Verzichtet Dennis auf eine Berufung?

McLaren-Mercedes könnte laut Ron Dennis "im Interesse des Sports" auf eine Berufung gegen das FIA-Urteil im Spionagefall verzichten

(Motorsport-Total.com) - Bis Freitag hat McLaren-Mercedes Zeit, gegen das FIA-Urteil im Spionagefall - Verlust aller Konstrukteurspunkte 2007 und 100 Millionen US-Dollar Geldbuße - Protest einzulegen, doch möglicherweise wird der britisch-deutsche Rennstall darauf "im Interesse des Sports" verzichten. Dies deutete Teamchef Ron Dennis heute in Spa-Francorchamps an.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Teamchef Ron Dennis fühlt sich im Spionagefall weiterhin in der Opferrolle

"Wenn ich mich dazu entschließe, dieses Kapitel abzuschließen, dann tue ich es im Interesse des Sports", entgegnete er auf die Frage, ob in Sachen Berufung schon eine Entscheidung gefallen sei. "Was nützt uns eine Schlammschlacht? Auch der Gang vor ein Zivilgericht ist mühsam. Die Affäre würde dann die nächsten zwei Jahre über dem Sport hängen und uns von der eigentlichen Arbeit, Rennen zu gewinnen, abhalten."#w1#

Im Sinne des Sports

"Wenn ich jetzt dem Sport zuliebe einen Preis von 100 Millionen Dollar zu zahlen habe, dann zahle ich ihn. Für mich ist nur eines wichtig: Jeder soll wissen, dass wir nichts Unrechtes getan haben", gab sich Dennis als großer Sportsmann. Er musste zwar zugeben, dass "alles, was in der Urteilsbegründung steht, wahr ist", aber: "Ich kann nirgendwo einen eindeutigen Beweis dafür erkennen, dass wir irgendeine Information von Ferrari verwendet haben."

"Wenn ich jetzt dem Sport zuliebe einen Preis von 100 Millionen Dollar zu zahlen habe, dann zahle ich ihn." Ron Dennis

"Es stimmt, dass Mike Coughlan die Dokumente in seinem Haus versteckt hat. Es stimmt, dass Jonathan Neale und Rob Taylor von Coughlan darauf angesprochen wurden, dass er in Besitz von Informationen sei. Es stimmt, dass Coughlan mit unserem Testfahrer Pedro de la Rosa über die in der Urteilsbegründung erwähnten Details diskutiert hat", gab der 60-Jährige zu. Aber die Schlussfolgerung, McLaren-Mercedes habe davon profitiert, sei nicht zu belegen.

Dennis behauptete, das technische Konzept des MP4-22 sei komplett anders als jenes des Ferrari F2007, so dass man die Informationen gar nicht verwenden hätte können. Am Beispiel des Bremssystems erläuterte er: "Charlie Whiting (Technischer Delegierter der FIA; Anm. d. Red.) hat beim ersten World Council am 26. Juli bestätigt, dass unser Bremsbalancesystem von dem von Ferrari konzeptionell total verschieden ist."

Dennis widerlegt Vorwürfe der FIA

Auch der Vorwurf, Testfahrer Pedro de la Rosa habe sich in Sachen Reifengas von Ferrari-Ideen inspirieren lassen, sei nicht gerechtfertigt: "Drei Teams verwenden CO2, der Rest, darunter wir, Nitrogen. Pedro hat nur bei Bridgestone angefragt, ob CO2 besser als Nitrogen sei. Die Antwort war: 'Vergiss es!'" Und dass man in Australien wusste, wann Kimi Räikkönen zum ersten Boxenstopp kommen würde, sei "simple Mathematik", so Dennis.

"Pedro hat nur bei Bridgestone angefragt, ob CO2 besser als Nitrogen sei. Die Antwort war: 'Vergiss es!'" Ron Dennis

Eine endgültige Entscheidung, ob das Team in Berufung geht oder nicht, wird erst nach dem Wochenende in Belgien fallen. Gut möglich, dass dabei auch Mercedes eine gewichtige Rolle spielen wird, denn der deutsche Automobilhersteller hat nach dem Urteil der FIA natürlich mit einem schwer beschädigten Image zu kämpfen und hat ein großes Interesse daran, dieses wieder aufzumöbeln - in welcher Form auch immer.