Viel Kritik nach der Premiere des Sonntags-Qualifyings
In Melbourne heute erstmals ein Qualifying am Sonntag ausgetragen, speziell bei den Fahrern ist der neue Modus aber nicht beliebt
(Motorsport-Total.com) - In vielerlei Hinsicht war der Grand Prix von Australien eine mit Spannung erwartete Premiere zahlreicher Neuerungen. Zu diesen Neuerungen zählt auch der neue Qualifying-Modus, mit dem die Startaufstellung in zwei Einzelzeitfahren mit addierten Zeiten ermittelt wird. Dabei wurde heute erstmals eine der beiden Sessions am Sonntagmorgen ausgetragen.

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Das neue Qualifying mit addierten Zeiten stößt unter Fahrern auf keine Gegenliebe
Für die Zuschauer vor Ort und vor den Fernsehgeräten geriet das zweite Qualifying allerdings zur Farce, weil die Positionen nach der Wetterlotterie im ersten Durchgang am Samstag ohnehin schon größtenteils bezogen waren. Unterm Strich lagen der Gesamtschnellste, Giancarlo Fisichella (Renault/3:01.460), und der letzte Gewertete, Patrick Friesacher (Minardi-Cosworth), 26,903 Sekunden auseinander. Selbst der Abstand zwischen Erstem und Zweitem betrug satte 2.969 Sekunden.#w1#
Coulthards Alternative: Prügelei im Paddock...
"Ich muss sagen, dass es schon eine kleine Farce ist", kritisierte Red-Bull-Pilot David Coulthard. "Es geht in diesem Sport um Technologie und Regeln, innerhalb derer die Jungs versuchen, ein Auto zu bauen, und wir dann versuchen, so schnell wie möglich zu fahren. Eine Qualifying wie heute ist daher total unfair. Für die 'Schönwetter'-Fans mag es ja unterhaltsam sein, aber ein wahres Kräfteverhältnis ergibt sich daraus nicht. Das ist ja fast wie im Wrestling. Dann könnten wir uns auch gleich Namen wie Hulk Hogan geben und beginnen, uns im Paddock zu prügeln."
Dass das System "schwer zu verstehen" sei, erklärte McLaren-Mercedes-Neuzugang Juan-Pablo Montoya gegenüber 'RAI', "und ich glaube, dass die Fans enttäuscht sind, weil sie keine Action gesehen haben. Viele werden das alles nicht verstehen. Man muss eine gute Zeit erzielen, darf aber gleichzeitig die Reifen nicht verschleißen. Ich finde das nicht aufregend", teilte der Kolumbianer mit.
Villeneuve fragt sich, "ob es die Fans verstehen"
Sauber-Pilot Jacques Villeneuve, als Vierter der Startaufstellung einer der großen Profiteure der addierten Einzelzeitfahren, sagte, dass "alle im selben Boot" sitzen: "Gegenüber vergangenem Jahr hat sich nicht viel verändert, aber man steht nicht mehr unter so starkem Druck, wenig Benzin im Tank zu haben, was wegen der verrückten Strategien oft notwendig war. So gesehen ist es ein Fortschritt, aber ich frage mich, ob es die Fans verstehen."
Rubens Barrichello, heute im Ferrari Zweiter des Rennens, wollte mit einem Urteil noch abwarten: "Vielleicht wissen wir mehr, sobald die Abstände nach der ersten Session geringer sind. Was heute passiert ist, hat niemandem Spaß gemacht, denn die Abstände waren einfach zu groß." Ähnlich äußerte sich Renault-Chefingenieur Pat Symonds: "Man sollte erst einmal die weitere Entwicklungen abwarten, bevor man kritisiert. Das Qualifying hat nun eben ein anderes Anforderungsprofil."

