Villeneuve: "Es wäre sehr hart, mit Ron zu arbeiten"
Villeneuve kann sich kaum Vorstellen, mit Ron Dennis zu arbeiten, schließt einen Wechsel zu McLaren-Mercedes aber nicht völlig aus
(Motorsport-Total.com/sid) - Letzte Ausfahrt Montreal: Für Jacques Villeneuve steht ausgerechnet beim Heim-Grand-Prix seine Zukunft in der Formel 1 auf dem Spiel. Seit 75 Rennen hat der ehemalige Weltmeister nicht mehr gewonnen, seit der Kanadier 1998 von Williams zu BAR wechselte, ist er vom Erfolg verlassen. Die ganze Hoffnung ruht jetzt auf dem komplett überarbeiteten Auto, das erstmals am Sonntag (19:00 Uhr MESZ/live in 'Premiere' und RTL) in Montreal eingesetzt wird.

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Mit BAR-Honda konnte Villeneuve 2002 noch keinen WM-Punkt holen
"Es wird sehr entscheidend sein, welche Fortschritte wir hier machen", sagt Villeneuve, schränkt allerdings ein: "Wunder sollte man nicht erwarten." Aber wenigstens etwas Zählbares, denn BAR hat als einziges Team in dieser Saison in sieben WM-Läufen noch keinen Punkt gewonnen. Sollte auch im neuen Fahrzeug kein Weg aus der Sackgasse führen, scheinen nicht nur Villeneuves Tage gezählt, dann steht das gesamte Formel-1-Engagement von BAR-Honda auf der Kippe.
Laut David Richards, der den erfolglosen Villeneuve-Freund und Manager Craig Pollock Ende 2001 als Teamchef ablöste, hat BAR etwa 250 Millionen Euro Schulden. Da ist es mehr als fraglich, ob sich der Rennstall die Dienste Villeneuves überhaupt noch leisten kann. Der Kanadier ist mit knapp 20 Millionen Euro Jahresgage hinter dem viermaligen Weltmeister Michael Schumacher (40 Millionen Euro bei Ferrari) der Topverdiener der Branche.
Allerdings gibt es für Villeneuve derzeit kaum Alternativen zu BAR. Solange Schumacher für Ferrari fährt, ist dort kein Platz für ihn. Eine Rückkehr zu seinem einstigen Arbeitgeber Williams, wo er 1997 den WM-Titel holte, schließt der Kanadier aus: "Die brauchen mich nicht mehr, die haben in Ralf Schumacher und Juan-Pablo Montoya das ideale Fahrerduo gefunden." Auch seine guten Kontakte zu Renault helfen nicht. "Die sind mit ihren Fahrern sehr zufrieden", meint Villeneuve, der seinen letzten Grand Prix am 28. September 1997 in einem Williams-Renault auf dem Nürburgring gewann. Und bei Ferrari, wo einst sein legendärer Vater Gilles fuhr, ist Weltmeister Michael Schumacher der Platzhirsch: "In keinem Fall würde ich einen Vertrag unterschreiben, der mich zwingt, ihn vorbei zu lassen."
Was bleibt, wäre McLaren-Mercedes, gäbe es da nicht einen gewissen Ron Dennis. "Es wäre sehr hart für mich, mit Ron zu arbeiten", erzählt der flippige Villeneuve, der mit der Beamtenmentalität des McLaren-Teamchefs nicht zurechtkommt. Der 31-Jährige hält sich aber zumindest ein Hintertürchen bei den "Silberpfeilen" offen: "McLaren ist nicht gleich Ron Dennis. Es muss nicht heißen, dass man direkt mit Ron arbeiten muss."
Der Erfolg hat Villeneuve zwar verlassen, doch das Feindbild ist geblieben. Nach wie vor lässt der elfmalige Grand-Prix-Sieger kein gutes Haar an Michael Schumacher, der ihn beim WM-Finale in Jerez 1997 mit einem Rammstoß vergeblich am Titelgewinn zu hindern versuchte. "Michael findet nichts Besonderes dabei, andere Fahrer ins Gras zu drängen oder zu schneiden, weil er weiß, dass er das schnellere Auto hat", meint Villeneuve: "Er gewinnt Rennen, deshalb scheint für ihn alles, was er macht, korrekt zu sein. Michael weiß um sein Können, er weiß, wie gut er ist."

