Verwandelter Heidfeld will nachlegen
Nach dem psychologisch wichtigen zweiten Platz in Silverstone will Nick Heidfeld beim Heimrennen in Hockenheim den nächsten Schritt machen
(Motorsport-Total.com/sid) - Nick Heidfeld lachte im Kreis der Kollegen, später schrieb er gut gelaunt Autogramme für die Fans, am Abend flachste er in geselliger Runde: Locker und gelöst - beinahe wie verwandelt - präsentierte sich der derzeit bestplatzierte deutsche Formel-1-Pilot zum Auftakt des Rennwochenendes in Hockenheim.

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Nick Heidfeld holte sich in Silverstone wieder ein wenig Selbstvertrauen ab
"Die vergangenen Rennen haben gezeigt, dass es in die richtige Richtung geht, denn ich war in drei Rennen zweimal Zweiter. Hoffentlich geht es so weiter", sagte "Quick Nick" vor dem Grand Prix von Deutschland am Sonntag. Nach seinem Husarenritt im Regenchaos von Silverstone will der BMW Sauber F1 Team Pilot beim Heimspiel in Hockenheim der Konkurrenz erneut die Gischt aufs Visier jagen.#w1#
Hoffnung auf Regen im Rennen
Der aktuelle Nummer eins der fünf deutschen Fahrer in der Königsklasse hofft auf typisch deutsches Sommerwetter anno 2008 - und die Chancen darauf stehen nicht so schlecht. Für das Qualifying am Samstag liegt die Regenwahrscheinlichkeit zwischen 65 und 80 Prozent, am Rennsonntag sind es immerhin noch um die 35 Prozent.
"In Silverstone bin ich gut damit zurechtgekommen, wie meistens in den vergangenen Jahren", sagte der Regenspezialist, der auf der Traditionsstrecke auf Rang zwei fuhr. Als einziger war er in Großbritannien ohne Dreher ausgekommen. In der WM-Wertung führt Lewis Hamilton mit 48 Punkten gleichauf mit den beiden Ferrari-Piloten Felipe Massa und Kimi Räikkönen, zwei Punkte dahinter lauert Heidfelds Teamrivale Robert Kubica.
Der Pole hatte dem Mönchengladbacher, der die Top 4 mit 36 Zählern mittlerweile immerhin wieder in Sichtweite hat, in dieser Saison erheblich zugesetzt. Bis auf Silverstone fuhr Heidfeld im Qualifying stets hinterher, ein Tiefschlag folgte dem anderen. Wie ein angeschlagener Boxer wurde der 31-Jährige in der Öffentlichkeit angezählt.
"Ich habe gewusst, dass unser Auto sehr gut ist, wahrscheinlich das beste, das ich je hatte", erklärte Heidfeld. Umso schmerzlicher waren die Misserfolge. Hinzu kamen die immer bohrender werdenden Fragen nach seiner Zukunft. In den kommenden Wochen soll eine Entscheidung fallen, kündigte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen an.
Experten trauen Heidfeld die Wende zu
Wichtig für Heidfeld also, in Hockenheim und beim Grand Prix von Ungarn in Budapest in zwei Wochen nachzulegen. "Silverstone war ein ganz toller Anfang für ihn auf dem Weg sich zu rehabilitieren. Dass muss er jetzt bestätigen", sagte Ex-Pilot Christian Danner.
Dass er das Potenzial seines Boliden nicht nutzen konnte, sein Teamkollege aber dafür umso besser, setzte Heidfeld erheblich zu. Anders als viele andere in der PS-Branche, in der Schwächen einzugestehen ungefähr so häufig vorkommt wie ein Doppelsieg des unterlegenen Force-India-Teams, versuchte er aber nicht, seine Gefühle zu verbergen.
Mehrfach räumte er unumwunden ein, dass er in seiner Karriere noch nie in einer so schwierigen Situation gesteckt habe. Ein bemerkenswertes Eingeständnis, mit dem er auch Gefahr lief, sich auszuliefern. Nach seinem Coup von Silverstone wirkt er nun wie befreit. "Das war ein Erfolgserlebnis zum richtigen Zeitpunkt", sagte Ex-Rennfahrer Marc Surer. "Vielleicht schlägt es jetzt auch um und bei Kubica läuft es mal nicht mehr so gut."

