• 06.03.2005 14:10

Der große Tag des Giancarlo Fisichella

Seinen Sieg in Melbourne feierte Giancarlo Fisichella mit dem Cowboyhut von Nicolas Cage, doch nun will er Jagd auf den Titel machen

(Motorsport-Total.com/sid) - Als Giancarlo Fisichella endlich am Ziel seiner Träume angekommen war, stellte er sich in sein Auto und breitete die Arme wie ein römischer Feldherr aus. Stolz wie Oskar marschierte er dann mit einem schwarzen Cowboyhut auf dem Kopf, den ihm kurz zuvor Hollywood-Star Nicolas Cage geschenkt hatte, durch das Fahrerlager in Melbourne.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella

Als für ihn die italienische Hymne gespielt wurde, war Fisichella sehr gerührt

"Das ist ein ganz großer Tag für mich. Nach fast zehn Jahren in der Formel 1 kann ich jetzt endlich zeigen, was ich wirklich kann", sagte der 32-jährige Italiener nach dem zweiten Grand-Prix-Erfolg seiner Karriere. Als er sich für einen kurzen Moment unbeobachtet fühlte, verdrückte er heimlich eine Freudenträne: "Besser hätte die Saison für mich nicht beginnen können", meinte "Fisico", der 142 Rennen auf diesen Triumph warten musste.#w1#

Brasilien 2003 fühlte sich nicht wie ein echter Sieg an

Obwohl es sein zweiter Sieg war, stand er erstmals ganz oben auf dem Treppchen. Den Erfolg beim Großen Preis von Brasilien am 6. April 2003 bekam er nämlich erst nachträglich am grünen Tisch zugesprochen. Damals fuhr er für Jordan und alle lobten sein Talent, dennoch galt er als Eintagsfliege. "Diesmal fahre ich wirklich ein echtes Siegauto", so der Römer, dessen Arbeitgeber Renault als Team der Stunde gilt. Über seine Zielsetzung sagt er: "Ganz klar, jetzt wir fahren um die WM, gegen Ferrari und McLaren-Mercedes!"

Es war von Anfang an sein Wochenende: Der Pole Position ließ er einen nie gefährdeten Sieg folgen. Er machte keinen Fehler, spulte seine Runden perfekt wie ein Schweizer Uhrwerk ab. "Es war einfach an der Zeit", sagte Fisichella, der von Renault-Teamchef Flavio Briatore liebevoll in die Arme genommen wurde. "Ich habe gewusst, was in ihm steckt. Bei uns kann er Weltmeister werden", meinte der Italiener.

Irgendwie fühlte sich Briatore an diesem Sonntag vielleicht an die glorreichen Benetton-Tage erinnert, als bei ihm der Stern eines gewissen Michael Schumachers aufging, mit dem er dann 1994 und 1995 zweimal Weltmeister wurde. Briatore: "Wir haben noch viel vor, und ich weiß, wir können es schaffen." Fisichellas Zuverlässigkeit gilt als beispielhaft. Deshalb wurde ihm in der Saison 2003 eine besondere Auszeichnung zuteil: Die Formel-1-Kollegen wählten ihn zu ihrem Fahrer des Jahres.

Fisichella hat Familie mit zwei Kindern und ist Fußballfan

Entspannung von dem hektischen Treiben des Grand-Prix-Sports findet "Fisico" bei der Familie: "Abseits der Rennstrecken ist die Formel 1 für mich kein Thema", sagt er. Giancarlo lebt mit seiner Verlobten Luna und den beiden Kindern Carlotta und Christopher in Rom. Eine weitere Liebe von ihm gehört dem Fußball: Er ist ein glühender Verehrer des AS Roma und noch vor Michael Schumacher der beste Kicker in der Piloten-Auswahl, die regelmäßig zu Benefizspielen antritt.

Trotz seiner Erfolge im Motorsport ist ihm der Ruhm nie zu Kopf gestiegen: "Mit meinen Erfolgen möchte ich auch meinem Vater etwas zurückgeben", so der Renault-Pilot. "Er hat mir ermöglicht, mit dem Kartsport anzufangen, als ich acht Jahre alt war. Ohne seinen Einsatz wäre meine Karriere niemals möglich gewesen."