TV-Abstinenz: Mercedes will Antworten von Ecclestone

Bei Mercedes wundert man sich, warum man kaum im Bild war, und möchte deswegen mal bei Bernie Ecclestone nachfragen - Mit dem Motorendeal habe das nichts zu tun

(Motorsport-Total.com) - Mercedes feiert einen souveränen Doppelerfolg, aber keiner sieht es. Trotz des sportlichen Erfolges waren die Silberpfeile beim Großen Preis von Japan auffallend selten im Bild. "Ich war mir während des Rennens nicht sicher, wo wir eigentlich genau waren. Ich musste auf den Zeitenmonitor schauen, weil man die Autos nicht auf der Strecke sehen konnte", kann Motorsportchef Toto Wolff vor den Mikrofonen über die Angelegenheit schmunzeln, doch gefallen dürfte Mercedes die Sache nicht sonderlich.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone, Niki Lauda

Niki Lauda will bei Bernie Ecclestone mal fragen, was bei den Kameras defekt ist Zoom

Von Sieger Lewis Hamilton war bis auf den Start nicht viel zu sehen, und auch von Nico Rosberg war trotz eines Kampfes mit Valtteri Bottas und dem Duell mit Sebastian Vettel kaum eine Spur, stattdessen war es eher das Mittelfeld, das heute im Blickfeld stand: "Ich habe die ganze Zeit TV geschaut und ständig Sauber und viele Honda-Autos gesehen, aber warum weiß ich nicht", zuckt der Aufsichtsratsvorsitzende Niki Lauda bei 'Sky Sports F1' mit den Schultern.

"Es ist zwar wichtig, dass man alle zeigt, aber Hamiltons Boxenstopp wurde überhaupt vergessen. Nur wie er dann hinausgefahren ist, hat man ihn gerade noch erwischt", ärgert sich der Österreicher bei 'RTL' weiter, dass man selbst wichtige Szenen nicht wirklich im TV sehen konnte. Erste Verschwörungstheorien machten schnell die Runde, dass Mercedes im von Bernie Ecclestone produzierten Weltbild mit Absicht ignoriert wurde.

Ecclestone ist angeblich sauer darüber, dass Mercedes Red Bull nicht mit Motoren ausstatten möchte, und will den Silberpfeilen so einen Denkzettel verpassen. Doch die Erklärung hält man bei Mercedes für Unsinn: "Bernie ist nicht sauer über die Motorensache, das ist klar", unterstreicht Lauda. Er habe schon häufiger mit dem Formel-1-Boss darüber gesprochen, "und es war klar, dass Mateschitz (Dietrich, Red-Bull-Boss; Anm. d. Red.) niemals wirklich auf uns zugegangen ist, weil er Mercedes nie wirklich mochte."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Japan, Sonntag


Warum die Silberpfeile dann so wenig im Bild waren, darüber rätseln die Verantwortlichen im Lager der Silbernen aber noch. "Wir überlegen die ganze Zeit, ob wir ihm auf die Zehen getreten sind", sagt Wolff bei 'RTL', während Lauda bei 'Sky Sports F1' eine andere Theorie hat: "Vielleicht wurde der Typ, der die Leitung hat, von jemandem ersetzt, der noch nie einen Grand Prix durchgeführt hat. Wer auch immer hier filmt, man muss ihn fragen, was mit ihm nicht stimmt."

Vor den Kameras nimmt Mercedes die Sache noch locker und redet sich damit heraus, dass man vorne an der Spitze einsam sein Rennen fuhr und es nichts Zeigenswertes gab: "Natürlich sind spektakuläre TV-Bilder wichtig", weiß Wolff, "und einige Einstellungen waren spektakulär. Es gab ein paar gute Kämpfe im Mittelfeld, und da war die Kamera drauf." Doch dass selbst wichtige Szenen eher kurz - wenn überhaupt - abgehandelt wurden, dürfte auch Mercedes aufgefallen sein. Darauf angesprochen, dass er auch nackt durch die Box hätte laufen können, ohne bemerkt zu werden, entgegnet Wolff: "Ich habe das gemacht, und niemand hat es gesehen."

Doch im Ernst: Mit der Weltregie in Suzuka ist Mercedes alles andere als glücklich, weil dadurch auch die Sponsoren nicht im Bild waren. Niki Lauda will sich in der kommenden Woche mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone treffen und sich darüber mit ihm unterhalten: "Ich sehe Bernie eh nächste Woche und frag ihn dann mal nach den Gründen. Im Moment kann ich nicht viel sagen, aber es war ziemlich komisch, dass wir Lewis nicht einmal beim Boxenstopp gesehen haben. Es ist einfacher, wenn ich Bernie frage, er wird mir eine Antwort geben."