Virtuelles Safety-Car: Piloten wünschen sich mehr Bedenkzeit

Nach Austin stand das Virtuelle Safety-Car teilweise in die Kritik: Die Fahrer zeigen sich nun grundsätzlich zufrieden, fordern aber ein paar kleine Änderungen

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich sollten bei einer Virtuellen Safety-Car-Phase die Abstände zwischen den Piloten eingefroren werden. Doch in Austin zeigte sich ein anderes Bild: Da unter diesen Bedingungen nur eine Maximalzeit vorgegeben wird, fuhr Leader Lewis Hamilton deutlich langsamer als vorgegeben. Aus taktischen Gründen: Weil für Verfolger Daniel Ricciardo Überholverbot galt, konnte Hamiltons Teamkollege Nico Rosberg mehrere Sekunden wettmachen, aufschließen und den Red-Bull-Piloten beim Restart sogar überholen.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo, virtuelles Safety-Car

Virtuelles Safety-Car: Die Regelung sorgte in Austin für Ungereimtheiten Zoom

Auch die Aufhebung der Virtuellen Safety-Car-Phase traf den Australier auf dem falschen Fuß, weil dieser nicht darauf gefasst war, dass es so schnell wieder losgehen würde - bei den vorangegangenen Rennen war die Warnung früher gekommen, was auch der Theorie entspricht: Laut Reglement soll der Zeitraum zehn bis 15 Sekunden betragen.

Ricciardo durch Abläufe "verwirrt"

"Ich war einfach nur verwirrt, als es zu Ende war", schilder Ricciardo die Ereignisse im Cockpit. "Nigel war am Funk und hat gesagt: 'Das VSC endet.' Das ist normalerweise so etwas wie eine Warnung zehn Sekunden vorher. Ich wusste also, dass es bald passieren würde, aber ich musste auf die Anzeigetafeln schauen. Auf dem Display im Auto steht es normalerweise auch, aber da ist nichts gekommen. Rosberg hat mich dann überholt."

Ricciardo ist unsicher, ob der Fehler möglicherweise auch im Bereich seines Teams lag. "Beim nächsten VSC musste ich dann raten, wann es wieder losgeht. Ich habe einfach nach den Tafel geschaut und bin davon ausgegangen, dass es grünes Licht gibt, wenn ich kein VSC mehr sehe. Ich war einfach verwirrt, da war vieles unklar." Auch Teamkollege Daniil Kwjat äußert sich kritisch: "Lewis schien als Führender nicht wirklich genau auf die Zielzeiten zu fahren, sodass alle aufgeholt haben. Wir sollten nochmal von Rennleiter Charlie Whiting abklären lassen, was da passiert ist - aber das ist sicher schnell behoben."

Hamilton verteidigt sein Verhalten in Austin

Lewis Hamilton, Daniel Ricciardo, Nico Rosberg, Daniil Kwjat

Daniel Ricciardo wurde von Lewis Hamilton in der VSC-Phase eingebremst Zoom

Die Fahrer sind grundsätzlich mit der in diesem Jahr eingeführten Neutralisation eines Rennens unter Virtuellen Safety-Car-Bedingungen zufrieden, da diese von einem Moment auf den anderen erfolgen kann - eine Reaktion auf das Drama um Jules Bianchi im Vorjahr, dessen Crash trotz Bergungsarbeiten unter gelber Flagge passierte.

"Ich finde, dass es gut funktioniert", meint Weltmeister Hamilton, der die Diskussion auslöste, indem er Ricciardo in Austin einbremste. Er deutet an, dass sein Verhalten keine Absicht war: "Es ist nicht einfach, die Delta-Zeit genau einzuhalten, aber das ist für alle gleich, und wir alle tun unser bestes."

McLaren-Star Fernando Alonso meint, dass möglicherweise "ein paar Kniffe nötig sind" und man dies mit dem Rennleiter besprechen müsse. Gleichzeitig gelten aber für jeden die gleichen Rahmenbedingungen: "Wie bei allen Regeln muss man es auf den Punkt bringen, man muss fokussiert und clever sein. Ganz egal, welche Lösung wir finden: Es wird immer irgendjemand einen Kniff entdecken, also sehe ich kein großes Problem."

Mehr Bedenkzeit gewünscht

Force-India-Pilot Sergio Perez wünscht sich vor allem etwas mehr Bedenkzeit zwischen der Nachricht, dass die Virtuelle Safety-Car-Phase bald endet und der tatsächlichen Freigabe des Rennens. "Man muss sehr aufmerksam sein, denn von dem Moment, wo mir mein Team mitteilt, dass die Phase endet, und es wieder losgeht, vergeht nur sehr wenig Zeit", meint der Mexikaner. "Es handelte sich in Austin um drei oder vier Sekunden. In der Vergangenheit war dieser Zeitraum ein bisschen länger. Das müssen wir uns ansehen."

Toro-Rosso-Pilot Sergio Perez schlägt in die gleiche Kerbe. "Es ist nicht einfach, wenn man die Nachricht erhält, dass es wieder losgeht, denn dann muss man noch viele Änderungen machen, während man auf das Lenkrad-Display schaut." Dennoch befinde sich jeder in der gleichen Situation: "Manchmal wird man es perfekt hinkriegen und dann wieder nicht so gut."