• 01.08.2001 18:16

  • von Fabian Hust

Villeneuve-Ingenieur Jock Clear im Interview

Villeneuve-Ingenieur Jock Clear über Villeneuves Podiumsplatz, den Startabbruch und das Duell mit Trulli

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Das Timing von Jacques Villeneuves zweitem dritten Platz für das BAR-Honda-Team auf dem Hockenheimring hätte nicht besser sein können, denn wenige Stunden zuvor hatte man bekannt gegeben, dass der Kanadier seinem Team treu bleiben wird. Der Weltmeister von 1997 stimmte nach der Bekanntgabe der Vertragsverlängerung keine positiven Töne an, vielmehr machte er deutlich, dass es für ihn keine Möglichkeit gab, das Team zu verlassen und schon bald wieder Rennen zu gewinnen. Da war der dritte Platz in Deutschland eine große Erleichterung gewesen. Zuvor waren sein langjähriger Renningenieur Jock Clear und Villeneuve zuvor sogar mit einem Wechsel zu Toyota in Verbindung gebracht, doch jetzt steht fest, beide bleiben.

Titel-Bild zur News: Villeneuve und Clear

Jacques Villeneuve und sein Renningenieur Jock Clear

Frage: "Wie lief es im Rennen für Euch?"
Jock Clear: "Klar hatten wir viel Glück, weil viele Leute ausgefallen sind, aber wir wussten, dass dieser Kurs ein Auto-Killer ist. Wir waren zuverlässig und schauten gut nach den Reifen und der Motor lief während dem Rennen perfekt. Und im Warm Up waren wir schnell. Wir wussten nicht, wo der Speed herkam, aber wir waren am Morgen mit viel Sprit an Bord wirklich schnell - wie dachten also, dass wir ein gutes Rennen würden haben können. Wie ich bereits gesagt habe, haben wir uns darauf verlassen, dass einige Andere Pech haben, aber wir waren auch schnell genug, um unsere Position zu halten und uns selbst bis zum Ende des Rennens nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Und das ist alles, was in Hockenheim zählt."

Frage: "Beide Fahrer hatten mit Jarno Trulli einen harten Kampf..."
Clear: "Ja, genau. Olivier war auf zwei Stopps und Jacques auf einem, Jacques wusste also, dass Olivier ein wenig schneller als er sein würde und konnte deshalb ein wenig mehr Druck auf Trulli machen. Ganz offensichtlich hat diese doppelte Teamtechnik auf Trulli genug auf ihn eingewirkt, so dass er in eine Art Dreher geriet. Es hat perfekt geklappt. Man plant so etwas nicht, aber..."

Frage: "Warum zwei Stopps für Olivier?"
Clear: "Ich denke, dass alles davon abhängt, wie gut oder wie schlecht dein Start ist. Wenn man einen guten Start und freie Bahn hat, dann funktioniert es. Man kann sehen, dass Jacques vielleicht ein besseres Rennen gehabt hätte, wenn er auf zwei Stopps gegangen wäre, weil er einen guten Start hatte und so vielleicht Trulli schneller überholt hätte. Wer weiß? Aber Olivier hatte einen schlechten Start und war 14. Von da aus ist man schon fast verloren, aber das ist das Risiko zweier Stopps."

Frage: "Waren die Reifen im Rennen in Ordnung?"
Clear: "Ich weiß, dass einige Leute an diesem Wochenende Probleme mit Blasen hatten. Bridgestone ging einen riskanten Weg, was die mögliche Reifenmischung anging und einige Leute machten sich die Reifen kaputt. Wir nicht - wir hatten ein paar Blasen am Freitag, aber ansonsten generell keine Probleme. Und während dem Rennen hatten wir gar keine Probleme. Aber Jacques schaut im Rennen immer gut nach den Reifen. Wenn man zurück auf die Saison 1997 blickt, dann ist er als Fahrer im auf die Reifen schauen gut, wir rechneten also, dass dies für uns ein Vorteil sein würde."

Frage: "Beeinflusste der Neustart die Rennstrategie?"
Clear: "Wir fuhren auf den Reifen vom Qualifying und zogen beim Stopp einen neuen Satz auf. Wir verloren am Restart keinen neuen Reifensatz, wir zogen einfach einen Qualifying-Satz noch einmal auf. Das machte überhaupt keinen Unterschied aus."

Frage: "Waren die Originalreifen in Ordnung, nachdem ihr durch die Trümmer gefahren seid?"
Clear: "Wir schauten uns die Reifen natürlich nach dem Abmontieren an, aber sie hatten keine Schäden und auch am Auto nicht."

Frage: "War es die richtige Entscheidung, das Rennen zu stoppen?"
Clear: "Jacques war ziemlich sauer, da er natürlich dachte, dass das Rennen gestoppt wurde, weil Michael aus dem Rennen war und die Leute ihn im Rennen haben wollten. Am Ende des Tages ist dies doch ein Sport und wir sind hier, um die Leute zu unterhalten. Das ist Teil der Unterhaltung und darüber entscheiden wir nicht. Was ich darüber denke ist ziemlich anders, denn ich denke, dass wenn man einen Unfall hatte und das Rennen dann wieder neu startet, man das gleiche Unfallrisiko wieder hat. Tatsache war, dass wir alle hinter dem Safety Car fuhren. Man konnte also sagen, dass nun alle für den Rest des Rennens abgesichert waren. Man hat einen Neustart und wer weiß schon, was hier wieder passiert. Aber es ist nicht meine Entscheidung und ich habe nicht alle Informationen vorliegen und sie hatten mit Sicherheit mehr Informationen als ich. Rückblickend gesehen war die Entscheidung die beste, die sie treffen konnten. Und wer weiß schon, wo wir ins Ziel gekommen wären, wenn der Restart nicht gewesen wäre? Also war es eine großartige Entscheidung!"

Frage: "Alles in allem also ein guter Rennnachmittag?"
Clear: "In Silverstone haben wir uns selbst in der Kurve aus dem Rennen geworfen. Hier hätten wir mit dem Trulli-Dreher fast wieder ein ähnliches Problem gehabt, aber das Auto war das ganze Rennen über gut."