• 25.07.2001 11:22

  • von Marcus Kollmann

Verkündet Trulli seine Entscheidung in Hockenheim?

Der Italiener macht bislang aus seinen Plänen ein Geheimnis und schweigt ? wir beleuchten seine Optionen

(Motorsport-Total.com) - 27 Jahre ist der in Pescara geborene Jarno Trulli Italiener vor kurzem alt geworden und zusammen mit einer Hand voll anderer Piloten gilt der Italiener als einer der talentiertesten und viel versprechendsten Fahrer in der Formel 1. Nachdem sein Teamkollege Heinz-Harald Frentzen bereits auf dem Nürburgring die Vertragsverlängerung mit dem Team von Eddie Jordan bekannt gab, warten derzeit alle Fans gespannt auf Trullis Entscheidung, denn der Italiener geizte zuletzt nicht mit Kritik an Jordan, sondern gab sich stattdessen geheimnisvoll und verschwiegen.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Bleibt Jarno Trulli auch 2002 ein Jordan-Pilot?

So erklärte der 27-Jährige vor einigen Wochen, dass er seine Entscheidung ganz alleine und erst Ende Juli, Anfang August fällen werde. Trulli, der durch Flavio Briatore 1997 als Minardi-Pilot in die Formel 1 kam, dann bei Prost fuhr und seit der letzten Saison für das Team von Eddie Jordan fährt, ist im Team jedoch nicht unumstritten.

Er sei niemand, der auf die Mechaniker, die mit ihm zusammenarbeiten, zugeht. Er sei zu hart und zu kühl, erklärten im Fachmagazin 'F1 Racing' einige Teammitglieder. Auch das Arbeitssverhältnis zwischen dem Südländer und Teamchef Eddie Jordan hat in jüngster Zeit gelitten, so warf Trulli seinem Chef vor, dass er gerne wüsste, was dieser alles mit dem Geld machen würde, da es ja nicht wie bei den Top-Teams üblich in die Weiterentwicklung investiert würde. Anfang des Jahres hatte Eddie Jordan Zweifel an Trullis Fitness geäußert, nachdem BAR-Pilot Jacques Villeneuve beim Großen Preis von Spanien zwei Sekunden vor Trulli ins Ziel gekommen war und als Dritter auf das Podium klettern konnte. Trulli revanchierte sich mit dem Hinweis, dass der EJ11 die Hinterreifen geradezu auffressen würde, was, wie sich mittlerweile herausstellte, auch stimmt. Beim Fitness-Test in Benettons High Performance Fitnesscenter wurde Trulli durch Bernie Shrosbee eine nichts zu wünschen übrig lassende Fitness bestätigt, somit war dieses Thema zumindest erledigt und der Vorwurf entkräftet.

Mangels Alternativen könnte sich Jarno Trulli, der in diesem Jahr seinen Teamkollegen bislang in der Qualifikation immer eindeutig im Griff hatte, für ein weiteres Jahr bei den Gelben entscheiden, bis ihm 2002 vielleicht bessere Optionen als diese Saison zur Verfügung stehen. Realistisch gesehen bieten sich dem Mann aus Pescara nämlich nur wenige Möglichkeiten, welche da lauten: Benetton-Renault, möglicherweise BAR oder Toyota, vielleicht sogar McLaren? Mit Benetton-Renault verbindet den Italiener derzeit lediglich sein Manager Flavio Briatore, bei dem er sich eines Tages erkenntlich zeigen wolle, wie er selbst sagt, jedoch spricht dagegen, dass die Himmelsblauen nicht nur in Sachen Chassis, sondern auch in Sachen Motor derzeit hoffnungslos der Konkurrenz hinterherfahren.

Bei BAR böte sich eventuell eine Chance wenn Jacques Villeneuve das Team verlässt oder Olivier Panis seinen Vertrag mit dem Team aus Brackley nicht verlängert. Aber auch hier ist anzumerken, dass Jordan bislang das stärkere Honda-Team ist und zudem über einen langfristigeren Motorenvertrag mit den Japanern verfügt. Bei Toyota ist gegenwärtig nur Mika Salo als Pilot für die kommende Saison bestätigt, jedoch gilt der Schotte Allan McNish zumindest für die Debütsaison als so gut wie gesetzt. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob Trulli, der von sich sagt, "Ruhm interessiert mich nicht, ich möchte lediglich ein guter und erfolgreicher Rennfahrer sein", bereit wäre mit einem neuen Team durch die schwierige Phase des Aufbaus zu gehen.

Zu guter Letzt wäre auch noch als einziges der Top-Teams McLaren eine Möglichkeit, wenngleich alle Welt erwartet, dass die Truppe von Ron Dennis dieses Wochenende auf dem Hockenheimring die Vertragsverlängerung mit David Coulthard und Mika Häkkinen verkündet. In jüngster Zeit hieß es jedoch immer wieder, dass Dennis Häkkinen nur einen Einjahresvertrag angeboten hätte, der Finne jedoch einen Zweijahreskontrakt und mehr Geld haben wollte. Jarno Trulli wäre in diesem Fall eine möglich Option, denn der Italiener ist schnell, mittlerweile erfahren und eigenen Aussagen nach "reif" für ein Top-Team. Auf der anderen Seite scheint dieser Gedankengang - Trulli und Häkkinen tauschen die Cockpits - gerade auf Grund der Vertrautheit der Fahrer und des Teams bei McLaren untereinander abwegig.

Mangels Alternativen und vielleicht zu der Erkenntnis gekommen, dass es besser ist eine weitere Saison bei Jordan dranzuhängen, auch wenn es in vielerlei Hinsicht im Team nicht nach seinen Vorstellungen laufen mag, scheint die einzig logische Entscheidung derzeit die Vertragverlängerung mit Eddie Jordan. Der Ire selbst weiß nur zu gut, dass er mit Trulli einen Rohdiamanten im Team hat und seinerseits ihm alle Voraussetzungen, um gute Resultate einzufahren, schaffen muss. Wie Heinz-Harald Frentzen gegenüber dem 'SID' erklärte, würden Trulli andere Teile im Rennauto zur Verfügung stehen als ihm selbst. Zumindest schon einmal ein Indiz dafür, dass Jordan Trulli trotz der letzten Meinungsverschiedenheiten vertraut.

Warten wir also gespannt auf die Bekanntmachung Jarno Trullis, welche möglicherweise auf dem Hockenheimring oder später auf dem Hungaroring erfolgt.