problemlos erweitert werden.

Zudem würde sie eine geradlinigere Anfahrt auf die Bremszone ermöglichen, da es durch die Tunnelausfahrt nur eine Linie gibt.


Die große bauliche Herausforderung dabei wäre, dass der Kai in dem neuen Bereich leicht in den Hafen hinaus erweitert werden müsste - aber ein ähnliches Projekt war auch für die derzeitige Schikanenvariante notwendig. Ursprünglich war die Schikane nur durch Poller abgegrenzt - genau dort stürzte Alberto Ascari 1955 ins Hafenbecken, und Lorenzo Bandini verlor 1967 dort sein Leben.

"Ich bin sehr überzeugt", sagt Wurz, "aus meiner eigenen Erfahrung beim Zuschauen der Rennen und den Gesprächen mit anderen Fahrern, dass eine Verlegung der Schikane - die unter den baulichen Bedingungen einer Stadt möglich sein sollte - Sinn ergibt.

"Es bedeutet, dass das Verteidigen dieser Kurve - was derzeit ziemlich einfach ist, durch die Kante und die Bodenwellen - deutlich schwieriger wird."

Tabac soll erhalten bleiben

Der Ausgang der Schikane wäre wahrscheinlich flüssiger und geradliniger als heute, da Wurz den Charakter der Tabac-Kurve erhalten möchte - der Linksknick, der aktuell ein Lupfen des Gaspedals oder sogar einen leichten Bremseinsatz erfordert.

Berühmt-berüchtigt ist die Kurve seit der ersten Runde des Monaco-GP 1950, als eine ungewöhnlich hohe Welle neun der 19 Starter ins Aus beförderte und Juan Manuel Fangio einen ungefährdeten Sieg mit einer Runde Vorsprung bescherte.

Auch 1933 ereignete sich dort ein tragischer Unfall: Rudolf Caracciola verletzte sich schwer, als die Bremsen seines privat eingesetzten Alfa Romeo versagten und er gegen die steinernen Treppen auf der Außenseite krachte - seither war sein eines Bein kürzer als das andere.


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"Alle Fahrer lieben die Tabac-Kurve", sagt Wurz. "Sie ist meine Lieblingskurve auf dieser Strecke - wirklich schwierig."

"Wir müssen den Abstand zwischen dem Ausgang der vorgeschlagenen Schikane und dem Eintritt zu Tabac so wählen, dass man dort nicht voll durchfahren kann. Man muss weiterhin lupfen oder leicht bremsen, um den Charakter nicht zu verändern."

"Das liegt allen Rennfahrern sehr am Herzen."