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Vettel: "Die WM wird im Kopf entschieden"

Warum Sebastian Vettel glaubt, dass der RB8 in Monza funktionieren sollte, wo er die Prioritäten im Titelkampf sieht und was er von der Grosjean-Strafe hält

(Motorsport-Total.com) - 24 Punkte fehlen Sebastian Vettel vor dem Ferrari-Heimspiel in Monza auf seinen großen WM-Rivalen Fernando Alonso. Der Red-Bull-Pilot hat in Spa-Francorchamps im Titelkampf Blut geleckt, denn der WM-Leader wurde durch eine Startkollision aus dem Rennen gerissen, während Vettel mit einem starken Rennen und Platz zwei viel Boden gut machte.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel ist bereit für die entscheidende Phase in der WM Zoom

Monza ist traditionell keine Red-Bull-Strecke, denn der Renault-Motor hat andere Vorzüge als die Motorleistung. Dennoch gelang es dem österreichischen Team mit Sitz in Milton Keynes im Vorjahr erstmals, auf dem Highspeed-Kurs das Podest zu erreichen - und zwar gleich mit einem Sieg durch Vettel.

Auch für dieses Jahr ist der zweifache Champion vorsichtig optimistisch: "Letzte Woche war die Strecke nicht viel anders als hier, was den Abtrieb angeht. Unser Auto war bis jetzt fast auf jeder Rennstrecke ziemlich konkurrenzfähig. Manchmal vielleicht nur gut genug für Platz fünf, aber ich glaube, wenn man so schaut, was die anderen gemacht haben, ist das keine schlechte Leistung. Es ist ein bisschen schwer vorherzusagen, was passieren wird, aber ich freue mich, und die Strecke gefällt mir. Ich denke, dass unser Auto auch gut funktionieren sollte."

Härtere Mischungen als Vettel-Nachteil?

Und das, obwohl im Vergleich zu 2011 andere Pirelli-Mischungen zum Einsatz kommen werden: Während bei Vettels Sieg die Soft- und die Medium-Reifen zum Einsatz kamen, setzen die Italiener dieses Jahr auf die Mischungen Medium und Hard. Das könnte sich vor allem im Qualifying als harte Nuss herausstellen, denn die Medium-Reifen machten Vettel bereits in Malaysia und Belgien das Leben schwer.

Vorerst gibt sich Vettel aber gelassen: "Es stimmt, dass wir im Vergleich zum Vorjahr andere Reifenmischungen verwenden, aber gleichzeitig haben wir dieses Jahr auch andere Reifen. Daher ist die Reifenwahl recht ähnlich wie im Vorjahr. Es wird sehr stark von den Temperaturen und ähnlichen Dingen abhängen, ob die Reifen funktionieren oder nicht."

"Viele Leute sagen, dass das keine richtige Rennstrecke ist." Sebastian Vettel

In Monza komme es vor allem auf das Gefühl an, meint Vettel, der den Kurs gegen die Kritik verteidigt, dass es sich um eine anspruchslose Strecke handle: "Ein Wimpernschlag zu lange auf der Bremse macht hier viel aus. Man hat natürlich seine Referenzpunkte an der Strecke, aber das Auto und die Reifen verändern sich ständig. Deswegen ist es wichtig, konzentriert zu sein. Viele Leute sagen, dass das keine richtige Rennstrecke ist, weil es nur Schikanen und Geraden gibt, aber jedes Mal den Bremspunkt zu treffen und mit dem richtigen Speed in die Schikane hineinfahren, die Randsteine im richtigen Winkel zu treffen, macht es eigentlich hier aus."

Vettel fordert von sich und Red Bull Disziplin

Vettel ist bewusst, dass es im Titelkampf nun ans Eingemachte geht. Red Bull hat nach wie vor einen Rückstand, doch er mahnt sein Team dazu an, nun einen kühlen Kopf zu bewahren und konzentriert zu bleiben: "In der zweiten Saisonhälfte wird sich an der Spitze viel im Kopf entscheiden. Der Zeitplan ist ziemlich eng - es gibt viele Rennen, die direkt aufeinander folgen. Es wird also auch wichtig sein, was man in den drei, vier Tagen dazwischen macht, dass man sich die Pause und die Ruhe gönnt. Gerade wenn es dann nach Übersee geht, muss man auch diszipliniert genug sein und dann ab und zu auch früher ins Bett springen, auch wenn man lieber den Film zu Ende schauen oder lieber auf der Gasse rumspringen würde."

Von Psychotricks und ähnlichen Mitteln will er aber Abstand halten: "Was die mentale Taktik angeht, habe ich mir jetzt keinen Schlachtplan zurechtgelegt." Stattdessen fordert er, den Fokus auf das eigene Team zu legen: "Ich denke, wir schauen auf uns, und das muss unser Ziel Nummer eins sein. Ich glaube, alles andere hat für uns nie funktioniert und wird auch nicht funktionieren. Wir müssen uns darauf konzentrieren, unsere Dinge richtig zu machen - das wird schon schwer genug. Was die anderen machen, kann man nicht wirklich beeinflussen."

"Es wird wichtig sein, dass man sich die Pause und die Ruhe gönnt." Sebastian Vettel

Wie Vettel die Grosjean-Strafe beurteilt

Einer, der diesmal fehlen wird, ist der Franzose Romain Grosjean. Der Lotus-Pilot wurde nach der siebten Kollision 2012 in den ersten Rennrunden von den Rennkommissaren für den Grand Prix von Italien gesperrt. Eine umstrittene Entscheidung. "Man kann Romain nicht für alle Unfälle, die er hatte, beschuldigen", bricht Vettel eine Lanze für Grosjean. "Er hat einen Fehler gemacht und hat es hoffentlich verstanden. Es ist schwer, das richtige Strafmaß zu finden."

Dass der GP2-Champion stets in der Anfangsphase in Zwischenfälle verwickelt ist, kann der Weltmeister nachvollziehen: "Jeder versucht, so viele Positionen wie möglich zu gewinnen, denn es ist sehr einfach, andere zu überholen. Wenn man einen guten Start hat und später bremst, dann findet man vielleicht die richtige Lücke, um hineinzufahren. Manchmal funktioniert es aber auch nicht."

"Man kann Romain nicht für alle Unfälle, die er hatte, beschuldigen." Sebastian Vettel

Startphase: Vettel fordert mehr Respekt

Dennoch fordert er von Grosjean in der Anfangsphase ein Mindestmaß an Respekt: "Ich hoffe nicht, dass er sein Gehirn ausschaltet. Man muss erwarten können, dass man die anderen Fahrer beim Start respektiert, denn beim Start ist es sehr eng."

Auch der ehemalige Toro-Rosso-Pilot musste sich in der Formel 1 zunächst seine Hörner abstoßen - seiner Meinung nach beschleunigt dies den Reifeprozess: "Wir sind hier, weil wir Fehler gemacht haben. Ohne Fehler gibt es keine Fortschritte. Es ist keine schlimme Sache, wenn Fehler passieren. Es wird erst dann schlimm, wenn man die gleichen Fehler immer wieder macht. Dann hat man nichts daraus gelernt oder nicht verstanden, was das Problem ist." Zwischenfälle seien aber nicht zu verhindern, denn "wir alle machen Fehler und wir alle fahren am Limit."