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  • 08.09.2009 17:32

Trulli: "Ich möchte keine Vorhersagen treffen"

Toyota-Pilot Jarno Trulli im Interview über sein Heimrennen in Monza, die Herausforderungen des Königlichen Parks und die Bedeutung des Grand Prix'

(Motorsport-Total.com) - Nach einem schwierigen Rennen in Spa-Francorchamps bestreitet Jarno Trulli an diesem Wochenende sein Heimrennen. Der italienische Rennfahrer gibt einmal mehr im Autodromo Nazionale di Monza Gas und möchte seinen Anhängern ein gutes Ergebnis bescheren. Im Interview spricht Trulli über die Faszination Monza und seine Spendensammlung am Samstagabend vor dem Rennen.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli hat an Monza nicht nur gute Erinnerungen, freut sich aber sehr darauf

Frage: "Jarno, macht es für dich einen Unterschied, wenn du zu deinem Heimrennen antrittst?"
Jarno Trulli: "Für mich ist der italienische Grand Prix ist immer ein spezielles Erlebnis. Es ist klasse, vor den heimischen Fans zu fahren - und in Monza genieße ich die Unterstützung von zahlreichen Zuschauern."#w1#

"In der Vergangenheit hatten wir zwei Rennen in Italien und noch dazu einige Testfahrten, doch an diesem Wochenende werde ich zum einzigen Mal in diesem Jahr auf italienischem Boden unterwegs sein. Ich lebe nur wenige Stunden weg von Monza in St. Moritz, also ist es wahrhaftig ein Heimrennen für mich."

Frage: "Warum ist Monza so ein spezieller Ort für die Formel 1?"
Trulli: "Das liegt ganz einfach daran, dass es in Italien zu finden ist und dass die Italiener es zu etwas Besonderem machen! Die Rennstrecke unterscheidet sich einfach deutlich von jedem anderen Kurs in der Formel 1. Es gibt lange Geraden, hohe Geschwindigkeiten, wenig Abtrieb, heftige Bremszonen und die Schikanen. Die Strecke ist nicht sehr technisch, aber dennoch einmalig in der Formel 1."

"Die Strecke ist nicht sehr technisch, aber dennoch einmalig in der Formel 1." Jarno Trulli

"Die italienischen Fans machen Monza zu einem speziellen Event, weil sie in Bezug auf den Motorsport sehr leidenschaftlich sind. Es spielt keine Rolle, ob es die Formel 1 ist oder nicht. Für alle Italiener ist der italienische Grand Prix eine Großveranstaltung - und Monza ist nun einmal das Zentrum des italienischen Motorsports."

Nur kein Regen in Monza...

Frage: "Motiviert dich dein Heimpublikum zusätzlich?"
Trulli: "Es ist unmöglich, noch motivierter zu sein oder noch mehr zu pushen, als ich es ohnehin schon bin und tue. Als Fahrer bemerkst du natürlich, wenn du mehr Unterstützung als sonst genießt und das freut dich auch sehr. Es gibt aber keine Möglichkeit für dich, noch mehr aus dir herauszuholen."

"Wenn ich nicht bei jedem Rennen einhundert Prozent geben würde, dann würde ich meinen Job nicht machen. So gesehen ist Monza für mich ein Rennen wie jedes andere auch. Wenn ich ein gutes Ergebnis einfahren könnte, dann wäre die Geschichte aber vielleicht noch ein bisschen netter..."

Frage: "Wie hat es sich im vergangenen Jahr angefühlt, bei Regen in Monza zu fahren?"
Trulli: "Monza ist ganz klar eine Rennstrecke, wo du gutes Wetter haben willst. Nasse Bedingungen sind nicht gerade das Beste auf diesem Kurs. Vor allem auf den langen Geraden ist die Sicht dann meist gleich Null. Im Augenblick sieht die Wettervorhersage wesentlich besser aus als im vergangenen Jahr. Das ist für alle Beteiligten eine gute Nachricht."

Frage: "Was braucht dein Auto, um in Monza schnell zu sein?"
Trulli: "Zu den wichtigsten Faktoren zählt zunächst einmal ein gesunder Topspeed, weil es sehr lange Geraden gibt. Außerdem brauchst du eine gute Bremsstabilität und musst mit deinem Wagen in den Schikanen gut über die Kerbs räubern können. Wenn dir letzteres prima gelingt, dann kannst du in jeder Schikane sicherlich eine Zehntelsekunde herausholen."

"Zu den wichtigsten Faktoren zählt zunächst einmal ein gesunder Topspeed." Jarno Trulli

"Du musst also ein Setup finden, dass es dir erlaubt, möglichst weich über die Kerbs zu hüpfen - anschließend ist eine gute Traktion gefragt. Die Geschwindigkeit am Kurvenausgang ist so wichtig wie der Topspeed, denn wenn du langsam aus einer Kurve herauskommst, dann schleppst du diesen Nachteil mit hinaus auf die Gerade."


Fotos: Toyota, Großer Preis von Belgien


Trulli: Den Fans ein Topergebnis präsentieren

Frage: "Welche Rennszenen aus Monza sind dir in Erinnerung geblieben?"
Trulli: "Erstmals war ich in Monza, als ich dort 1997 mit der Formel 1 unterwegs war. Wenn ich mich recht erinnere, lief das damals recht ordentlich und ich kam in den Top 10 an. Ich war in Monza oftmals sehr stark unterwegs. 2002 war ich Vierter, was zugleich das beste Ergebnis meines Teams in diesem Jahr darstellte. 2005 holte ich mir Rang fünf."

"Ich hatte dort aber auch schon viel Pech. Dreimal in vier Jahren qualifizierte ich mich für die Top 6 und war in guter Form, musste aber jeweils schon in Runde eins aufgeben. Zweimal wurde ich von hinten getroffen, einmal hatte ich ein technisches Problem. In diesem Jahr würde ich gerne einige positive Erinnerungen hinzufügen."

"In diesem Jahr würde ich gerne einige positive Erinnerungen hinzufügen." Jarno Trulli

Frage: "Gibt es etwas, auf das du dich in Monza besonders freust?"
Trulli: "Abgesehen vom Rennfahrern vor meinen heimischen Fans ist das ganz klar das Essen. Ich bin Italiener und daher gibt es für mich nur eine Art von Essen. In Monza gibt es so viele gute Essensmöglichkeiten, doch mein Hotel hat ein sehr gutes Restaurant. Der italienische Grand Prix ist diesbezüglich ganz klar mein Favorit."

Spenden für die Abruzzen

Frage: "Erwartest du, an diesem Wochenende konkurrenzfähig zu sein?"
Trulli: "Das hoffe ich doch sehr. In dieser Saison tut man sich allerdings schwer damit, eine Prognose anzustellen. Die relative Leistung schwankt manchmal einfach von Rennen zu Rennen. Wir waren in Spa sehr stark und diese Rennstrecke weist in ihrer Charakteristik große Ähnlichkeiten zu Monza auf. Unsere Leistung in der Qualifikation war sehr ermutigend. Ich möchte keine Vorhersagen treffen, werde aber wie immer alles geben. Hoffentlich können wir an der Spitze mitfahren."

Frage: "Was wird am Samstagabend passieren?"
Trulli: "Seit dem schrecklichen Erdbeben in den Abruzzen, meiner Heimat, habe ich Spendengelder gesammelt, um den Erdbebenopfern zu helfen. Wir haben schon über 75.000 Euro aufgetan und wollen am Samstagabend in Monza weitere Gelder sammeln. Es wird eine Auktion geben, bei der Overalls und Helme von verschiedenen Fahrern zu ersteigern sind - außerdem Uhren von Audemars Piguet."

"Wir haben schon über 75.000 Euro aufgetan." Jarno Trulli

"Wir genießen dabei die Unterstützung der anderen Fahrer und ihren Teams. Wir haben in Bezug auf Spenden und Organisation eine sehr große Hilfestellung von Audemars Piguet erfahren. Das wird den Menschen in den Abruzzen sicherlich helfen. Das Geld wird dazu verwendet werden, sie dabei zu unterstützen, ihre Leben wieder aufzubauen. Hoffentlich können wir auch eine neue Schule errichten oder etwas anderes, was für die Gemeinde nützlich sein kann."