Montoya gewinnt mit Mini-Vorsprung in Brasilien

Regen sorgte anfangs für Chaos, dann gewann Montoya am Ende knapp vor Räikkönen und Barrichello in Interlagos

(Motorsport-Total.com) - Knapp eine Stunde vor Rennbeginn setzte heute Nachmittag in Interlagos leichter Regen ein, und da schwante dem Formel-1-Zirkus schon, dass es möglicherweise einen chaotischen Grand Prix geben würde. Zumindest die ersten Runden waren dann auch geprägt von Überholmanövern und Drehern, ehe sich die Geschehnisse wieder beruhigten.

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya und Kimi Räikkönen

Selbst in der Boxengasse fighteten Montoya und Räikkönen beinhart

Unmittelbar vor dem Start gab es erstmals Aufregung, als aus dem Heck von Jenson Buttons BAR-Honda Rauch strömte. Der Brite setzte sich zwar problemlos in Bewegung, musste aber schon nach vier Runden aufgeben. Zu dem Zeitpunkt war die Strecke vom Regen klitschnass - und mit Fernando Alonso, Jacques Villeneuve (beide Renault) und David Coulthard (McLaren-Mercedes) wagten es nur drei Piloten, auf Trockenreifen anstelle von Intermediates ins Rennen zu gehen.#w1#

Nur der Start verlief für Barrichello nach Plan

Polesetter Rubens Barrichello (Ferrari) erwischte den geplanten Traumstart, hatte aber auf den ersten Metern mit seinen Bridgestone-Reifen leichte Nachteile gegenüber den Michelin-Pneus. Dadurch setzte sich relativ rasch Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) in Führung, ehe sich das Kräfteverhältnis der Reifenmarken wieder normalisierte, als es abtrocknete. Ab der fünften Runde wechselten die Fahrer zurück auf Trockenreifen.

Bis dahin passierte jedoch jede Menge Action: Button arbeitete sich vor seinem Ausfall kurzfristig auf Platz drei vor, Felipe Massa (Sauber-Petronas) war kurz ebenfalls Dritter, ehe er auf Position fünf zurückgereicht wurde, Giancarlo Fisichella (Sauber-Petronas) drehte sich gleich in der zweiten Runde, ebenso wie Michael Schumacher (Ferrari), der nach gutem Start beim Überholversuch gegen Christian Klien (Jaguar-Cosworth) im Senna-S etwas zu optimistisch war und beim Herausbeschleunigen ins Schleudern kam.

Ab Runde fünf waren die Trockenreifen schneller

In Runde fünf drehte der auf Trockenreifen gestartete Alonso, der durch die Boxenstopps der Konkurrenten ganz nach vorne gespült wurde, die schnellste Runde, was endgültig den Umschwenk der Bedingungen signalisierte. Räikkönen und Montoya gingen indes gleichzeitig an die Box - und auch wieder raus: Seite an Seite fuhren die künftigen Teamkollegen durch die Boxengasse, ehe sich Räikkönen bei der Ausfahrt durchsetzte. Ein paar Meter später hatte dann aber Montoya auf der Bremse das bessere Ende für sich.

In der neunten Runde führte Alonso acht Sekunden vor Montoya und neun vor Räikkönen. Dahinter formierte sich ein Verfolgerpaket mit Ralf Schumacher (BMW-Williams), Takuma Sato (BAR-Honda), Barrichello, Villeneuve, Coulthard und Massa. Michael Schumacher erholte sich zu diesem Zeitpunkt vom Schock seines Drehers zu beginn und arbeitete sich langsam wieder in Richtung Top 10 nach vorne, wo er sich wenig später ein sehenswertes Duell mit Coulthard lieferte.

In der 15. Runde verabschiedete sich Nick Heidfeld (Jordan-Ford) mit Defekt aus dem Rennen, ehe sich das Feld anschließend mit der Serie der ersten regulären Boxenstopps einsortierte. Inzwischen hatte Montoya die Führung übernommen, rund vier Sekunden vor Räikkönen - und von dem Zeitpunkt an machte das nächstjährige McLaren-Mercedes-Duo den Sieg unter sich aus. Die Ferraris fanden nie zu ihrer Pace und rollten unauffällig im Verfolgerfeld mit.

Peinliche Kollision beim Abschied des Jaguar-Teams

Den dritten und letzten Ausfall des heutigen Tages besorgte Mark Webber (Jaguar-Cosworth), der vor dem Senna-S ausscherte, sich neben seinen Teamkollegen Klien setzte, der aber zu früh nach innen zog und somit eine peinliche Kollision im letzten Rennen von Jaguar heraufbeschwörte. Webber musste aufgeben, während Klien - zwischenzeitlich sogar an dritter Stelle gewertet - nach seinem Boxenstopp wegen eines Nasenwechsels keine Rolle mehr spielte.

Anschließend passierte im letzten Grand Prix des Jahres nicht mehr viel: Sato verabschiedete sich in einer Phase, als es zwischenzeitlich vereinzelt tröpfelte, im Senna-S kurz in die Wiese und musste Barrichello durchlassen, der seinerseits nach dem dritten und letzten Boxenstopp seinen dritten Platz ungefährdet nach Hause fahren konnte. Auch Alonso und Ralf Schumacher kamen sich einige Male nahe und unterhielten so die Fans.

Der Kampf um den Sieg wurde durch einen langen vorletzten Stint von Räikkönen, in dem er ein paar schnelle Runden drehte, noch einmal spannend: Montoya kam mit nur einer Sekunde Vorsprung vom Stopp zurück, hatte den "Silberpfeil" stets im Rückspiegel, kam aber nie mehr in Gefahr und machte auch keinen Fehler mehr, weshalb er schlussendlich genau eine Sekunde Vorsprung ins Ziel rettete - der erste Saisonerfolg für BMW-Williams.

Ralf Schumacher ging zum Schluss noch an Sato vorbei

Hinter Räikkönen und Barrichello folgte ein Viererpaket mit Alonso, Ralf Schumacher, der kurz vor Schluss noch Sato überholte, und Michael Schumacher, der eine farblose Darbietung hinlegte. Massa rettete 1,5 Sekunden Vorsprung auf seinen Stallkollegen Fisichella über die Linie und wurde damit für seine tolle Leistung im Qualifying belohnt. Villeneuve blieb wieder blass und beendete den Grand Prix als Zehnter vor Coulthard.

Nie auffallen konnte das Toyota-Duo Trulli/Zonta auf den Positionen zwölf und 13, Klien wurde 14. vor Timo Glock (Jordan-Ford) und den Minardi-Piloten Baumgartner und Bruni. Apropos Minardi: Als bei einem Boxenstopp der Tankschlauch nicht abging, der Fahrer aber bereits losfahren wollte, entging man nur knapp einem Unglück. Eine doppelte Zielankunft zum Saisonende tröstet aber darüber gewiss hinweg.

In der Weltmeisterschaft gab es keine wesentlichen Verschiebungen mehr - weder bei den Konstrukteuren, noch bei den Fahrern. Montoya verpasste trotz seines Triumphs heute den vierten Platz um einen Zähler, während bei den Konstrukteuren alles unverändert blieb: BAR-Honda gewann das Duell gegen Renault um den zweiten Platz mit 14 Zählern Vorsprung, während BMW-Williams auf 88 zu 69 gegen McLaren-Mercedes stellte.