Trulli: "Wir sind keine Neulinge"

Jarno Trulli erklärt, warum Lotus in Bahrain hinterherfahren wird, der Sprung nach vorne aber trotzdem nur eine Frage der Zeit ist

(Motorsport-Total.com) - Lotus-Neuzugang Jarno Trulli steuert unweigerlich auf einen bitteren Moment zu: Im Vorjahr startete der damalige Toyota-Pilot in Bahrain aus der Pole-Position, dieses Jahr müsste schon ein Wunder geschehen, damit er sich nicht in einer der letzten Startreihen wiederfindet. "Natürlich macht einen das traurig, aber die Dinge ändern sich eben", nimmt es Trulli vor dem Start seiner 14. Formel-1-Saison zunächst philosophisch, ehe dann doch etwas Wehmut aufkommt: "Leider ist es mir wieder passiert, dass ein Team plötzlich abgesprungen ist, während ich es an die Spitze führen wollte." Vor Toyota musste Trulli schon bei Renault 2004 kurz vor dem Durchbruch den Hut nehmen.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Routinier Jarno Trulli beginnt bei Lotus wieder ganz von vorne

Doch der Italiener hadert nicht allzu sehr mit dem Schicksal: "So ist das Leben. Wäre Ferrari ausgestiegen, dann stünden jetzt Fernando Alonso und Felipe Massa ohne Cockpit da und wären darauf angewiesen, dass ihnen jemand eine zweite Chance gibt." Apropos: Trulli orientiert sich beim Comeback des Kult-Teams Lotus ganz stark an Ferrari, auch wenn es noch ein weiter Weg an die Spitze ist: "Man kann die Geschichte förmlich riechen. Ich will das Team dort hinführen, wo es hingehört. Ich will den Namen und das Erbe von Lotus nicht ruinieren, denn Lotus kann diesbezüglich höchstens von Ferrari geschlagen werden, von niemand anderem."#w1#

Trulli: "Uns fehlen vier Sekunden"

Vor allem zu Beginn dieses Weges wird Lotus aber viel Lehrgeld zahlen müssen, das ist auch Trulli klar. Bei den Testfahrten konnte man gerade mal das ebenfalls neu eingestiegene Virgin-Team hinter sich lassen - alle anderen Teams waren außer Reichweite. Der 35-jährige Hobbywinzer spricht Klartext: "Uns fehlen vier Sekunden auf die Spitze und drei Sekunden auf das letzte Auto der Spitzengruppe - das ist zu viel. Zu Beginn muss es unser Ziel sein, die Rennen zu beenden und Erfahrung zu sammeln."

¿pbvin|512|2515||0|1pb¿Trulli weiß genau, warum das Team derzeit noch hinterherfährt: "Wir hatten einfach keine Zeit, jedes kleine Detail des Autos zu designen - das ist unser größtes Problem. Das Team läuft noch nicht in allen Bereichen, daher müssen wir Schritt für Schritt vorwärts kommen." Was der Italiener anspricht, erkennt man mit freiem Auge: Der von Technikchef Mike Gascoyne konstruierte T127 wirkt aerodynamisch nur mäßig ausgefeilt.

Warum Lotus kein Neuling ist

Dennoch sieht Trulli enormes Potenzial bei Neueinsteiger Lotus - er und sein Teamkollege Heikki Kovalainen sind bereits Grand-Prix-Sieger, Technikchef Gascoyne hat von Toyota zahlreiche Toptechniker abgeworben. Der Mann aus Pescara warnt davor, seinen neuen Rennstall zu unterschätzen: "Schaut euch doch das Team an: Das sind professionelle, erfahrene Leute, die wissen worauf es ankommt. Das sind keine Neulinge. Es ist also nur eine Frage der Zeit."


Fotos: Großer Preis von Bahrain, Pre-Events


Ob Trulli es als Pilot noch erleben wird, dass Lotus im Vorderfeld der Formel 1 mitmischt, ist eine andere Frage. Auf jeden Fall hat er es gelernt, mit Rückschlägen wie dem Toyota-Aus umzugehen: "Ich muss auf meine eigene Performance schauen, nicht auf das Resultat", sagt er und erinnert sich: "Letztes Jahr war es mein Ziel, hier zu gewinnen. Das ist nicht gelungen, weil wir die Strategie nicht hinbekommen haben. Das war enttäuschend. Dieses Jahr setzte ich es mir vielleicht zum Ziel, das Rennen zu beenden. Vielleicht landen wir weit vor dem letzten Team - dann bin ich glücklich."