Frentzen: Schneckentempo statt Expresspost
Heinz-Harald Frentzen gibt Einblicke in die Probleme, die dafür sorgen, dass er eine schwierige Saison hat
(Motorsport-Total.com/sid) - Für Heinz-Harald Frentzen sollte in diesem Jahr mit Honda-Power bei Jordan richtig die Post abgehen, doch bislang stellte der "schnellste Postbote der Welt" meist nur im Schneckentempo zu. Erst sechs Punkte, Platz elf in der WM-Wertung klar hinter dem Ortsrivalen Nick Heidfeld im Sauber und vor allem eine ernüchternde Bilanz von 1:9 in den Trainingsduellen mit Teamkollege Jarno Trulli haben den Mönchengladbacher vor dem Heimspiel in Hockenheim am kommenden Sonntag ins Grübeln gebracht.

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Heinz-Harald Frentzen erlebt erneut eine Saison voller negativer Höhepunkte
"Natürlich denke ich manchmal an die Zukunft, doch meine Motivation hält mich fest", sagt der 34-Jährige, dessen Vertrag bei Jordan nach Einlösung einer Option noch bis 2002 läuft: "Ich möchte weiter mit Jordan ein Top-Team werden."
Doch der Weg an die Spitze ist lang und steinig. "Für ein Top-Team müssen alle Bereiche stimmen", weiß Frentzen aus seiner langen Erfahrung von 124 Formel-1-Rennen: "Im Moment sind wir in einer Phase der Umstrukturierung. Das ist wie in jedem größeren Unternehmen, in dem es verschiedene Schwachstellen gibt. Das kann die Qualitätssicherung sein, die Aerodynamik oder die Fabrikation."
Noch in Silverstone war an Frentzens "Postkutsche" ein Teil weggebrochen, so dass er in der Schlussphase nicht mehr mit Heidfeld um Platz sechs kämpfen konnte. Zudem macht die Startautomatik immer wieder Probleme, und auch die Konstruktion des Autos insgesamt scheint nicht optimal gelungen. "Wir haben im Vergleich zu anderen Teams einen höheren Reifenverschleiß, deswegen sind die anderen im Rennen in Relation zum Qualifying schneller als wir", erklärt Frentzen.
Bei der Lösung dieses Problems dreht man sich ein wenig im Kreis, wie Frentzen zugibt. "Wir haben alles Mögliche versucht, aber mit unseren Einstellmöglichkeiten können wir das Fahrverhalten nicht mehr ändern und unser Potenzial im Rennen nicht verbessern", meint der Gladbacher: "Und das Konzept grundsätzlich zu verändern, wäre mit einem enormen Aufwand verbunden."
Also versuchen die Gelben, das beste aus der Situation zu machen und zumindest vor dem zweiten Honda-Team BAR zu bleiben. Die Japaner wollen nämlich ab 2003 nur noch ein Team mit Werksmotoren beliefern, wie zuletzt BAR-Teamchef Craig Pollock erklärte. Noch hat Jordan drei Punkte Vorsprung. "Wir wollen zumindest wieder den Anschluss finden und regelmäßig in die Punkte fahren", gibt Frentzen als Ziel für den Rest der Saison aus.
Persönlich muss er sich noch mit der Hürde Trulli auseinandersetzen. "Es besteht kein Zweifel, dass Jarno sehr schnell ist, besonders im Qualifying", sagt Frentzen: "Aber er hat auch einige andere Teile im Auto." Bislang hatte Frentzen auf diese Bauteile verzichtet. "Aber langsam frage ich mich, ob nicht sein Auto wirklich schneller ist", meint "HHF".

