Haug nimmt Räikkönen in Schutz
Kimi Räikkönen sagt derzeit nicht nur Gutes über McLaren-Mercedes, Norbert Haug hütet sich aber davor, den Finnen öffentlich zu kritisieren
(Motorsport-Total.com/sid) - Die Stimmung schlecht, das Auto langsam, der Spaßfaktor fast auf dem Nullpunkt - derart deutlich hatte Kimi Räikkönen mit seinem einstigen Arbeitgeber McLaren-Mercedes abgerechnet. Bei den Silberpfeilen reagierte man gelassen - die Vorwürfe des "Iceman" lassen das Team kalt.

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Norbert Haug hütet sich davor, nachträglich auf Räikkönen einzutreten
"Klar ist, dass Kimi nun mit Fragen provoziert werden soll, mit seinem alten Team abzurechnen", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug dem 'sid'. Er selbst werde auf mögliche Räikkönen-Kritik aber nicht eingehen. Denn auch jetzt, wo Räikkönen für den Rivalen Ferrari fahre, gebe es von ihm wenig öffentliche Kritik an dem Finnen.#w1#
Kein Nachtreten wegen der Alkoholeskapaden
Auch Räikkönens Alkoholeskapaden will der Sportchef jetzt nicht zum Anlass für ein kritisches Nachtreten nehmen, obwohl er immer wieder gefragt werde, was der "Iceman" falsch gemacht habe und wie Mercedes seinen oft in den Medien beschriebenen Lebenswandel sehe.
Auch Räikkönens Beschwerde, er habe von McLaren-Mercedes keine vorzeitige Freigabe erhalten und konnte deshalb nicht schon 2006 im Ferrari sitzen und testen, versteht Haug überhaupt nicht: "Ferrari hat uns nie um die vorzeitige Freigabe von Kimi vor dem Jahresende gebeten", versichert der Schwabe. Und Räikkönen selbst habe ihn nie gefragt, ob er noch im alten Jahr für Ferrari testen dürfe.
Trotz Räikkönens Abrechnung nimmt Haug seinen einstigen Fahrer in Schutz, böse Worte kommen ihm nicht über die Lippen: "Ich werde Kimi auch weiterhin hochhalten und jetzt in ihm einen sportlichen Rivalen sehen, mit dem wir fünf Jahre lang gut zusammengearbeitet haben", meint der Mercedes-Sportchef. Zum WM-Titel mit Räikkönen hätten einmal nur zwei Punkte gefehlt, "und 2005 hat Kimi sieben Rennen für unser Team gewonnen".
Druck auf McLaren-Mercedes steigt
Der Druck auf McLaren-Mercedes nach sieben Jahren ohne WM-Titel (Mika Häkkinen 1999), in denen der Rennstall mehr als eine Milliarde Euro investierte, ist riesengroß. Das weiß auch Haug. Zumal nun der Spanier Fernando Alonso, der Weltmeister der vergangenen beiden Jahre, im "Silberpfeil" sitzt. Das ehemalige Topteam hatte 2006 erstmals seit zehn Jahren eine Formel-1-Saison ohne einen einzigen Sieg beendet. Der neue Rennwagen, mit dem McLaren-Mercedes in die Erfolgsspur zurückkehren will, wird am kommenden Montag in Valencia präsentiert.
Beim Rivalen Ferrari, wo sich Räikkönen dafür ausspricht, dass sein zurückgetretener Vorgänger Michael Schumacher als Testfahrer eingesetzt wird, dreht sich derweil weiter alles um den Rekordweltmeister. Der neue Ferrari-Sportdirektor Stefano Domenicali erwartet "Schumi" auch künftig häufiger an der Piste als im Büro: "Er wird die Entscheidungen mittragen, die Fahrer und die technischen Entwicklungen beobachten."
Der Sportchef räumte jedoch ein, dass Schumacher nicht bei jedem Rennen dabei sein könne: "Er muss natürlich nicht immer an der Strecke sein. Das bleibt seine Entscheidung. Aber er wird defintiv bei den Besprechungen dabei sein, entweder persönlich oder via Videokonferenz. Wir können alle von seinem Wissen und seinen Ratschlägen nur profitieren."

