• 05.07.2014 18:31

  • von Dennis Hamann

Vom Playboy zum Vorzeige-Athlet - Jenson Button

Auch 14 Jahre nach seinem Debüt fühlt sich Jenson Button noch wohl in der Formel 1 - auch wenn der Start holprig war entwickelte sich der Brite zu einem Fan-Liebling

(Motorsport-Total.com) - Manch einer mag sich an einen Jenson Button erinnern, der damals, im Jahr 2000, zu Williams in die Formel 1 kam und sich wie ein Rockstar fühlte. Der damals 20-jährige Brite hatte nämlich laut dem 'Telegraph' wenig übrig für das Wesentliche, er wollte vielmehr das Jetset-Leben genießen. Umgeben von schönen Frauen, wilden Partys und viel Glanz und Glamour sonnte sich der junge Button im Ruhm. Doch wirklich etwas erreicht hatte er da noch nicht.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button blickt auf 14 erfolgreiche und turbulente Jahre zurück Zoom

Trotzdem kaufte sich der junge Mann mit der komischen Frisur bereits sein erstes Boot, ein eigenes Haus und den ganzen anderen "Monaco-Luxus", wie er es selbst nennt, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob er sich das alles überhaupt leisten kann. Button verließ sich damals einfach ganz auf sein Talent. Als jüngster britischer Formel-1-Fahrer der Geschichte würde er es mit seinem fahrerischen Talent schon schaffen. 14 Jahre später sieht er das Ganze etwas differenzierter.

"Als mir Frank Williams damals sagte, dass ich das Cockpit hätte, dachte ich nur: 'Wow, ich habe es geschafft.' Aber man hat es damit noch lange nicht geschafft. Man hat vielleicht einen Fuß in der Tür, aber das war es dann auch schon", erinnert sich Button. "Ich war ein neues Gesicht und dachte, mein reines Talent würde schon reichen. Ich habe alles nicht so ernst genommen, wie ich es hätte tun sollen. Ich fand es nur super, nach Monaco ziehen zu können und meinen Traum zu leben. Ich habe dabei aber vergessen, was ich eigentlich wollte: in der Formel 1 Rennen fahren und nicht das ganze Drumherum."

Vielleneuve über Button: "Zu weich für die raue Formel 1"

Als er dann nach einem Jahr zu Benetton wechselte, bekam er von Flavio Briatore sofort den Stempel als "Playboy" aufgedrückt, und Briatore musste es ja schließlich wissen. Zwei Jahre später lästerte dann auch sein Teamkollege bei BAR, Jacques Villeneuve, über Button, dass er besser in eine Boyband passe als in die raue und harte Welt der Formel 1. Doch Button biss sich durch, kämpfte und blieb. Jetzt, rund ein Jahrzehnt später, ist er mit 34 Jahren nach Kimi Räikkönen der älteste Fahrer im Feld und ein absoluter Vorzeige-Modellathlet.

"Ich fühle mich nicht wie ein Playboy", meint Button heute. "Es war von Briatore aber völlig richtig, mich zu kritisieren. Ich hatte damals einfach keinen, der mich an die Hand nahm. Wenn ich mir heute Kevin ansehe, der hatte Monate, um sich mit dem Team vorzubereiten, zu verstehen, wie die Dinge laufen, was von ihm verlangt wird. Sie haben aus ihren Fehlern über die Jahre gelernt und helfen den Fahrern jetzt", so Button. Während er das sagt, schwingt ein "Bei mir war das damals noch härter" mit.

"Die heutigen Fahrer werden viel besser auf die Formel 1 vorbereitet." Jenson Button

Während er in diesen Erinnerungen schwelgt, kommt er wie der nette, sympathische junge Mann rüber, der seinen Rennanzug gerade gegen eine Jeans und ein pinkes T-Shirt getauscht hat. Von dem Fahrer, der sonst Werbung für teure Uhren und Parfums in Hochglanz-Magazinen macht, ist nichts zu sehen. Doch trotz seines inzwischen tadellosen Verhaltens scheint sein aktuelles Team McLaren nicht wirklich erpicht darauf, den Briten zu behalten.

Trotz Kritik bleibt Button ruhig

McLaren-Boss Ron Dennis kritisierte Button zuletzt scharf und meinte, er müsse noch härter versuchen, das Team voranzubringen. Doch auch wenn das Team glaubt, dass Button seine beste Zeit schon hinter sich hat, agiert der 34-Jährige immer noch wie ein Vollprofi: Er stellt sich gut mit den Sponsoren, ist umgänglich mit den Medien und arbeitet mit den Ingenieuren daran, das Auto zu verbessern. Trotzdem scheint es fast, als könnte Buttons Visitenkarte bald eine neue Überschrift gebrauchen.

Er selbst will sich dazu gar nicht groß äußern: "Ich mag es, den edlen Staatsmann zu geben. Ich äußere mich zwar gerne und äußere meine Meinung, aber in letzter Zeit gab es einige dumme Fragen über mein Alter, meine Erfahrung und einen möglichen Rücktritt. Das ist Schwachsinn." Der Brite selbst würde wohl gerne noch weitere 15 Jahre in der Formel 1 fahren: "Ich bin jetzt 34 und mir ist bewusst, dass ich Sport mache. Aber ich bin fitter denn je. Wenn man meine Reaktionszeit beim Start sieht, kann man erkennen, dass ich da immer noch unter den Besten bin."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Großbritannien


Button lässt deswegen auch allen Lärm um seine Person und seine Zukunft abprallen: "Ich denke, Ron (Dennis; Anm. d. Red.) ist bekannt für seine offensiven Ansprachen. Wir sollten deswegen auf niemanden persönlich den Finger richten." Doch selbst hinter den Kulissen haben Dennis und Button nicht über die Kritik gesprochen. Button lächelte einfach alles weg und sagte: "Es gibt nicht nur dieses eine Team in der Formel 1." Gerade in diesem Jahr, in dem Buttons Vater John starb, überrascht eine so philosophische Aussage nicht.

In Silverstone mit speziellem Helm-Design an Vater John Button erinnern

In Silverstone wird Button extra mit einem modifizierten, pinken Helm fahren, in Anlehnung an die Hemden, die sein Vater an den Rennwochenenden immer trug. Außerdem wurde eine Aktion über Twitter gestartet - tausende Fans werden mit pinken Shirts auf den Tribünen sitzen. Bereits vor der Saison meinte Button, dass diese Saison jetzt sehr eintönig werde, da sein Vater nicht mehr da ist. "Es ist komisch, man ist den ganzen Tag über konzentriert. Doch dann kommt man heim und öffnet vielleicht den Kühlschrank und plötzlich erinnert man sich an etwas."

"Mein Vater liebte Rallyecross. Immer wenn das im Fernsehen läuft, will ich zum Telefon gehen und ihn anrufen, wenn es eine spektakuläre Szene gibt", so Button. Doch der größte Wermutstropfen für den 34-Jährigen ist, dass sein Vater die Hochzeit von ihm und seiner Verlobten Jessica Michibata verpassen wird. Die Hochzeit war eigentlich für vergangenen Dezember geplant, musste aber verschoben werden. "Das tut wirklich am meisten weh. Er hat sich immer so um sie gekümmert, deswegen wäre es toll gewesen, ihn dabei zu haben", meint er.

Jenson Button

In Erinnerung an Vater John hat Button in Silverstone einen besonderen Helm Zoom

Auch die Zeit nach seiner Formel-1-Karriere kann sein Vater entsprechend nicht mehr miterleben. Eine Zeit, über die der Brite selbst aber auch kaum ein Wort verliert: "Rennfahrer müssen sehr egoistisch sein, deswegen kann ich noch gar nicht über eventuelle Kinder nachdenken. Ich kann mir auch noch gar kein Leben nach der Formel 1 vorstellen. Klar ist es da irgendwo, aber darüber möchte ich jetzt noch nicht nachdenken. Ich habe aktuell noch so viel zu tun und will so viel erreichen."

Button: "Beim Heimrennen willst du immer besonders gut sein"

Jetzt in Silverstone gilt es erst mal, sich vor heimischem Publikum zu beweisen. Den ersten Schritt hat Button schon gemacht: Im Qualifying fuhr er auf Platz drei und damit noch vor den großen Favoriten Lewis Hamilton, der nur auf Platz sechs kam. Entsprechend groß ist die Freude bei Button: "Klar, ist das immer der Grand Prix, auf den man sich am meisten freut. Es ist das Heimrennen, da versuchst du immer besonders gut zu sein. Aber das ist nicht nur, weil ich Brite bin. Ich denke, jeder Fahrer mag den Grand Prix. Es ist der Kurs, die Atmosphäre und einfach das Racing nach alter Schule."

Doch Silverstone hat auch einen besonderen Makel für Button. Denn der Brite stand in Großbritannien noch nie auf dem Podium. "Als Fahrer willst du natürlich deinen Heim-Grand-Prix gewinnen. Ich habe auch schon tolle Rennen gewonnen wie Monaco, Spa oder Suzuka, aber nie hier in Silverstone. Ich war noch nicht mal auf dem Podium. Das tut schon ziemlich weh. Ich kann es mir sehr gut vorstellen, hier auf dem Podium zu stehen, mit den vielen Leuten um einen herum und mit ihnen zu feiern. Das schaffe ich hoffentlich noch."

"Ich stand in Silverstone bisher noch nicht mal auf dem Podium, das tut schon ziemlich weh." Jenson Button

Gleich im ersten Jahr seiner Karriere fuhr Button immerhin eines seiner schönsten Rennen in Silverstone: "David Coulthard gewann damals das Rennen und die Fans flippten völlig aus. Ich wurde damals immerhin Fünfter und das auf nur noch neun Zylindern. Denn einer hatte sich im Rennen verabschiedet", so Button. "Aber die spezielle Erinnerung daran ist vor allem, wie ich Michael Schumacher in Kurve 1 innen überholt hatte. Damals dachte ich, dass es nicht besser werden könnte. Ein sehr gutes Rennen für mich, an das ich mich gerne erinnere."

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