Vettel nur dank Pirelli wieder Weltmeister?

Welchen Anteil hat der sommerliche Wechsel der Pirelli-Spezifikation am vierten WM-Titel Sebastian Vettels? - Experte Gary Anderson klärt auf

(Motorsport-Total.com) - Bei der Rückschau auf die Formel-1-Saison 2013 fällt auf: Weltmeister Sebastian Vettel (Red Bull) brachte es in den ersten neun Saisonrennen bis einschließlich Nürburgring auf vier Siege und insgesamt 157 WM-Punkte. Bei den zehn weiteren Saisonrennen ab Budapest holte der Champion neun Siege und fuhr 240 WM-Punkte ein. Liegt der Unterschied in der Punkteausbeute im sommerlichen Wechsel der Pirelli-Reifen begründet?

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Vettel verdankt Titel Nummer vier nicht nur Pirelli, wie Gary Anderson herausstellt Zoom

"Ich erinnere mich, dass die Reifen bei den Wintertestfahrten nicht besonders gut aussahen", spricht der ehemalige Formel-1-Konstrukteur Gary Anderson gegenüber 'Motor Sport' auf die Kombination des Red Bull RB9 mit den im Vergleich zur Saison 2012 weicheren Reifenmischungen von Pirelli an. Fakt ist: In der ersten Saisonhälfte wurde seitens Red Bull mehrfach moniert, dass man die aerodynamischen Vorzüge des RB9 nicht ausspielen könne, weil man die Leistung mit den weicheren Pirelli-Reifen nicht auf die Straße bringe.

Ab Juli brachte Pirelli dann eine Kombination aus 2012er-Reifenkonstruktionen und 2013er-Mischungen an die Rennstrecken. Damit einhergehend wurde der Stahl-Gürtel in den Hinterreifen durch einen Kevlar-Gürtel ersetzt. "Dadurch wurde die Auflagefläche und somit der Grip der Reifen erhöht. Gleichzeitig wurde dadurch die Abtriebswirkung der Autos erhöht", erklärt Anderson.

"Folglich hatten die Autos, die ohnehin über viel Abtrieb verfügten, noch mehr Abtrieb als mit der alten Reifenkonstruktion (aus der ersten Saisonhälfte; Anm. d. Red.)", fährt der Nordire fort und hält fest: "Ich glaube, die Veränderung der Reifen spielte Red Bull in die Karten, ganz einfach, weil sie Autos mit mehr Abtrieb entgegen kam."

Dennoch will Anderson von einer Lex Red Bull nichts wissen, denn nach den Reifenschäden beim Grand Prix von Großbritannien Ende Juni sei das Rückrüsten auf die Reifenkonstruktionen von 2012 "aus Sicherheitsgründen absolut notwendig" gewesen.

Zudem führt der BBC-Experte an, dass "Vettel auch in der ersten Saisonhälfte mehr Rennen gewonnen hat als jeder andere Fahrer im Feld". Zur Erinnerung: Die ersten neun Saisonsiege verteilten sich 4:2:2:1 auf Vettel, Fernando Alonso, Nico Rosberg und Kimi Räikkönen. So hält Anderson abschließend fest: "Deshalb verstehe ich nicht, warum manche Leute in den Reifen einen Grund für den Ausgang der Weltmeisterschaft sehen."