• 27.03.2011 16:36

Vettel: "Alles hat gestimmt"

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel begann die Saison mit einem Start-Ziel-Sieg in Australien: In der Pressekonferenz spricht er über diesen Rennerfolg

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel machte seiner Startnummer an diesem Wochenende alle Ehre: Der junge Deutsche stellte seinen Red Bull RB7 in der Qualifikation auf die Pole-Position und raste am Sonntag zum Sieg im Großen Preis von Australien. In der Pressekonferenz zeigt sich Vettel anschließend erleichtert über diesen Coup, stapelt aber betont tief und verweist auf die noch ausstehenden Rennen 2011. Der 23-Jährige macht allerdings keinen Hehl daraus, wie sehr er sich über diesen Auftakterfolg freut...

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sieg in Australien: Sebastian Vettel ist der erste WM-Spitzenreiter in dieser Saison

Frage: "Sebastian, du fuhrst von der Pole-Position zum Sieg. Hattest du alles unter Kontrolle?"
Sebastian Vettel: "Ja. Es war ein gutes Rennen. Zum Schluss beruhigte sich alles ein bisschen. Lewis machte nicht mehr gar so viel Druck und wir versuchten, die Schlussphase zu kontrollieren. Ich denke aber nicht, dass es ein einfaches Rennen war."

"Der Start war entscheidend. Ich kam gut weg, fuhr allerdings auch von der sauberen Seite los. Als ich sah, wie Lewis und Mark um die Plätze stritten, war mir klar, wie gut ich weggekommen war. Ich hatte freie Fahrt und konnte im ersten Stint den Abstand konstant halten - mehr oder weniger."

"Man konnte aber sehen, wie schnell man den Zenit überschreiten kann: Der Reifenverschleiß setzte rasch ein. Lewis holte auf und wir gingen in die Box. Das war genau das richtige Timing, denke ich. Ich hätte nicht mehr viele Runden drehen können. Nach meinem Stopp kam es darauf an, Jenson zu überholen. Das gelang mir sofort, was überaus wichtig war."

"In der zweiten Rennhälfte wusste ich nicht, was hinter Lewis los war." Sebastian Vettel

"In der zweiten Rennhälfte wusste ich nicht, was hinter Lewis los war. Mir war nicht bekannt, ob er unter Druck stand. Als er seinerseits etwas Tempo rausnahm, war ich etwas mehr Herr der Lage. Alles in allem war es ein gutes Rennen. Wir lernten heute eine ganze Menge. Ganz sicher müssen wir den Grand Prix noch einmal genau analysieren und ausgehend davon nach vorne arbeiten."

Frage: "Dein Sieg schien recht dominant zu sein..."
Vettel: "Zu dieser frühen Phase der Saison schmeckt mir das Wort 'dominant' nicht so gut. Vor uns liegt ja schließlich noch ein langer Weg. Zunächst einmal möchte ich sagen, wie viel Spaß das Team und ich heute hatten - wir gewannen den Grand Prix von Australien! Es ist immer schön, hierher zu reisen. Die Atmosphäre ist etwas Besonderes. Bei der Fahrerparade sieht man, wie die Leute völlig begeistert sind."

"Heute schien die Sonne, die ich die ganze Woche über vermisst hatte." Sebastian Vettel

"Mark ist natürlich der Liebling der Fans in Australien. Bei der Fahrerparade befand ich mich in seinem Windschatten. Es ist schön, so viele Fans zu sehen und zu spüren, mit welcher Leidenschaft sie unseren Sport verfolgen. Das erlebt man nicht überall. Das genießen wir sehr. Wir müssen auch weiterhin hierher kommen. Heute schien die Sonne, die ich die ganze Woche über vermisst hatte."

"Das war klasse und mein Auto war perfekt. Wir arbeiteten viele Stunden an diesem Fahrzeug, denn so einfach gestrickt ist dieser Rennwagen nicht. Vielen Dank an die Mechaniker. Am Samstag witzelte ich noch mit ihnen. Sie mussten in dieser Woche so hart arbeiten, um dieses Wochenende vorzubereiten. Heute Abend bekommen sie Pizza und Bier - eine schöne Belohnung."¿pbvin|512|3551|vettel|0|1pb¿

Vettel hatte viel Spaß als Solist an der Spitze

Frage: "Vettel, hättest du mit einem größeren Abstand nach hinten gerechnet?"
Vettel: "Zunächst einmal: In Abu Dhabi stellten wir fest, dass ich auch einen Vornamen habe. Du kannst mich also getrost Sebastian nennen."

"Man arbeitet immer sehr lange auf das erste Rennen hin. Wir schufteten schwer und machten das Auto für die beiden unterschiedlichen Szenarien - Qualifikation und Rennen - schnell. Ich bin sehr zufrieden. Beim Boxenstopp nahmen wir ein paar kleinere Veränderungen vor. Viel kannst du da aber nicht tun. Du kannst nicht anhalten und das Setup ändern."

"Das Tempo war okay, also konnten wir auch die Abstände kontrollieren." Sebastian Vettel

"Es schien aber besser zu funktionieren. Im zweiten Stint blieb ich zwei Runden länger draußen als Lewis. Das Tempo war okay, also konnten wir auch die Abstände kontrollieren. Der letzte Stint ist schwierig zu analysieren. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit unserer Geschwindigkeit vom Samstag und vom Sonntag. Es gibt keinen Grund, warum wir Panik schieben sollten."

Frage: "Wie einsam war es eigentlich an der Spitze?"
Vettel: "Dagegen hat man ja nichts - vor allem, wenn man am Ende auf das Podium steigen darf, einen Pokal mitnehmen kann und noch ein bisschen was zu trinken bekommt (lacht; Anm. d. Red.)."

"Das nimmt man dann in Kauf. Um Gottes Willen! Es ist ja nicht so, dass man in diesem Fall nichts zu tun hat. Man muss die Konzentration nach wie vor aufrecht erhalten. Es gibt sehr viele Dinge, auf die man achten muss. Natürlich ist der Druck etwas geringer, wenn von hinten weniger Druck besteht."

Viel Lob für Formel-1-Ausrüster Pirelli

Frage: "So sehr, wie die Rundenzeiten beim Testen anstiegen, kletterten die Werte am Sonntag nicht nach oben. Wie lautet dein Kommentar dazu?"
Vettel: "Es ist natürlich unser Job, genau das zu vermeiden. Das Team und der Fahrer müssen ihre eigenen Einschätzungen treffen."

"Bevor die Reifen nachlassen, muss man eine Lücke finden und die Pneus austauschen. Beim Testen konnten wir viele Runden drehen und reichlich Erfahrung sammeln. In Barcelona verhielt es sich beim Reifenverschleiß aber ganz anders als hier. Dafür muss man Pirelli ein großes Kompliment aussprechen, denn sie haben klasse Arbeit geleistet."

"Alles in allem haben sie ihre Arbeit gut gemacht." Sebastian Vettel

"Es war nicht einfach, so rasch einen Reifen zu bauen. Im Winter setzten wir sie ziemlich unter Druck - auch ich. Wir befürchteten, zu viele Boxenstopps zu haben. In Melbourne waren es aber gar nicht so viele und es gab sogar eine Einstopp-Strategie. Alles in allem haben sie ihre Arbeit also gut gemacht."

Frage: "Beim Großen Preis von Australien kamen erstmals die neuen Pirelli-Reifen, KERS und der verstellbare Heckflügel zum Einsatz. Was hältst du von diesen Neuerungen?"
Vettel: "In meinen Augen sind das positive Dinge. Wir müssen Pirelli ein Kompliment aussprechen."

"Nach den Tests hatten wir alle ein paar Bedenken, doch unterm Strich sahen wir nun doch nicht so viele Boxenstopps, wie wir befürchtet hatten. Ich denke, es war ein recht ordentliches Rennen. Der verstellbare Heckflügel ist noch immer sehr neu und Melbourne ist eine besondere Strecke. Kurve eins ist zudem nicht unbedingt die beste Überholstelle im Kalender. Wir müssen abwarten."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Australien


"Es hilft aber sicherlich, um näher an den Vordermann heranzukommen. Ich rutschte näher an Jenson heran, was mir eine Hilfe war. Zwei Kurven später überholte ich ihn dann. Es funktionierte also erwartungsgemäß. Ich kann da aber nur für mich sprechen. Was hinter mir passierte, entzieht sich meiner Kenntnis."

KERS oder kein KERS, das ist hier die Frage...

Frage: "Und wie ist es um KERS bestellt?"
Vettel: "Ja? Was willst du denn wissen?"

Frage: "Hattest du es in Gebrauch?"
Vettel: "Ich weiß nicht, welche Quellen dir zur Verfügung stehen. Es könnte eine ziemliche Herausforderung für dich darstellen, diesen Sachverhalt herauszufinden. Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich es für mich behalten."

Frage: "Klar, das kannst du natürlich machen..."
Vettel: "Ich drückte einige Knöpfe."

Frage: "Dein Teamchef Christian Horner sagte, ihr hättet KERS am Freitag ausprobiert, hättet dann aber davon abgesehen, es weiter zu verwenden, weil es etwas unzuverlässig gewesen sei. Werdet ihr im weiteren Saisonverlauf darauf verzichten? Seid ihr so zuversichtlich, dass euer Auto derart schnell ist, sodass ihr es überhaupt nicht braucht?"
Vettel: "Das hättest du mir aber ruhig vor dem Rennen sagen können, denn ich machte mir schon Gedanken."

"Ich drückte die ganze Zeit auf den Knopf und es passierte rein gar nichts..." Sebastian Vettel

"Ich drückte die ganze Zeit auf den Knopf und es passierte rein gar nichts. Ich hätte vorab besser mit dir gesprochen (lacht; Anm. d. Red.)! Nein, ich denke, die Situation ist ziemlich klar. Man muss nur Lewis fragen. KERS bringt dir etwas an Leistung. Wir arbeiten sehr, sehr hart daran."

"Wir sind nicht stolz darauf, doch wir müssen weiterhin hart schuften und uns in zwei Wochen verbessern. Wir haben einige Lösungen, die es uns mehr oder weniger erlauben sollten, eure Fragen zu beantworten. Man kann sich gewiss nicht darauf verlassen, dass man ein gutes Auto hat und dass alles glatt läuft."

"Man will jedes Körnchen an Leistung haben, um seinen Rennwagen schneller zu machen. KERS ist eines der grundlegenden Systeme in diesem Jahr. Es bringt etwa zwischen drei bis fünf Zehnteln pro Runde. Ich brauche nicht zu erwähnen, wie viel das auf eine Renndistanz ausmacht. Also ja: Wir arbeiten daran."

Vettel hält seine Verfolger in Schach

Frage: "Beim Rennstart wusstest du natürlich, nicht über KERS zu verfügen. Hattest du deswegen Sorgen, was die erste Runde anbelangte? Warst du deshalb so entschlossen, bereits in Runde eins 2,4 Sekunden an Vorsprung herauszufahren? So etwas sieht man nicht allzu oft..."
Vettel: "Ich denke, ich hatte einen guten Start."

"Hier hat man einen großen Vorteil, wenn man von der sauberen Seite ins Rennen gehen kann. Lewis sagte vorhin, er habe mit durchdrehenden Rädern zu kämpfen gehabt. Im Winter hatten wir festgestellt, dass sich diese Reifen anders verhalten als die Pneus, die wir von Bridgestone gewohnt waren."

"Es ist etwas anderes, auf Pirelli-Reifen ins Rennen zu gehen." Sebastian Vettel

"Es ist also etwas anderes, auf Pirelli-Reifen ins Rennen zu gehen. Ich spreche vom reinen Startvorgang. Mein Start war okay. Er war vielleicht nicht zu einhundert Prozent perfekt, aber besser als bei den Autos hinter mir - zumindest, soweit ich das erkennen konnte. Lewis sah ich anfangs nicht in meinen Spiegeln, dann erkannte ich, dass ich mich absetzte."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Australien


"Ich fühlte, wie ich mich löste. Ich war erleichtert, als ich ihn im Spiegel mit Mark kämpfen sah. Es gibt dir einfach ein gutes Gefühl, wenn du siehst, dass dein direkter Gegner einen schlechteren Start hat, oder wenn du auf jemanden aufschließt. Ich schlug daher Kapital aus der ersten Runde. Ich bin ja nicht blöd. Ich versuchte, eine möglichst große Lücke aufzumachen."

"Kinky Kylie": Die neue Liebe des Sebastian V.

Frage: "Du hattest einen positiven Saisonstart. Nun wissen wir auch etwas mehr über das Kräfteverhältnis im Feld. Wen hältst du in diesem Jahr für deine größten Rivalen?"
Vettel: "Der Samstag lief gut für uns, denn unser Abstand auf Lewis und McLaren war groß. Uns steht aber noch eine lange Saison bevor. Ich sage dem Team immer wieder, dass wir mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben sollten. Auch der Sonntag war klasse. Wir konnten viele wichtige Punkte einstreichen."

"In einem so langen Jahr kann noch vieles passieren." Sebastian Vettel

"Außerdem hatten wir reichlich Spaß, was noch viel bedeutender ist. In einem so langen Jahr kann aber noch vieles passieren. Melbourne ist ein spezieller Kurs. Wir konzentrieren uns daher auf die nächste Strecke. Erst folgt nun Rennen zwei, dann folgt Rennen drei. Wir machen es Schritt für Schritt. Wir möchten einfach mit dem fortfahren, was wir hier begonnen haben. Wir wollen Spaß haben und hart arbeiten."

"Ich denke, wir haben eine gute Chance. Es ist recht offensichtlich, welche Namen man nennen muss. Die Jungs, die neben mir sitzen (Lewis Hamilton, McLaren; Witali Petrow, Renault; Anm. d. Red.), zum Beispiel. Ferrari ist ebenfalls immer sehr stark. Mercedes hatte keinen großartigen Start, doch sie werden zurückschlagen und in diesem Jahr besser aussehen als 2010. Früher oder später wird es eng zugehen."

"Das Auto war von Anfang an schnell - und auch sehr zuverlässig." Sebastian Vettel

"Es war daher wichtig, hier ins Ziel zu kommen. Im vergangenen Jahr war uns das ja nicht gelungen. Aus diesem Grund möchte ich mich sehr herzlich bei allen Angestellten in der Fabrik bedanken. Das Auto war von Anfang an schnell - und auch sehr zuverlässig. Das ist der Schlüssel. Zum ersten Mal fuhr ich nun auch über die Ziellinie beim Großen Preis von Australien. Ich bin sehr, sehr zufrieden."

Frage: "Findet sich ein Känguru auf deiner Trophäe? Das hattest du dir doch eigentlich gewünscht..."
Vettel: "Nein. Ich bin aber nicht enttäuscht. Ich stelle mir einfach vor, es wäre so. Der Pokal ist sehr, sehr schön. Er stellt ein Lenkrad von Jack Brabham dar. Darüber freue ich mich."

Frage: "Und wie verliebt bist du denn nun in 'Kinky Kylie'?"
Vettel: "Ja, sehr. Es ist ja ein guter Start, was unsere Beziehung angeht. Ich bin sehr glücklich mit dem heutigen Ergebnis. Ich denke, es hat von vorne bis hinten alles gestimmt."