• 24.09.2010 13:26

  • von Dieter Rencken

Vettel: "Alles ist möglich"

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel über seine Aussichten in den restlichen fünf Rennen, seine Titelchancen und das Paket seines Rennstalls

(Motorsport-Total.com) - In Singapur beginnt der Endspurt der Formel-1-Saison: Fünf Fahrer duellieren sich in den restlichen Runden um den begehrten WM-Titel - und Sebastian Vettel rechnet sich gute Chancen aus. Der Red-Bull-Pilot möchte in den Schlussrennen des Jahres unbeschwert und entspannt auftreten und so die entscheidenden Punkte abgreifen. In seiner Medienrunde erklärt der Deutsche, wie er sich den weiteren Verlauf der Saison vorstellt und warum es entscheidend ist, nicht zu viel zu riskieren.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel rechnet sich gute Chancen auf den Formel-1-WM-Titel 2010 aus

Frage: "Sebastian, wie gehst du den Großen Preis von Singapur und die restlichen Rennen an? Lautet die Vorgabe für dich nun, einfach nur jedes Mal ins Ziel zu kommen oder wirst du voll auf Angriff fahren?"
Sebastian Vettel: "Ich denke, es wäre falsch zu sagen, man will nur ankommen oder nur angreifen. Man muss sich eben der Situation anpassen. Wenn man aggressiv sein muss, dann muss man eben aggressiv sein. Wenn man sich eher zurückhalten sollte, ist es vermutlich besser, man hält sich auch zurück."#w1#

"Vieles entscheidet sich meiner Meinung nach im jeweiligen Augenblick. Man hat dann auch das Gespür, ob man das Auto hat, mit dem man attackieren kann, oder ob es nicht reicht und es zu viel Risiko wäre. Im Endeffekt ist meine Einstellung nicht viel anders als beim ersten, zweiten oder dritten Rennen des Jahres."

"Man versucht immer, anzukommen und das Maximum herauszuholen - eben sein Optimum zu erreichen. In Monza war beispielsweise dieser vierte Platz das Maximum an diesem Tag und mit diesem Auto. Das muss man dann aber auch erreichen. Wird man stattdessen nur Fünfter, Sechster oder Achter, hat man etwas verschenkt."

"Man versucht immer, anzukommen und das Maximum herauszuholen." Sebastian Vettel

"Ich denke, das ist das Entscheidende. Wir wollen nach den kommenden fünf Rennen sagen können: 'Wir haben alles gegeben. Mehr konnten wir nicht herausholen.' Wenn dabei der WM-Titel herausspringt, ist das toll. Wenn nicht, lag das zumindest nicht an den fünf Schlussrennen."¿pbvin|512|3131|singapur|0|1pb¿

Wieviel Risiko ist im Titelkampf angebracht?

Frage: "Fünf Fahrer dürfen sich noch Chancen auf den Titel ausrechnen. Was musst du tun, um am Jahresende als Weltmeister dazustehen?"
Vettel: "Wenn ich mich nicht irre, muss ich einfach nur 25 Punkte mehr holen als alle anderen. So einfach ist das."

Frage: "Es geht also darum, keinen Ausfall zu riskieren und keine Fehler zu machen, richtig?"
Vettel: "Wie ich schon sagte: Ich brauche 25 Punkte mehr als alle anderen. Dann könnte ich mir auch Ausfälle und dergleichen erlauben, sofern das trotzdem gelingt. Das ist aber nicht der Plan. Unterm Strich geht es darum, das eigene Optimum zu erreichen und im Verlauf der kommenden Rennen das Beste zu erzielen."

"Ich brauche 25 Punkte mehr als alle anderen." Sebastian Vettel

Frage: "Aufgrund deiner Lage in der WM: Wirst du nun mehr riskieren?"
Vettel: "Meine Herangehensweise wird sich nicht verändern. Noch dauert die Saison an und noch sind viele Punkte zu vergeben. Manchmal stellen sich rasch gewisse Veränderungen ein, was wir in den vergangenen 14 Rennen gesehen haben."

"Man weiß es nicht. In dieser Meisterschaft geht es hoch und runter - zumindest ging es mir in diesem Jahr so. Hoffentlich haben wir in den restlichen Rennen noch ein paar Höhepunkte. Dann werden wir sehen."

Frage: "Wie optimistisch bist du im Hinblick auf deine Titelchancen?"
Vettel: "Ich denke, wir haben eine sehr gute Chance. Man darf aber nicht vergessen, wie schnell sich die Dinge in dieser Meisterschaft verändern können - nicht zuletzt aufgrund des neuen Punktesystems."

"Manche Leute wurden schon mehrfach abgeschrieben und sind dennoch wieder da. Alles ist möglich. Im Augenblick belege ich jedenfalls den fünften Platz in der Gesamtwertung und ganz vorne stehen andere. Das sind in meinen Augen die klaren Favoriten, doch noch haben wir eine lange Saison vor uns."

"Manche Leute wurden schon abgeschrieben und sind wieder da." Sebastian Vettel

"Schauen wir einmal, wie gut sie abschneiden. Ich muss mich auf mich selbst konzentrieren. Was die anderen treiben, kann ich ohnehin nicht beeinflussen. Ich wünschte, ich könnte es, doch so ist es nicht."

Der Red Bull RB6 ist noch immer sehr stark

Frage: "Wenn du die Vorteile am Paket Sebastian Vettel und Red Bull benennen müsstest, was würdest du aufzählen?"
Vettel: "Nun ja, es gibt so viele Experten und Spezialisten im Fahrerlager. Diese Leute sollte man danach befragen. Meiner Meinung nach haben wir ein starkes Auto und ich fühle mich gut."

"Ich bin zuversichtlich. Wir werden unser Ding durchziehen und schauen, wohin uns das bringt. Alles Weitere liegt nicht in unserer Hand. Wir haben in meinen Augen eine sehr gute Chance, doch wir werden sehen. Schritt für Schritt."

"Wir werden unser Ding durchziehen und schauen, wohin uns das bringt." Sebastian Vettel

Frage: "Dein Paket ist stark. Wie schwierig wird es sein, deinen Teamkollegen mit gleichen Waffen zu schlagen?"
Vettel: "Wenn man sich die jüngsten Rennen in Erinnerung ruft, haben wir beide immer die Gelegenheit, den jeweils anderen in die Schranken zu verweisen. Im Hinblick auf meine bisherige Saison kann ich sagen: Die Geschwindigkeit war nicht das Problem."

"Ich muss mir deswegen keinen Kopf machen. Wir waren stets schnell genug, doch manchmal hat es einfach nicht so geklappt, wie wir uns das ausgemalt hatten. Schauen wir einmal, was in den restlichen Rennen passiert. Wir sind jedenfalls zuversichtlich, ein gutes Auto zu haben - und eine großartige Möglichkeit."

Frage: "In Monza hattest du im Rennen ein Problem und wurdest kurz langsamer. Nun ist ein Teil des Funkverkehrs offengelegt worden, wo du beim Team nachfragst, was da vor sich geht. Hattest du in diesem Moment den Eindruck, das Team würde dich bewusst einbremsen?"
Vettel: "Nein. Im Rennen kochen die Emotionen natürlich hoch."

"Im Rennen kochen die Emotionen natürlich hoch." Sebastian Vettel

"Ich kämpfte hart, um zu diesem Zeitpunkt nahe an den Williams von Nico Hülkenberg heranzukommen, wenn ich mich recht erinnere. Ich versuchte, voranzukommen, doch plötzlich wurde das Auto langsamer. In dieser Situation wäre wohl niemand sonderlich glücklich darüber."

"Ich verlor einerseits eine Position an Mark, der bis dahin hinter mir gelegen hatte, und darüber hinaus den Anschluss sowie den Windschatten. Wir waren während des gesamten Wochenendes nicht die Schnellsten auf der Geraden. Mir war also schon klar, dass es schwierig werden würde. Letztendlich konnten wir zurückschlagen und unser Maximum erreichen. Das hätte uns aber einiges kosten können."


Fotos: Großer Preis von Singapur, Pre-Events


Deutschland ist die Formel-1-Nation 2010

Frage: "Demnach bist du froh darüber, dass dich das Team nicht zugunsten der Titelchancen von Mark Webber einbremst?"
Vettel: "Ich denke, wir haben beide zu jeder Zeit ein gutes Rennauto zur Verfügung. Jeder hat die Möglichkeit, besser als der andere zu sein."

Frage: "An diesem Wochenende sind sieben Deutsche in der Formel 1 am Start. Wie kannst du dir diese starke Präsenz im Starterfeld erklären?"
Vettel: "Ich weiß es auch nicht. Es sind ja einige Generationen vertreten (lacht; Anm. d. Red.). Ich denke, das ist gut für uns. Vielleicht sollten sich die anderen Länder Gedanken machen, das Tempolimit aufzuheben (lacht)."

"Ich glaube aber nicht, dass es daran liegt. In Deutschland passiert einfach sehr viel, was den Nachwuchs anbelangt. So war es in den vergangenen Jahren und ich hoffe, dass es so bleibt. Im Augenblick ist es in den Nachwuchsserien nicht einfach. Das Ganze erfährt aktuell wohl einen Knick, weil es doch sehr viel Geld kostet. Eben dieses ist nicht immer einfach aufzutreiben."

"In Deutschland passiert einfach sehr viel, was den Nachwuchs anbelangt." Sebastian Vettel

"Der große Pluspunkt ist, dass Deutschland sehr zentral gelegen ist und dass sich dort sehr viel abspielt - schon aufgrund der Hersteller. Das sieht man auch an der Formel 1 und an Mercedes sowie ehemals BMW. Die Hersteller haben, so denke ich, generell ein großes Interesse. Deutschland ist halt auch ein Autofahrer-Land."