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Whitmarsh begeistert: McLaren als bester Red-Bull-Verfolger
McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh über das erste Rennwochenende des Jahres: Der verpasste Podestplatz, die Button-Bestrafung und die schnelle Auferstehung
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Martin, wie fasst du das erste Rennwochenende des Jahres aus eurer Sicht zusammen? Seid ihr mittendrin im Titelkampf?"
Martin Whitmarsh: "Ja, so sieht es aus. Wir hätten mit beiden Autos auf das Podest fahren können. Lewis war vielleicht nicht ganz so schnell wie Sebastian, aber zumindest bis zu seinem Schaden am Unterboden war er nicht weit weg. Wenn man sich den Reifenverschleiß bei den Topteams anschaut, dann sehe ich dort sogar einen kleinen Vorteil für uns. Genau das wird in Sepang vielleicht noch deutlicher."

© xpb.cc
Martin Whitmarsh reist gut gelaunt aus Melbourne ab: Anschluss hergestellt
"Sepang wird bezüglich der Reifen härter. Wenn hier in Melbourne einige Teams drei Stopps einlegen mussten, wir aber mit zwei Reifenwechseln auskommen konnten, dann sollte das ein Vorteil für uns sein. Man muss bedenken, dass unsere kurzfristigen Verbesserungen am Auto wirklich improvisiert waren. Da steckt noch mehr drin, für Malaysia werden wir noch mehr herausholen."
"Sebastian hat einen tollen Job gemacht, Adrian Newey ein gutes Auto gebaut. Wir müssen aufholen, aber dafür sind wir da. Was die Aussichten bezüglich des Titelkampfes anbelangt: Ferrari und Mercedes waren scheinbar etwas zurück. Aber das sind starke Teams. Wir haben das bei Ferrari im vergangenen Jahr deutlich gesehen, als die sich wieder herankämpfen konnten. Es war doch erst ein einziges Rennen."
"Für uns war es sicherlich ein sehr ermutigender Start in die Saison - vor allem im Vergleich zu den Wintertests. Jetzt wollen wir mal schauen, wie es sich im Verlauf der Saison entwickeln wird."
Frage: "Welche Auswirkungen hatte der Defekt am Unterboden von Lewis' Auto? War der Unterboden vor dem Ausrutscher schon kaputt, oder trat der Defekt dadurch erst auf?"
Whitmarsh: "Ich kann mir vorstellen, dass er sich direkt vor diesem kleinen Ausritt schon gelöst hatte. Ich weiß nicht, wie aggressiv Lewis dort über den Randstein gejagt ist. Aber ein Auto sollte für solche Dinge robust genug sein. Randsteine gibt es nun einmal an Rennstrecken."
"Eines muss man trotzdem mal festhalten. Wir haben mit beiden Autos die Renndistanz geschafft. Dieses Auto hatte während der gesamten Tests nicht ein einziges Mal eine Renndistanz geschafft. Wir sollten also gundsätzlich nicht zu hart mit uns ins Gericht gehen (lacht)."
McLaren mit Vorteilen beim Reifenabrieb
Frage: "Wie habt ihr eure Rennstrategie entschieden?"
Whitmarsh: "Wir haben bei Red Bull gesehen, dass vor allem Marks Reifen extrem schnell abbauten. Auch bei Sebastian bauten die Pneus ab, während Lewis bis zum ersten Boxenstopp noch gut unterwegs war. Unser Auto war bezüglich des Abriebs nicht so heftig. Später mit dem defekten Unterboden bei Lewis hatten wir natürlich nicht mehr den direkten Vergleich."

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Jenson Button verpasste das Podium wegen einer Durchfahrtsstrafe Zoom
"Ich denke nicht, dass wir mit einem Boxenstopp durchgekommen wären. Aber wer weiß? Wenn du es dir leisten kannst, früher als die direkten Gegner zu stoppen, und dennoch an der geplanten Gesamtzahl von Reifenwechsen festhalten kannst, dann bist du nach dem Stopp jedenfalls schneller als die Konkurrenz. Wenn du aber deinen ersten von zwei Stopps zu früh machst, dann ziehst du den zweiten und dritten Stint zu sehr in die Länge."
Frage: "War die Strafe für Jenson berechtigt, oder empfindest du sie als zu hart?"
Whitmarsh: "Ich bin kein Rennsteward, habe nicht all diese Daten und Monitore. Ich fand es etwas hart, wegen der Abläufe in diesem Fall. Nach dem Manöver haben wir bei der Rennleitung um Rat gefragt, sie sollten uns sagen, wie wir reagieren mögen. Sie sagten uns, dass sie wieder auf uns zukommen würden."
"Das haben sie einfach nicht gemacht. Die nächste Nachricht, die wir bekamen, stammte dann von den Stewards. In diesem Moment fuhr der Ferrari zum Boxenstopp und wir konnten nichts mehr machen. Jenson meinte, dass er quasi gezwungen wurde, die Strecke kurzfristig zu verlassen. Ironischerweise wurde eines unserer Autos abseits der Strecke überholt."
"Natürlich respektieren wir die Entscheidung der Stewards. Die Abläufe waren jedoch, nachdem wir um einen Hinweis gebeten hatten, etwas komisch. Die Rennleitung hätte doch sagen können, dass sie sich nicht sicher ist, dass man befürchtet, dass es nicht okay war und es an die Stewards zur Entscheidung gibt. Das wäre ein Signal gewesen, dass wir lieber den Platz wieder tauschen sollten."
"Wenn man aber gesagt bekommt, dass man wieder auf uns zukommen werde, dann erwartet man doch nicht, dass das nächste Signal viele Minuten später die Verkündung der Strafe durch die Stewards ist."
Strafe verhindert Podestplatz für Button
Frage: "Hätte Jenson sich wieder zurückfallen lassen, wäre er dann auf das Podest gefahren?"
Whitmarsh: "Ja, auf jeden Fall. Er hatte den Speed, hätte das Tempo gut halten können und wäre auf dem Podest gelandet. Das mag frustrierend und enttäuschend sein, aber solche Dinge kommen im Rennsport nun einmal vor. Wir nehmen auf jeden Fall die positiven Aspekte aus diesem Wochenende mit. Beide Fahrer haben einen hervorragenden Job abgeliefert."
"Wir hatten einen schwierigen Winter. Das Team hat gewaltigen Aufwand betrieben, um für Melbourne ein Ad-hoc-Update fertig zu bekommen. Die Updates haben funktioniert, die Piloten haben den Glauben nicht verloren. Die beiden haben toll im Training gearbeitet, waren in bester Form und haben ein richtig gutes Rennen abgeliefert. Manchmal klappt so etwas, manchmal auch nicht."
Frage: "Red Bull hat nach Freitag auf KERS verzichtet, also haben die im Grunde noch drei Zehntelsekunden in der Hinterhand. Macht das bezüglich der Aufholjagd Sorgen?"
Whitmarsh: "Nein. Wenn wir in den kommenden zehn Tagen genauso große Fortschritte machen wie in den zurückliegenden zehn Tagen, dann wird es easy (lacht). Drei Zehntel sind nicht die Welt. Die kann man locker aufholen."
"Red Bull muss weiter zulegen. Wenn sie das nicht tun, dann können wir sie angreifen. Aber ich gehe natürlich davon aus, sie weiter kräftig nachlegen werden. Die haben nämlich ein starkes Team."
Lob für die neuen Pirelli-Reifen
Frage: "Wie viel steckt in eurem Paket noch drin?"
Whitmarsh: "Da kann ich kaum eine Antwort darauf geben. Ganz ehrlich: Wir sind in den vergangenen Tagen mit Tunnelblick in Richtung Melbourne marschiert. Wir hätten nicht gedacht, dass wir dieses Update schon so schnell hinbekommen würden. Wir haben uns komplett darauf konzentriert. Morgen Nachmittag sind wir wieder in Woking. Dann setzen wir uns in Ruhe zusammen und schauen, was wir für Malaysia noch machen können."
¿pbvin|512|3555||0|1pb¿Frage: "Wertest du die neuen Regeln und neuen Reifen als Erfolg?"
Whitmarsh: "Pirelli hat im Winter viel Kritik einstecken müssen, die größtenteils unberechtigt war. Genau vor einem Jahr haben wir uns darüber beklagt, dass die damaligen Reifen nicht genügend abnutzen, und dass es zu wenig Unterschied zwischen den Mischungen gibt. Pirelli ändert das und plötzlich beklagen sich trotzdem so viele Leute."
"Wie sich nun herausgestellt hat, funktioniert doch alles bestens. Diese Option-Reifen haben Sergio Perez über 30 Runden lang getragen, und zwar bei ziemlich gutem Tempo. Das war wirklich erstaunlich. Pirelli hat das wirklich gut hinbekommen. Ich glaube nicht, dass sich nun jemand beklagen sollte."

