• 17.03.2005 12:10

Villeneuve: "Es sollte besser laufen als in Melbourne"

Sauber-Pilot Jacques Villeneuve erklärt, weshalb er keine Zeitungen mehr liest, spricht über die Australien-Schlappe und Malaysia

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jacques, ist es in Melbourne für dich wie erwartet gelaufen oder hast du eher mit einem besseren oder schlechteren Abschneiden gerechnet?"
Jacques Villeneuve: "Wir sind eigentlich davon ausgegangen, konkurrenzfähiger zu sein, daher hoffe ich, dass es nur ein schlechtes Wochenende war."

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve war heute einer der Gäste der Pressekonferenz der FIA

Frage: "Du musstest dafür auch viel Kritik einstecken. Was sagst du dazu?"
Villeneuve: "Es ist schon okay, daran bin ich gewöhnt. Ich habe ja jahrelange Praxis! Man lernt einfach, die Zeitungen nicht mehr zu lesen. Das ist viel besser."#w1#

Villeneuve mit den Wintertests nicht zufrieden

Frage: "Was habt ihr für dieses Rennen unternommen, um die Situation zu verbessern?"
Villeneuve: "Wir sind schlecht vorbereitet nach Melbourne gekommen, weil die Wintertests nicht gut gelaufen sind. Beim letzten Test wollten wir Rennsimulationen durchführen, aber es hat uns zugeschneit. Von daher hatten wir keine Ahnung, wie sich das Auto entwickeln würde und wie sich die anderen Autos entwickeln würden. So haben wir unser Setup gemacht und dabei in den falschen Topf gegriffen. Daran haben wir das ganze Rennen über gelitten."

Frage: "Erwartest du, dass sich das dieses Wochenende komplett umdrehen wird?"
Villeneuve: "Naja, komplett würde ja bedeuten, dass ich ganz vorne landen würde, wenn man bedenkt, wo ich das letzte Rennen beendet habe! Ich glaube nicht, dass wir so konkurrenzfähig sind, aber es sollte schon besser laufen als in Melbourne. Auch die Hitze müsste uns eigentlich entgegenkommen."

Malaysia "wie ein Heimrennen für das Team"

Frage: "Du hattest viel Zeit, dich an die malaysischen Bedingungen zu gewöhnen, und hattest in den letzten Tagen viel zu tun. Kannst du bitte erzählen, was du alles gemacht hast?"
Villeneuve: "Naja, ich habe viele Hände geschüttelt, PR eben. Wir haben fünf Tage hintereinander nichts anderes getan, aber es ist wichtig hier. Unser Hauptsponsor Petronas ist Malaysia, daher ist dieses Rennen wie ein Heimrennen für das Team."

Frage: "Viele glauben, dass du nur Vollgas geben kannst. Ist das Schonen der Reifen für dich ein Thema?"
Villeneuve: "Ich hatte ursprünglich angenommen, dass das erforderlich sein würde, aber in Melbourne war es überhaupt nicht so. Die Reifen waren überhaupt nicht verschlissen - damit hätte man ewig fahren können! In Melbourne war es aber auch kälter als erwartet. Bei diesem Rennen werden wir mehr darüber erfahren, wie es mit den Reifen dieses Jahr laufen wird."

Keine Angst vor der Hitzeschlacht in Malaysia

Frage: "Durch die Hitze ist Malaysia für die Reifen und für die Motoren eine enorme Belastung. Angenommen, hier klappt alles, würde das dann automatisch bedeuten, dass diese Saison nichts mehr passieren kann?"
Villeneuve: "Das ist definitiv eines der schwierigsten Rennen und das schon seit Jahren. Andererseits könnte es diese Saison in anderen Ländern sogar noch heißer werden. Aber es stimmt schon: Wenn man hier überlebt - beim zweiten Rennen mit demselben Motor in dieser Hitze -, dann müsste alles okay sein."

Frage: "Was sagst du zur Leistung der Renaults in Australien?"
Villeneuve: "Die waren schon ziemlich beeindruckend. Nach den Wintertests war uns schon klar, dass sie schnell sein würden, aber wie schnell, das hat uns gewaltig überrascht."

Frage: "Wie steht es mit speziellem körperlichen Training vor diesem Rennen?"
Villeneuve: "Man trainiert eigentlich wie sonst auch, nur eben in der Hitze, die hier nun einmal vorherrscht. Man macht aber nichts anders als sonst. Wir waren mit der ganzen PR-Arbeit diese Woche ziemlich im Stress, daher hatten wir kaum Zeit für Sport. Aber darum trainieren wir ja im Winter und auch während der Saison so hart."

Bremsen sind "das Hautproblem" von Villeneuve

Frage: "Man hört, dass deine Probleme im Auto mit dem Bremsen zusammenhängen und dass du etwas anderes ausprobieren möchtest. Stimmt das? Und wo liegen deine Probleme?"
Villeneuve: "Ja, das Bremsen ist das Hauptproblem. Die Formel 1 hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt, vor allem im elektronischen Bereich, und es dauert ganz schön lange, bis man sich daran gewöhnt hat. Mit der ganzen Elektronik spürt man nicht mehr genau, was mit dem Auto passiert. Man fühlt sich ein bisschen wie ein Passagier im Rennauto, aber das ist nicht das, woran ich gewöhnt bin."

Frage: "1998 hattest du eine schwierige Saison bei WilliamsF1, dann fuhrst du 1999 bis 2003 für BAR und 2004 drei Rennen für Renault. Du warst sieben Jahre bei keinem Top-Team. Beeinträchtigt das einen Fahrer?"
Villeneuve: "Ich bin gut darin trainiert, mit bockigen Autos zu fahren! Der Sauber-Petronas ist aber gar nicht schwierig zu fahren. Wir waren einfach nicht schnell genug in Melbourne."

Frage: "War Michael Schumachers Verhalten gegenüber Nick Heidfeld beim ersten Rennen zu aggressiv und glaubst du, dass nun auch die anderen Fahrer härter vorgehen werden?"
Villeneuve: "Ich habe die Kollision nicht gesehen und kann daher nichts dazu sagen. Es ist mir nur einmal während der Fahrt auf einer der Videowalls ins Auge gestochen, aber da habe ich mich klarerweise nicht darauf konzentriert."

"Glaube, dass wir im Moment nicht genug testen"

Frage: "Stimmt es, dass dich die Teams das Auto nicht mehr so abstimmen lassen, wie du es gerne hättest?"
Villeneuve: "Ich glaube einfach, dass wir im Moment nicht genug testen, um das Thema zu verinnerlichen. Die Wintertests waren nicht sehr aufschlussreich, denn wir sind nicht viel gefahren, und dann hat es uns in Imola zugeschneit, wo wir endlich einmal am Setup arbeiten wollten. Also haben wir uns nicht allzu intensiv mit dem Setup beschäftigt, aber mit der neuen Motorenregel für zwei Rennwochenenden fährt man am Freitag und Samstag nicht mehr viel. Man absolviert eine minimale Anzahl an Runden, um die Reifenwahl zu treffen, aber man arbeitet nicht am Setup. Daher kann es ein bisschen dauern, bis wir in dieselbe Richtung arbeiten. Das ist alles."

Frage: "Wäre ein dritter Fahrer hilfreich?"
Villeneuve: "Es würde definitiv dabei helfen, eine bessere Vorstellung über das Verhalten der Reifen zu bekommen. Das wäre schon wichtig, weil die Rundenanzahl ja limitiert ist."