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Villeneuve verrät seine Ansichten über Indianapolis
Der Kanadier über die Vor- und Nachteile der Strecke, weshalb er Oval-Kurse mag und welche Chancen er sich ausrechnet
(Motorsport-Total.com) - Im letzten Jahr feierte die Formel 1 nach einer neunjährigen Abwesenheit ihr Come-back in Amerika. Während im Vorjahr fast alle Formel-1-Piloten den Indianapolis Motor Speedway gar nicht oder nur durch Promotionveranstaltungen kannten und im wahrsten Sinne des Wortes Neuland betraten, galt dies nicht für BAR-Honda-Pilot Jacques Villeneuve. Der Kanadier kannte die Strecke nämlich aus seiner Zeit in der CART-Serie, wo er 1995 das legendäre "Indy 500" gewann.

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Villeneuve findet vor allem das Oval in Indianapolis so reizvoll
Für den 30-Jährigen ist der Grand Prix in den Staaten jedes Jahr wie eine Rückkehr nach Hause, denn lange Zeit fuhr er ja in Amerika. Genauso wie in Kanada bei seinem Heim-Grand-Prix, genießt der in St.Jean-sur-Richelieu geborene Rennfahrer auch in Amerika große Unterstützung seitens der zahlreichen Fans. Dass der erste Grand Prix im Vorjahr gleich so ein Erfolg werden würde, überraschte aber auch Villeneuve. "Im letzten Jahr waren die Massen an Fans wirklich beeindruckend. Mich hat das vor allem deshalb erstaunt, weil der Formel 1 vorher in den Staaten nie große Bedeutung beigemessen wurde. Es wird ja nur ein Rennen gefahren und die anderen Rennserien in Amerika sind so groß, dass sie die Formel 1 nicht wirklich brauchen. Aber alle waren positiv gestimmt und trotz des kalten Wetters gut gelaunt. Kurzum, das Rennfahren dort hat Spaß gemacht und ich hoffe, dass wir dieses Jahr wieder so wie 2000 begrüßt werden."
Sein erstes Rennen bestritt Villeneuve auf dem Indianapolis Motor Speedway 1994, als er hinter dem erfahrenen Al Unser Jr. als Zweiter ins Ziel kam. Im Jahr darauf schrieb sich Villeneuve als jüngster Sieger des "Indy 500", und erster Kanadier der auf dem Brickyard gewann, in die Geschichtsbücher ein. Bis heute ist der nun sechs Jahre zurückliegende Erfolg für den 30-Jährigen ein Highlight seiner Rennfahrerkarriere.
"Soweit es das Rennfahren angeht, so ist das Indy 500 das für mich das am bedeutendste Rennen in meiner Karriere gewesen. Nicht nur dass es das wichtigste Rennen in der Welt ist, nein, es brachte mich auch in die Formel 1. Dieser Tage ist ein wenig vom damaligen Flair und der Bedeutung des Rennens verloren gegangen, denn es nicht mehr so schwierig es zu gewinnen", findet Villeneuve der nach dem Gewinn der CART-Weltmeisterschaft im Jahre 1995 in die Formel zum Williams-Team kam und dort ebenfalls erfolgreich war. Nach seinen mit dem Team aus Grove geholten Erfolgen in Zahl mehrerer Siege und einer Weltmeisterschaft stellte sich der Kanadier einer neuen Herausforderung. Mit BAR-Honda will er ebenfalls um die Weltmeisterschaft kämpfen und solange dies aus eigener Kraft nicht möglich ist wenigstens in den einzelnen Grand Prix gut aussehen und Punkte holen.
Die Formel 1 ist professioneller als die CART-Serie...
Diese Saison konnte er bereits mehrere Male auf das Podium klettern und für den US-Grand-Prix peilt Villeneuve, der letztes Jahr als Fünfter ins Ziel kam, ebenfalls mindestens ein paar Punkte an.
Gefragt was die Unterschiede zwischen der CART-Serie und der Formel 1 sind, antwortet der BAR-Honda-Pilot: "Die Formel 1 ist ein Schritt nach vorn. Sie ist wesentlich professioneller und in technischer Hinsicht komplexer. Die ChampCar-Serie muss man sich wie eine konkurrenzfähigere und größere Ausgabe der F3000 vorstellen. Die Leute kaufen ein Chassis und arbeiten daran. Man stimmt es ab und bestreitet dann die Rennen. Die Formel 1 operiert hingegen auf einem anderen Level, denn man konstruiert das Auto selbst. Das ist schon ein großer Unterschied. In der ChampCar-Serie wird auch Kohlefaser für die Chassis eingesetzt, denn die verwendete Technologie ist diesbezüglich identisch. Allerdings werden weitaus mehr Autos für das gesamte Team gebaut als in der Formel 1. Es ist eine Art Massenproduktion", beschreibt der Kandier die technischen Unterschiede im Groben.
Wenngleich die hauptsächlich in Ovalen oder Tri-Ovalen stattfindenden Rennen in Europa nur eine kleine Anzahl an Fans haben, so ist vor allem der in Amerika stark ausgeprägte Show-Charakter mitbestimmend dafür, dass die heimischen Fans die Rennveranstaltungen lieben. "Um nach einem Sieg die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich zu ziehen, machen die Fahrer manchmal etwas ganz verrücktes. Sie legen wilde Dreher hin oder halten mitten auf der Strecke an und klettern den Zaun hoch. Einfach unübliche Sachen die für die Show getan werden", beschreibt Villeneuve den seiner Meinung nach größten Unterschied und gesteht, dass er sich gerne im Fernsehen die Rennen in den Ovalen anschaut.
Was die für die Formel 1 extra konzipierte Strecke anbelangt, deren Streckenführung hauptsächlich durch ein Infield führt welches für die Königsklasse gebaut wurde, sagt Villeneuve: "Die Formel-1-Strecke in Indy fühlt sich nicht so an wie der eigentliche Kurs. Der Unterschied zwischen dem Fahren im Oval und dem im Infield ist einfach sehr groß. Irgendwie fühlt sich das Infield merkwürdig an. So, als würde es nicht zum Rest der Strecke passen. Es ist wie ein mitten in einer anderen Strecke eingebauter Kurs mit so vielen Kurven wie man nur unterbringen könnte", kritisiert der Oval-erfahrene Rennfahrer die Streckenführung.
"Das Oval zu durchfahren ist wirklich gut, da wir ja eine der Ovalkurven in der Streckenführung haben", freut sich Villeneuve. "Ich habe eine Menge Respekt vor dem Oval und gute Erinnerungen daran."
In Worte fassen kann man dieses unglaubliche Gefühl, welches man als Fahrer bei der Fahrt in einem Oval spürt nicht, sagt Villeneuve. "Die meisten verstehen gar nicht wie viel Spaß das machen kann. Nur Juan-Pablo Montoya und ich tun das. Erst wenn man selber mal in einem Oval-Kurs gefahren ist wird man das verstehen.
Das kurvenreiche Infield mag der Kanadier nicht besonders
Neben seiner schon erwähnten Abneigung gegen das unglaublich kurvenreiche Infield der gut 4,2 Kilometer langen Strecke kennt Villeneuve weitere Vor- und Nachteile und erzählt, dass der Kurs grundsätzlich sehr interessant sei und die enorm lange Gerade ein starkes Abbremsen vor dem Einbiegen in das Infield erfordert.
"In einigen der Kurven ist ein Randstein in der Mitte der geraden Linie. Allerdings ist kein Gras daneben, sodass man diese Randsteine nicht sehen kann. Die sind einfach nicht bemalt und das macht es extrem schwierig wenn man versucht jemanden zu überholen, denn man weiß eigentlich nicht wo die Kurve ist. Außerdem ist der Asphalt wellig und die Bremspunkte sieht man nach kurzer Zeit nicht mehr. Im letzten Jahr fühlte es sich wie eine Gokart-Strecke an. Vermutlich ist es in Bezug darauf, wie man das Auto um die Kurven werfen muss, wirklich die einzige Formel-1-Strecke die einem das Gefühl gibt als säße man in einem Gokart. Aber das ist kein Problem. Die engen Haarnadelkurven, zum Ende der Runde hin, erlauben einem auf den Vordermann aufzuschließen und wenn dieser einen Fehler macht setzt man sich im Oval und auf der langen Geraden hinter ihm, um den Windschatteneffekt zu nutzen und dann am Ende der Geraden zu überholen."
Nachdem er letztes Jahr in Indianapolis Punkte holte, hofft Villeneuve dieses Jahr ebenfalls auf WM-Zähler, gesteht allerdings ein, dass er weniger in der Qualifikation die Strecke genießt als denn im Rennen, wo ihm das Fahren der 75 Runden eine Menge Freude bereitet: "Damit wir konkurrenzfähig sein können muss es warm sein. Vermutlich wird es das aber nicht, weshalb das Rennwochenende für uns schwierig werden könnte. Aber man kann nie wissen, vielleicht holen wir weitere Punkte. Ein Podiumfinish wäre wirklich großartig und ich bin zuversichtlich, dass wir dazu in der Lage wären", erklärt der BAR-Pilot abschließend seine Meinung in Bezug auf die zu erwartende Konkurrenzfähigkeit seines Teams.

