• 26.07.2010 14:06

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Virgin appelliert an Glocks Geduld

Nick Wirth möchte Timo Glock gerne bei Virgin halten, würde ihm aber wohl auch keine großen Steine in den Weg legen, sollte er gehen wollen

(Motorsport-Total.com) - Der Fahrermarkt ist in diesem Jahr zwar bei weitem nicht so dynamisch, wie das in der Vergangenheit oftmals der Fall war, doch Timo Glock hofft trotzdem, nächstes Jahr bei einem etablierten Team unterzukommen. Bei Virgin fährt der Deutsche bislang nur hinterher, sodass ein Engagement bei einem Rennstall wie Renault oder Sauber einem Fortschritt gleichkommen würde.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock fährt der Konkurrenz seit dem Wechsel zu Virgin hinterher

Glock steht auch bereits in Kontakt mit anderen Teams, allerdings müsste er dazu aus seinem Virgin-Vertrag aussteigen, der über diese Saison hinausgeht: "Timo hat einen langfristigen Vertrag mit uns", bestätigt Virgin-Technikchef Nick Wirth auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com'. "Wir hoffen, dass er auch nächstes Jahr für uns fahren wird, aber wir sind ja auch nicht dumm. Wenn jemand überhaupt nicht mehr will, dann wird es schwierig."#w1#

Glock der ideale Mann für Virgin

Der Brite schmiert seinem Wunschfahrer jede Menge Honig um den Mund, um ihn zum Bleiben zu bewegen: "Timo in diesem Team zu haben, ist fantastisch! Wir schätzen uns sehr glücklich, dass er sich für uns entschieden hat und dass wir einen Fahrer seines Alters bekommen haben", so Wirth. "Er hat noch so viel anzubieten und er lernt in seiner Formel-1-Karriere immer noch dazu, aber er hat trotzdem schon genug Erfahrung."

"Wenn wir im Dunkeln tappen, wo wir hinkommen müssen, dann kann uns Timo genau erklären, wie viel Performance wir noch brauchen", nennt der 44-Jährige ein praktisches Beispiel. "Es wäre also ein schwerer Rückschlag, ein solches Talent zu verlieren, aber wir geben unser Bestes, um uns selbst und Timo zu beweisen, wozu dieses Team in der Lage ist. Wenn er geduldig ist, werden wir gemeinsam vorankommen."

"Ein Fahrer wie Timo kann auf dem Podium stehen", ist Wirth bewusst. "Ich weiß, dass er einige harte Zeiten durchmachen musste, aber in den letzten Rennen konnte er glaube ich die Fortschritte sehen und spüren. Er merkt, dass es jetzt langsam ein richtiges Formel-1-Auto wird, und er merkt, dass der Rückstand auf den Rest kleiner wird. Das ist befriedigend. Wenn wir diese Rate beibehalten können, dann wäre das wichtig für ihn."


Fotos: Timo Glock, Großer Preis von Deutschland


Freigabe nur für ein Topteam?

Dass Glock Abwanderungsgedanken hat, kann er verstehen, denn "natürlich ist es immer besser, ein schnelleres Auto zu fahren und Punkte zu sammeln", so Wirth. Aber: "In Wahrheit wird es erst richtig interessant, wenn du gewinnen und auf dem Podium stehen kannst. Wenn er bei einem solchen Team eine Chance haben sollte, dann würde ich das verstehen, aber sonst würde ich sagen: 'Probier's doch lieber mit uns!' Aber das ist nur meine Meinung."

Seiner Meinung nach passt Glock auch insofern hervorragend zu Virgin, als seine Bedürfnisse ganz ähnlich sind wie die von Lucas di Grassi: "Ihre Setups und ihre Vorlieben sind vergleichbar. Sie drücken ihre Wünsche anders aus, aber in Wahrheit wollen sie das Gleiche", grinst Wirth. Das ist hilfreich für ein kleines Team, weil es sich auf eine gemeinsame Entwicklungsrichtung konzentrieren kann und das Programm nicht spreizen muss.

Lucas di Grassi und Timo Glock

Gutes Team: Rookie Lucas di Grassi und der Deutsche Timo Glock Zoom

Auch mit di Grassi ist Virgin übrigens zufrieden: "Lucas ist ein sehr leidenschaftlicher und engagierter Fahrer", lobt Wirth. "Er hat mehr Zeit im Simulator verbracht als Timo - und damit sage ich nicht, dass Timo nicht genug da ist. Er weiß, was er will, er setzt sich kurz rein, sagt uns, was er will, geht wieder. Lucas braucht mehr Zeit. Aber Lucas' Feedback bringt allen was, weil sein Fahrstil so ähnlich ist wie der von Timo."