Vasselon: "Die Physik bleibt gleich "
Der Technische Direktor des Formel-1-Teams von Toyota über die Probleme der Saison 2006 und die neu gesteckten Ziele für das Jahr 2007
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was habt ihr von der Saison 2006 hauptsächlich lernen können?"
Pascal Vasselon: "Es war eine anstrengende Saison und wir haben gelernt, dass das Verbessern der Leistung nicht ausreichend ist. Wir haben gelernt, dass die Zuverlässigkeit grundlegend ist. Der Verlauf der Saison war völlig anders als 2005. Da haben wir gut begonnen, gegen Saisonende wurde es etwas schwieriger. 2006 haben wir die Saison im Mittelfeld begonnen, gegen Ende aber waren wir näher an der Spitze. Die Fortschritte in der Leistungsfähigkeit durch die Saison hinweg waren vielleicht nicht sichtbar, das müssen wir akzeptieren. Der Grund dafür ist, dass wir nicht so viele Rennen beenden konnten, wie wir wollten, da wir einige Zuverlässigkeitsprobleme hatten."

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Pascal Vasselon möchte die Ressourcen in Japan stärker einbinden
Frage: "Was passierte bezüglich der Zuverlässigkeit in der Saison 2006?"
Vasselon: "Einen grundsätzliche Ursache haben wir nicht gefunden. Das wäre auch zu einfach gewesen! Immer, wenn nicht einfache Fehler Probleme verursachen, ist es eine Verkettung von Faktoren. Was das Gesamtpaket angeht, so haben wir versucht, nach noch mehr Leistung zu streben, damit aber ging es im Innenraum immer enger zu. Das hat einige unserer Zuverlässigkeitsprobleme begünstigt. In anderen Fällen zahlten wir den Preis für die Einführung von innovativen Konzepten, die man nicht sofort unter voller Kontrolle haben kann. All das zusammen bedeutet, dass wir mehr Risiken bezüglich der Zuverlässigkeit gegenüber 2005 eingegangen sind."#w1#
Reifen und Aerodynamik am wichtigsten

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Der Toyota TF107 hat mit dem TF106 so gut wie nichts gemeinsam Zoom
Frage: "Welches Konzept steht hinter dem neuen Auto?"
Vasselon: "Die wichtigen Faktoren ändern sich von Jahr zu Jahr nur wenig - die Physik bleibt ja gleich! Wir optimieren weiter die beiden wichtigsten Leistungsfaktoren: Aerodynamik und Reifen. Bei den Reifen haben sich einige Parameter natürlich geändert. Wir werden die Reifen nun nicht mehr weiterentwickeln, aber das heißt nicht, dass die Reifen nun die Entwicklung des Autos kontrollieren, denn egal, welche Charakteristiken die Reifen haben, es wird immer noch darum gehen, das Beste aus ihnen herauszuholen. Eine immer voranschreitende Aerodynamikentwicklung ist ein weiterer wichtiger Faktor bei der Leistungsfähigkeit, die wir beim TF107 beachtet haben."
Frage: "Was sind verglichen mit dem vergangenen Jahr die auffälligsten Änderungen?"
Vasselon: "Wir haben einige große Änderungen. Der Motor rückte nach vorn, das Getriebe auch, und die Spitze des Monocoques liegt nun höher. Die meisten Änderungen kamen im Zuge der aerodynamischen Entwicklung des Autos zustande. Dieses Auto bietet uns auch die Chance, ein neues Aufhängungssystem einzubauen, deren Konzept in mehreren Stufen weiterentwickelt wird."
Frage: "Wie sehr unterscheidet sich der TF107 von seinem Vorgänger?"
Vasselon: "Der TF107 ist völlig verschieden, fast kein Teil vom TF106 oder vom TF106B würde an das Auto passen. Die Tatsache, dass wir in Monaco mit dem B-Auto kamen, hat die Entwicklungsziele für den TF107 nicht verändert. Abgesehen vom Umstand, dass wir mit dem TF106B beschäftigt waren, wurde die Konzipierung des TF107 im Januar 2006 gestartet. Wir hatten bei der Weiterentwicklung im Vorjahr eine andere Planung, aber das wurde von einer wichtigen Entscheidung verursacht: Der Ausgangspunkt war, den TF105B zur Mitte der Saison 2005 zu bringen, damit begann der Zyklus 105B/106/106B."
Straffer Entwicklungsplan für die Saison 2007
Frage: "Wurden die Vorgaben der FIA bei den Crashtests verschärft?"
Vasselon: "Die Testbedingungen für die Crashtests vorn und hinten wurden verändert. Das ist keine große Geschichte, nur ein Punkt, den unsere Designabteilung beachten musste. Diese Veränderungen sind aber fast nicht sichtbar. Die grundsätzliche Form der hinteren Crashstruktur ist nun vorgeschrieben, aber das ist sie für alle Teams. Somit haben auch alle Teams hier ein wenig an Leistung verloren."
Frage: "Welche Entwicklungsstufen sind für das Jahr geplant?"
Vasselon: "Wir haben eine Roll-Out-Version, für das erste Rennen werden wir ein komplett neues Aerodynamikpaket besitzen. Ein zweites, großes Update wird recht früh in der Saison kommen, gleich nach den Überseerennen. Dann werden wir natürlich spezifische Rennpakete entwickeln, für viel Abtrieb, wenig und mittleren Abtrieb und ein Monza-Paket. Abgesehen von diesen großen Punkten wird es die Norm sein, dass wir zu jedem Rennen Verbesserungen mitbringen."
Frage: "Wie viel Hilfe könnte ihr von Toyota aus Japan beziehen?"
Vasselon: "Aus der riesigen Kompetenz von TMC versuchen wir sehr hart, das Beste zu ziehen. Natürlich können wir unsere Kollegen in Japan nicht fragen, ob sie ein Fahrzeugsetup oder andere kurzfristig orientierte Dinge für uns entwickeln. Aber wir beziehen sie immer mehr in grundlegende Studien wie der Materialforschung und den Simulationen ein. Das ist besonders auch beim Thema CFD (computergestützte Strömungssimulation; Anm. d. Red.) wichtig, derzeit analysieren wir unsere Zusammenarbeit auf diesem Gebiet. Wir haben Leute in Japan, die dort Vollzeit arbeiten, und wir haben wöchentliche Videokonferenzen, um die Aktivitäten zu koordinieren. Wir nehmen das sehr ernst."

