Versöhnlicher Abschluss für BMW-Williams

Mit einem unerwarteten Sieg rettete Montoya die Saison für das BMW-Williams-Team - Schumachers Strategie ging nicht auf

(Motorsport-Total.com) - Wer hätte das gedacht? Juan-Pablo Montoya bewahrte nach seinem zweiten Platz im Qualifying kühlen Kopf, fuhr heute in Interlagos das vielleicht abgeklärteste Rennen seiner Karriere und bescherte dem BMW-Williams-Team mit dem Sieg beim letzten Grand Prix des Jahres doch noch einen versöhnlichen Saisonausklang.

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Montoya dreht sich schon zu McLaren, heute besiegte er die Silbernen aber

"Ich kann es noch gar nicht fassen", jubelte der Kolumbianer nach seinem makellosen Triumph, der drei Jahre nach dem bitteren K.O. von 2001 umso süßer schmeckte. Dabei sah es anfangs nicht nach klassischen Montoya-Bedingungen aus: "Die ersten Runden waren schwierig. Ich habe einige Plätze eingebüßt, ehe die Reifen auf Betriebstemperatur kamen, aber dann hatte ich anscheinend mehr Grip als jeder andere."#w1#

Montoya bedankt sich beim Team für die Strategie

"Ich habe das Rennen auch dank der guten Strategie meiner Ingenieure und von Sam Michael gewonnen. Ich wurde zum optimalen Zeitpunkt an die Box gerufen, um von Intermediates auf Slicks zu wechseln. Und auch später, als Kimi hinter mir war, war der Zeitpunkt für den Stopp ideal gewählt. Das Team hat es mir ermöglicht, dass ich ein paar Sekunden vor ihm wieder auf der Strecke war. Ich sah ihn im Rückspiegel und dachte, jetzt darf ich mir nicht den kleinsten Fehler leisten", fuhr er fort.

Dass beim Abschied vom Team nun auch ein bisschen Wehmut mitschwingt, ist angesichts dessen nur verständlich: "Es ist fantastisch, die vier Jahre mit dem BMW-Williams-Team zu einem so schönen Abschluss zu bringen. Ich möchte mich bei Frank und allen anderen im Team bedanken, die mir das ermöglicht haben. Wenn mich jemand fragt, was heute das Schwierigste war, dann muss ich sagen, es waren die Nackenschmerzen. Man fährt hier gegen den Uhrzeigersinn, die vielen Linkskurven sind ungewohnt."

Ralf Schumacher haderte mit den Bedingungen, denn er plante einen langen ersten Stint, verlor diesen strategischen Vorteil aber durch das Regenwetter: "Es ist sehr schade. Durch den Regen ging meine Strategie nicht auf. Dann war ich leider nicht schnell genug, um Alonso zu überholen. Ich hätte Chancen auf einen Podiumsplatz gehabt. Es war klasse, sechs Jahre lang mit diesem Team zu arbeiten. Es ist schade, dass wir nicht noch erfolgreicher waren. Ich wünsche dem Team alles Gute für 2005."

Michael und Theissen ganz aus dem Häuschen

Von einem "fantastischen Finale" sprach Technikchef Sam Michael: "Es war eine großartige Leistung von Juan-Pablo. Er hat nicht den kleinsten Fehler gemacht, und auch die Boxenmannschaft hat optimal gearbeitet. Unter den schwierigen Wetterbedingungen beim Start waren das Fahrzeuggewicht beziehungsweise die Tankinhalte kritisch. Ralf ist gut gefahren. Er hat leider etwas Zeit an der Box verloren, aber er hat trotzdem weiter angegriffen und einige Konkurrenten überholt. Der Intermediate von Michelin hat zu Rennbeginn sehr gut funktioniert."

"Die Saison war hart für uns. Heute sind wir belohnt worden für all den Einsatz, der in den Fabriken in Grove und in München sowie an den Rennstrecken gebracht wurde, um den FW26 siegfähig zu machen. Wir wünschen Juan-Pablo und Ralf alles Gute für die Zukunft", erklärte der Australier, der heute übrigens seinen ersten Sieg als Technischer Direktor feierte, abschließend.

Auch BMW-Sportchef Dr. Mario Theissen stand ein breites Lächeln ins Gesicht geschrieben: "Das war die Erlösung nach einer langen und harten Saison für das Team. Ich bin stolz darauf, wie die Mannschaft sich aus dieser schwierigen Situation befreit hat und wieder ganz nach vorn gefahren ist. Kompliment an beide Fahrer, die zum Abschluss noch einmal alles gegeben haben. Juan hat heute ein perfektes Rennen gezeigt. Für die Techniker ist dieser Fortschritt ungemein wichtig. Das ist die richtige Motivation für die Entwicklung des neuen Fahrzeugs und Motors im Winter. Der zehnte Sieg ist genauso schön wie der erste, den wir gemeinsam erzielt haben. Wir sind wieder da."