• 01.08.2003 17:25

  • von Fabian Hust

Villeneuve gibt zu: Zeit bei BAR hat Karriere ruiniert

BAR-Honda-Villeneuve Jacques Villeneuve gesteht ein, dass der Wechsel zu BAR-Honda seiner Karriere gewaltig geschadet hat

(Motorsport-Total.com) - Mit sieben Siegen und 81 WM-Punkten wurde Jacques Villeneuve 1997 im Williams-Renault Formel-1-Weltmeister ? im erst zweiten Formel-1-Jahr. Doch dann kam der Abstieg des Kanadiers, der seitdem den Fluch hinter sich herzieht, dass er nur mit überlegenem Material erfolgreich sein kann. 1998 befand sich Williams auf dem absteigenden Ast, da sich Renault offiziell aus dem Sport zurückzog und nur noch überarbeitete Motoren durch Supertec an das britische Formel-1-Team lieferte. Die Folge: Kein Sieg und WM-Platz fünf mit 21 WM-Zählern.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve ist derzeit in der Formel 1 auf einem verlorenen Posten

Dann lockte ihn Freund und Manager Craig Pollock in dessen eigenes Formel-1-Team, das 1999 als British American Racing debütiert. Man sprach von Siegen im ersten Jahr und auch der Kanadier verlor ganz offenbar jegliches Realitätsbewusstsein. Statt den großen Triumphen gelang dem Kanadier mit dem durchaus schnellen aber anfälligen BAR001 keine einzige Zielankunft in den WM-Zählern, die Ausfallquote betrug 75 Prozent, der durchschnittliche Startplatz immerhin 10,6 und der Rückstand auf die Pole Position 2,194 Sekunden ? was zur damaligen Zeit dem Mittelfeld (Platz 11) entsprach.

Großer Schritt nach vorne im zweiten Jahr

Im zweiten Jahr kam der Ex-Champion mit 17 Punkten immerhin auf den siebten Rang in der WM-Wertung, die Ausfallrate war mit 35 Prozent durchschnittlich, der Startplatz mit 8,7 und 1,658 Sekunden Rückstand auf die Pole Position deutlich besser als noch im Vorjahr ? wohl auch dank des Wechsels zu Honda-Motoren. Dennoch war "JV" von weiteren Siegen oder gar WM-Titeln weit entfernt, ein Wechsel kam für ihn aber dennoch nicht in Frage.

Aller guten Dinge sind drei?

Und so folgte 2001 das dritte Jahr bei BAR, das mit 12 WM-Zählern auf dem siebten WM-Rang sein Ende fand. Durchschnittstartplatz 10,8 mit 2,281 Sekunden Rückstand auf die Pole Position ? es ging nicht weiter aufwärts. Neben dem Auto, das eindeutig nicht zeitgemäß war, musste sich auch Motorenpartner Honda Kritik anhören. Der Motor sei zu schwach und vor allem zu schwer.

Unruhen im Team

Auch in der Saison 2002 das gleiche Spiel ? man ist einfach nicht konkurrenzfähig genug, das kostet Teamchef Craig Pollock den Posten. Mit vier WM-Pünktchen beendet Jacques Villeneuve die Saison als Zwölfter, die Ausfallrate betrug über 40 Prozent, der Durchschnitts-Startplatz 12,2 und der Abstand auf die Pole Position 2,637 Sekunden. Hinzu kommt die Kritik von Neo-Teamchef David Richards an seinen Fahrer, der zu teuer sei und dafür zu wenig Leistung bringe.

Vertrag läuft aus ? was nun?

Ende des Jahres läuft der Vertrag des Kanadiers mit dem Team aus. Längst ist Jenson Button der neue Liebling des Teams ? im Durchschnitt haben sich beide Piloten in diesem Jahr bisher nichts geschenkt aber der junge Brite hat natürlich einen bedeutend höheren "Geldwert" als Jacques Villeneuve. Button kommt derzeit auf elf WM-Punkte, Villeneuve auf drei, allerdings sah Villeneuve bisher die Zielflagge fünf Mal nicht, Button nur drei Mal nicht.

Villeneuve soll bei BAR bleiben

Auf Grund seines Namens ? und der Tatsache, dass Villeneuve am Team finanziell beteiligt ist ? wäre ein Verbleib sicherlich sinnvoll, dennoch möchte David Richards das Gehalt seines Piloten kürzen, um mehr Geld in die Entwicklung des Autos stecken zu können. Dabei hat der Brite gute Karten, denn auf dem "Fahrermarkt" steht der 32-Jährige nicht hoch im Kurs. "Kein Thema" hört man ganz offen von dem einen oder anderen Teamchef und selbst ein Michael Schumacher, der sich sonst meistens diplomatisch zeigt, meinte zu den Wechselgerüchten zu Ferrari unverblümt: "Wir wollen uns doch verbessern?"

Marktwert mit jedem Jahr bei BAR gesunken

Die letzten Jahre haben Villeneuve nicht gut getan, der Glanz der Williams-Erfolge ist längst deutlich verblasst: "Es gab viele negative Vorfälle, damit lebe ich nun schon eine ganze Weile. Das hat mir geschadet, mein Ruf hat gelitten und nun muss ich den Preis dafür zahlen", so der Rennfahrer aus St. Jean-sur-Richelieu gegenüber der Nachrichtenagentur 'AFP'. Der Preis könnte einen weniger dicken Gehaltscheck oder sogar den Rücktritt aus der Formel 1 bedeuten, auch wenn Letzteres im Moment unwahrscheinlich ist.

BAR ? fast unbemerkt ? deutlich besser als 2002

Was Hoffnung macht: BAR-Honda hat in diesem Jahr nicht zuletzt wegen der Verpflichtung von Ex-Williams-Designer Geoffrey Willis große Fortschritte gemacht. Zieht man den direkten Vergleich zu den anderen Bridgestone-Teams wie Ferrari, dann hat man über den Winter wirklich gute Arbeit geleistet. Doch auf der anderen Seite dominiert Michelin, das Pech klebt Villeneuve an den Fersen und auch Honda ist noch lange nicht dort, wo man sich das als WM-Kandidat wünscht. Wie es derzeit aussieht, wird Villeneuve bei BAR bleiben. Dies sei seine beste Möglichkeit.

Wieder Pech am Freitag

Es war fast schon typisch, dass sich Jacques Villeneuve am Freitag im 1. Qualifying als einziger Fahrer drehte und seine Runde abbrechen musste, während Jenson Button eine solide Runde fuhr und auf den 12. Rang kam. Mittlerweile sieht Jacques Villeneuve seine Situation sogar mit ein wenig Galgenhumor. Was soll er auch machen, als bei BAR zu bleiben und zu hoffen, dass es bald aufwärts gehen wird? "Es gibt nichts mehr, was man noch kaputtmachen könnte?" Der Ruf ist schwer geschädigt.