Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!
Das große Launch-Interview mit Ralf Schumacher
Ralf Schumacher blickt voraus auf die kommende Saison, spricht über seine ersten Eindrücke vom TF107 und seinen Status als einziger "Schumi" im Feld
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ralf, kannst du fünf Gründe aufzählen, warum es 2006 bei Toyota nicht geklappt hat?"
Ralf Schumacher: "Nein, ich zähle hier keine fünf Gründe auf. Es ist einfach so, dass wir letztes Jahr in verschiedenen Bereichen Schwierigkeiten hatten. Diese Bereiche wurden in die Hand genommen und verändert - und wir gehen davon aus, dass uns das zu dem verhelfen wird, was wir wollen. Das wäre ein Sieg oder mehrere. Das werden wir herausfinden, aber dafür ist es jetzt noch viel zu früh."

© xpb.cc
Ralf Schumacher wird seinen Bruder Michael in der Formel 1 vermissen
Frage: "Wie gefällt dir das neue Auto?"
Schumacher: "Ich muss sagen, das neue Auto ist gut. Es ist in allen Bereichen, in denen wir Probleme hatten, besser geworden. Es sieht sehr viel versprechend aus, aber um zu sagen, wo wir stehen, ist es natürlich noch zu früh."#w1#
Gutes Gefühl in Bezug auf den TF107
Frage: "Du bist ja schon mit dem neuen Auto gefahren. Wie war dein erster Eindruck?"
Schumacher: "Sehr gut, positiv. Es ist das dritte Auto in meiner Karriere, von dem ich sagen kann, es gefällt mir sehr gut - davon gab es davor nur zwei. Jetzt hoffe ich nur, dass es dann auch so ist. Das werden wir herausfinden."
Frage: "Die anderen beiden Autos, waren die alle vom gleichen Team?"
Schumacher: "Nein, das waren alles verschiedene Hersteller. Die beiden angesprochenen Autos waren erfolgreiche Autos - erfolgreich in dem Sinn, dass ich unerwartet ein Rennen hätte gewinnen können ohne Kollision in der Zeit. Damit meine ich mein erstes Rennen überhaupt, in dem ich angekommen bin. Und das zweite Auto war der erste Williams mit BMW."
Frage: "Glaubst du, dass ihr Ferrari und Renault angreifen könnt?"
Schumacher: "Das ist das Ziel, ganz klar. Wir wollen ja nach vorne kommen - und da gehören diese zwei Teams dazu. Ob es letztendlich auch so wird, bleibt abzuwarten. Man glaubt jedes Jahr, dass es klappen wir, das war auch letztes Jahr so - und auch dieses Jahr wieder. Erst mal abwarten."
Frage: "Musst du dich als Fahrer wegen der neuen Reifen umstellen?"
Schumacher: "Es wird schon so sein. Es wird eine Rolle spielen, wie das Auto mit den Reifen umgeht. Das wird sich von Strecke zu Strecke und anhand der Bedingungen verändern. Das wird sicher interessant, denn ich erwarte größere Unterschiede zwischen guten und schlechten Autos und ich erwarte größere Unterschiede bei Rennen, wo es besonders kalt oder besonders heiß sein wird. Fahrstiltechnisch wird es auch auf den Fahrer ankommen, das eine oder andere Mal, wenn man am Limit ist, dementsprechend mit den Reifen umzugehen. Was die Sicherheit angeht, sind die Reifen sicher eine Verbesserung, weil man auch mehr an Sicherheit und nicht mehr nur an Performance denken kann. Und jedes Team hat die gleiche Chance, das Auto auf die Reifen abzustimmen."
Frage: "Kommen dir die neuen Reifen entgegen?"
Schumacher: "So, wie ich das in Barcelona und in Jerez - wobei es in Jerez ein bisschen schwieriger war - mitbekommen habe, waren alle happy mit den Reifen. Sie sind etwas gefälliger und einfacher zu fahren, sind natürlich auch härter. Daher vertragen sie auch mehr."
Frage: "Glaubst du, dass die Reifen mehr Fehler verzeihen werden?"
Schumacher: "Ja. Es ist jetzt eher so, dass es fast normal ist, wenn man in den Kurven ein bisschen rutscht, während es bisher so war, dass man viel Grip hatte. Wenn man dann einmal gerutscht ist, hatte man selten die Möglichkeit, das Auto noch abzufangen."
Fahrer in der Entwicklung mitbestimmend
Frage: "Du hast einen anderen Fahrstil als Jarno Trulli. Inwieweit kann man sich als Fahrer in die Entwicklung des Autos einbringen?"
Schumacher: "Wenn ein Fahrer in einem bestimmten Bereich ein Problem hat, dann versucht das Team, diesen Bereich zu beheben. Beim ersten Toyota hatten wir zu viel Untersteuern für meinen Geschmack, aber das wurde dann behoben. Für Jarno war das insofern kein Problem, als er einfach eine andere Abstimmung wählen musste. Grip wegnehmen kann man leichter als Grip hinzugeben, wenn man keinen hat. Die Fahrer entwickeln das Auto gemeinsam mit dem Team, weil der Fahrer ja auch erklären muss, warum er nicht schneller fahren kann. Somit wird das Auto dann natürlich in die Richtung entwickelt."
Frage: "Wie lange wird es dauern, bis man sagen kann, wie gut das Auto wirklich ist?"
Schumacher: "Bis Mitte der Saison. Nein, das wird man nach den ersten Rennen dann sehen - noch nicht unbedingt nach dem allerersten. Das Auto sollte aber überall gut funktionieren, auch beim ersten Rennen. Bei den Tests ist das immer schwierig einzuschätzen, weil man nicht wirklich weiß, wie viel Benzin die anderen fahren. Durch die Gemeinschaftstests gibt es jetzt zwar eine bessere Referenz, aber nichtsdestotrotz gibt es ja diesen schönen englischen Spruch, den ich hier nicht aufzählen werde, mit der Flagge ("When the flag drops, the bullshit Stopps"; Anm. d. Red.). Danach werden wir es sehen."
Frage: "Bekommt man bei den Testfahrten nicht ein Gefühl für das Auto?"
Schumacher: "Das hat man schon im Gefühl, aber man hat nicht im Gefühl, wie gut das andere Auto läuft. Deshalb ist es schwierig. Man kann ins Auto einsteigen, mehr nicht. Das habe ich getan - und ich muss sagen, es läuft hervorragend, so, wie ich es mir von einem neuen Auto wünsche. Das heißt, dass wir anscheinend keine großen Probleme haben, aber über die anderen kann man nichts sagen. Das weiß ich ja nicht."
Frage: "Wie zuversichtlich bist du, dass ihr vom Motor her zuverlässig sein werdet?"
Schumacher: "Da habe ich keine Bedenken. Wir haben das letzte halbe Jahr schon mit der Zuverlässigkeit verbracht. Ich gehe davon aus, dass es da kein Problem mehr geben wird."
Frage: "Wie siehst du die neue Freitagsregelung mit den Testfahrten am Freitag?"
Schumacher: "Ich halte es für eine sehr gute Regelung für die Zuschauer und für die Teams, weil man direkt an der Strecke noch etwas machen kann. Von daher gefällt mir das sehr gut. Man kann Dinge austesten - und dadurch wird das ganze Feld noch näher zusammenrücken, glaube ich. Und es hilft auch den jüngeren Fahrern."
Schumacher traut Heidfeld viel zu
Frage: "Siehst du dich neben den jungen deutschen Piloten jetzt so ein bisschen als Leader?"
Schumacher: "Nein. Ich muss ganz ehrlich sagen: Jeder konzentriert sich auf sich selbst. Rein vom Paket her ist es schwer zu sagen, aber BMW hat im vergangenen Jahr einen guten Job gemacht, also wird Nick (Heidfeld; Anm. d. Red.) aus deutscher Sicht sehr gute Chancen haben. Bei mir muss man - genau wie bei den anderen - abwarten."
Frage: "Einige junge Fahrer sind neu in der Formel 1. Ist es denn deiner Meinung nach richtig, so jung zu einem der Topteams zu gehen?"
Schumacher: "Richtig perfekt kann man sich das sowieso nicht gestalten. Für Kovalainen und Lewis (Hamilton; Anm. d. Red.) wird es so sein: Entweder es funktioniert - oder eben nicht. Es wäre aber definitiv ein Fehler, die Chance nicht zu ergreifen. Beide haben das Potenzial und beide haben eine Zukunft in der Formel 1. Ich denke, Heikki könnte es ein bisschen leichter haben, weil er schon länger für das Team gearbeitet und dadurch ein Standing hat, auch durch den Weggang von Fernando (Alonso; Anm. d. Red.). Auf der anderen Seite erwartet man von Lewis nicht, dass er Fernando gleich schlagen wird, von daher hat er ein bisschen Zeit."
Frage: "Wie lange willst du noch Rennen fahren?"
Schumacher: "Michael (Schumacher; Anm. d. Red.) und ich sind doch sechseinhalb Jahre auseinander, deshalb kommt die Frage ein bisschen früh. Fragt mich in sechs Jahren, dann schauen wir weiter! Im Ernst: Ich habe dazu noch gar keine Meinung. Realistisch gesehen liegt es daran, wie erfolgreich ich in den nächsten Jahren sein werde und was nachkommt. Der Markt bestimmt das letztendlich auch mit. Von meiner Seite habe ich aber noch kein Bedürfnis, mit dem Rennfahren aufzuhören - und wenn, werde ich es euch wissen lassen..."
Frage: "Jarno Trulli hat einen neuen Dreijahresvertrag unterschrieben. Dein Vertrag läuft am Jahresende aus. Wie geht es weiter?"
Schumacher: "Ich werde am Jahresende rausgeschmissen, das ist doch klar! Im Ernst: Dafür ist es jetzt noch zu früh. Wir konzentrieren uns einmal auf das Auto, alles andere wird sich zeigen."
Bruder Michael wird Schumacher fehlen
Frage: "Was für ein Gefühl ist es, als einziger Schumacher in eine Formel-1-Saison zu gehen?"
Schumacher: "Es wird langweilig in Melbourne."
Frage: "Warum?"
Schumacher: "Ich habe dann nichts mehr zu tun abends. Dann muss ich alleine Tennis spielen - das wird ein bisschen anstrengend. Nein, im Ernst: Privat wird es eine Umstellung, denn entgegen aller Gerüchte und Feindseligkeiten, die so verbreitet wurden, hatten wir privat und neben der Rennstrecke immer wieder Kontakt. Auf der Rennstrecke muss ich als Bruder sagen, schade, als Rennfahrer aber gut, wieder einer weniger, der schnell ist. Das kann ja nie schaden, wenn man um den Sieg mitfahren will. Aber es wird ein bisschen ungewohnt."
Frage: "Wie hast du denn den Rücktritt deines Bruders erlebt?"
Schumacher: "Das war seine Entscheidung - für mich unerwartet, weil ich nichts davon wusste, aber man muss seine Entscheidung respektieren."
Frage: "Wie sind eure Eltern damit umgegangen?"
Schumacher: "Da musst du meinen Vater selbst fragen."
Frage: "Willst du jetzt in diesem Jahr aus dem Schatten deines Bruders fahren?"
Schumacher: "Dazu muss man sich erst einmal im Schatten fühlen, aber ich hatte nie das Bedürfnis, mich da irgendwie herauszufahren oder so. Dadurch ändert sich nichts - abgesehen davon, dass ich alleine nach Australien reisen werde."
Frage: "Wir sind ganz in der Nähe von Kerpen. Warst du denn schon dort diese Woche?"
Schumacher: "Ja. Ich hatte ja gestern auch schon etwas zu tun hier. Im Rahmen dessen habe ich das gemacht."
Frage: "Freust du dich schon auf Melbourne? Was ist das Besondere daran?"
Schumacher: "20 Stunden Flug. Wenn der Flug nicht wäre, wäre Melbourne eine meiner Lieblingsstädte, Australien sowieso eines meiner Lieblingsländer. Darauf freut man sich schon. Beim ersten Grand Prix herrscht immer eine relaxte Atmosphäre und man sieht die Leute in der Stadt. Dafür, dass es keine permanente Rennstrecke ist, ist der Kurs auch besonders. Wir können nur hoffen, dass es nicht regnet, und der Rest kommt dann schon."

