Villeneuve steht bei Sauber schon jetzt unter Druck
Nach seiner fahlen Leistung in Melbourne musste sich Jacques Villeneuve vom Sauber-Team Kritik anhören, auf die er nun reagiert hat
(Motorsport-Total.com) - Der Regen im Samstags-Qualifying von Melbourne hat Jacques Villeneuve völlig überraschend auf den vierten Startplatz nach vorne gespült, doch im Rennen blieb der ehemalige Weltmeister enttäuschend. Das Sauber-Team, welches sich von ihm weit mehr erwartet hatte, reagierte darauf mit öffentlicher Kritik, weil "JV" nicht einmal versucht hat, sich zu erklären.

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Ein Blick sagt mehr als 1.000 Worte: Jacques Villeneuve steht unter Druck
"Am liebsten würde ich dazu gar nichts sagen", entgegnete Teamchef Peter Sauber auf die Frage nach seinem kanadischen Schützling. "Villeneuve selbst ist im Moment wenig zu entlocken. Er habe in bestimmten Phasen des Rennens Probleme mit dem Auto gehabt - mehr hat er uns bis jetzt nicht verraten." Außerdem könne er die massive Differenz zwischen seinen beiden Piloten "nicht erklären", so der Schweizer - Felipe Massas schnellste Rennrunde war trotz langsamerer Ein-Stopp-Strategie um fast eine Sekunde schneller als die seines Teamkollegen.#w1#
Nur fünf Piloten waren in Melbourne langsamer als Villeneuve
Die Befürchtungen, wonach Villeneuves schlechte Leistungen bei den Wintertestfahrten ein realistischer Indikator für seine tatsächliche Pace sein würden, haben sich gleich in der ersten Runde im Albert Park bestätigt, als er wie ein Anfänger vom vierten bis auf den neunten Platz durchgereicht wurde. Der Sauber-Pilot hielt anschließend zwar lange Fernando Alonso und Jenson Button tapfer hinter sich, war aber laut Statistik der sechstlangsamste Pilot im Feld.
Immerhin hat er nun sein Schweigen gebrochen und zum ersten Grand Prix 2005 Stellung bezogen, was angesichts seines angeknacksten Standings bei seinem Arbeitgeber längst überfällig war. Allzu viel wollte er sich jedoch nicht entlocken lassen: "Ich möchte das, was diese Woche auf den Websites und in den Zeitungen zu lesen ist, nicht kommentieren", erklärte er gegenüber 'Atlas F1'. "Es ist gefährlich, über so etwas zu sprechen. Ich konzentriere mich lieber auf meinen Job mit dem Team."
Sinnigerweise sparte er sich in jenem Interview einen weiteren Seitenhieb auf den C24, der zwar gewiss keines der konkurrenzfähigsten Autos der Generation 2005 ist, aber sehr wohl über gewisses Potenzial verfügt, wie Massa bewiesen hat. Dass er sich unmittelbar nach Platz 13 in Melbourne negativ über seinen Boliden geäußert hat, wurde ihm von Sauber ziemlich übel genommen, zumal es offensichtlich Villeneuve selbst war, der gravierend verwachst hat.
Zu wenig Grip an der Vorderachse war das Problem
Wie es aber zu einer derart blamablen Vorstellung des elffachen Grand-Prix-Siegers kommen konnte, ist vielen schleierhaft. Villeneuve selbst brachte nun Licht ins Dunkel: "Wir dachten, dass die Hinterreifen im Rennen schnell verschleißen würden. Das wollten wir mit starkem Untersteuern kompensieren", schob er die Schuld auf das Setup. "Das bedeutete wenig Grip an der Vorderachse. Kombiniert mit frischen Reifen fühlte sich das an, als würde ich auf Eis fahren. Beim Einlenken schob das Auto geradeaus weiter. Erst nach einer halben Runde wurde es besser."
"Am Start Positionen zu verlieren, war aber nicht so tragisch", fuhr er frustriert fort, "denn wir waren sowieso nicht schnell genug. Wirklich schlimm wurde es aber erst in der zweiten Rennhälfte. Bis zum ersten Boxenstopp waren meine Rundenzeiten bei gleichem Benzin vergleichbar mit jenen von Felipe, aber nach dem ersten Stopp ging es bergab. Ich hatte weiche Reifen und er harte, denn wir wollten die beiden Mischungen miteinander vergleichen. Jetzt wissen wir es besser, aber unmittelbar nach dem Ende des Rennens war ich nicht happy."
Wie diese Aussagen in Hinwil aufgenommen werden, steht noch in den Sternen, fest steht aber, dass Villeneuve schon vor dem zweiten Grand Prix des Jahres unter gewaltigem Druck steht. Sauber hat ihn verpflichtet, um näher an die Spitze herankommen zu können, doch gemessen am jungen Massa scheint genau das Gegenteil der Fall zu sein. Gelingt dem 33-Jährigen nicht bald eine Steigerung, ist theoretisch sogar ein Fahrertausch während der Saison denkbar...

