• 08.09.2009 18:28

Liuzzi: "Ich werde sofort bei der Musik sein"

Force Indias Ersatzmann Vitantonio Liuzzi im Interview über sein bevorstehendes Comeback in der Formel 1 und den Königlichen Park von Monza

(Motorsport-Total.com) - Vitantonio Liuzzi darf endlich wieder ran: Nach knapp zweijähriger Formel-1-Auszeit kann sich der italienische Rennfahrer nun wieder von Neuem beweisen, indem er Giancarlo Fisichella bei Force India vertritt. Ausgerechnet bei seinem Heimrennen in Monza klettert Liuzzi erstmals seit langem wieder in ein Formel-1-Cockpit. Im Interview spricht er über seine Rückkehr in den Rennzirkus.

Titel-Bild zur News: Vitantonio Liuzzi

Vitantonio Liuzzi steigt in Monza zum Stammpiloten bei Force India auf

Frage: "Tonio, in diesem Jahr gibt es ein Testverbot, deswegen bist du 2009 nicht viel gefahren. Wie hast du dich trotzdem rennfit gehalten?"
Vitantonio Liuzzi: "Wir haben im Februar einen Test absolviert, aber das war nur ein Shakedown in Silverstone. Wir haben den Wagen erste sehr spät bekommen und hatten daher überhaupt nur Zeit, um einen richtigen Test zu fahren. Dabei mussten sich die Stammpiloten für Australien vorbereiten."#w1#

"Daher konnte ich nur wenige Aerodynamiktests absolvieren. Das kein wirklicher Test, aber zumindest konnte ich mich so an die Systeme des Rennwagens gewöhnen. Ich habe zudem viel Zeit bei Rennen verbracht und habe an anderen Serien wie der A1GP oder der Speedcar-Meisterschaft teilgenommen. Den Hunger habe ich also nicht verloren."

Frage: "Welche Dinge hast du getestet?"
Liuzzi: "Bis vor einigen Monaten haben wir alle neuen Updates getestet, die wir ans Auto gebracht haben - wie zum Beispiel das Paket für Valencia oder die Ausbaustufe für Silverstone. Wir fahren unsere Tests immer erst im Windkanal und bringen die Teile anschließend an die Strecke um zu sehen, ob die Antworten übereinstimmen. Dann geht es darum, das Setup an die neue Aerobalance anzupassen. Wenn wir also an die Rennstrecke kommen, dann haben wir schon eine ordentliche Grundlage."

Frage: "Wie schwierig war es für dich, die vergangenen beiden Jahre vom Streckenrand aus zu verfolgen - vor allem, wo sich das Auto doch in jüngster Zeit so stark verbessert hat?"
Liuzzi: "Aufgrund der Verbesserungen am Auto fühle ich mich sehr stark in das Team integriert. Wir konnten zahlreiche Entwicklungen im Windkanal erzielen und ich freue mich, dass das Team nach vorne kommt und dass wir einen guten Job machen. Spa war natürlich traumhaft für uns alle - wir standen auf der Pole-Position!"

"Spa war natürlich traumhaft für uns alle." Vitantonio Liuzzi

"Insgesamt war es allerdings ein schwieriges Jahr für mich, denn ich bin nun schon im zweiten Jahr Dritter Fahrer. Meiner Meinung nach wurde ich zum Rennfahrern geboren und daher ist es schon hart, die Rennen am Fernseher verfolgen zu müssen. Ich selbst war aber stets überzeugt davon, schon bald wieder im Renneinsatz zu stehen. Ich habe mich für die Zukunft immer wieder motiviert. Ich war bereit, ins Auto zu springen, wann auch immer ich gebraucht wurde."

A1GP und Speedcar schärfen das Rennfahrerauge

Frage: "Du bist in diesem Jahr in der A1GP unterwegs gewesen. Hast du von diesen Kilometern profitiert?"
Liuzzi: "Ich fuhr in Portugal und Brands Hatch. Das waren schöne Rennen und ein gutes Training für mich. Auch wenn es nicht die Formel 1 war - wir sind Rennfahrer und egal was ihr uns gebt, wir fahren damit! Der A1GP-Bolide war ein tolles Auto, denn das Feeling war nicht weit von einem Formel-1-Rennwagen weg. Der A1GP-Renner ist nur etwas schwerer und der Motor ist nicht ganz so stark. Aber es war definitiv ein gutes Training."

Frage: "Du warst zu Beginn des Jahres auch in der Speedcar-Serie am Start. Wir war das für dich?"
Liuzzi: "Das war ein weiterer Event, der mich auf Trab hielt. Allerdings unterscheidet sich dieses Auto sehr von einem Formelfahrzeug. Ich habe trotzdem viel gelernt, weil ich mit einigen sehr professionellen Fahrern unterwegs war. Ich muss keine Namen nennen, doch einige Größen aus der Formel-1-Geschichte waren dort vertreten. Ich konnte ein paar Lektionen aufschnappen, wie sie die Rennen angehen und wie sie sich beim Fahren verhalten. Das hat viel Spaß gemacht, denn das Auto war klasse zu fahren."

"Ich konnte ein paar Lektionen aufschnappen." Vitantonio Liuzzi

Frage: "Warst du jemals als Fan in Monza?"
Liuzzi: "Niemals. Als kleiner Junge war ich einmal in Imola, aber nie in Monza."

Liuzzi: In Monza zu siegen ist etwas Besonderes

Frage: "Freust du dich darauf, wieder in Monza zu fahren?"
Liuzzi: "Monza ist eines der ältesten Rennen dieser Meisterschaft und liegt noch dazu in Italien. Die Stimmung ist dort einfach unglaublich. Als ich in Monza 2004 einen Sieg in der Formel 3000 geholt habe, war das ein unbeschreibliches Gefühl."

"Man muss nur die Umgebung dieser Rennstrecke betrachten. Letztendlich fährst du ja im Wald und bist mit rund 330 Kilometern pro Stunde zwischen den Bäumen unterwegs. Die Parkanlage macht das so speziell. Wenn du dort herumläufst und dir die alten Steilkurven ansiehst, dann bekommst du ein Gespür für die Geschichte dieses Ortes."

"Letztendlich fährst du ja im Wald und bist mit rund 330 Kilometern pro Stunde unterwegs." Vitantonio Liuzzi

Frage: "Wie bist du in der Formel 1 mit Monza zurecht gekommen?"
Liuzzi: "Ich bin dort zweimal mit der Formel 1 unterwegs gewesen und habe die Positionen 14 und 17 belegt. Ich war also beide Male im Ziel. Für Toro Rosso waren das gute Ergebnisse, denn zu meiner Zeit hatten wir in Monza immer große Probleme mit dem Topspeed."

Frage: "Machst du dir irgendwelche Gedanken darüber, dass du nach einer so langen Zeit nicht auf Geschwindigkeit kommen könntest?"
Liuzzi: "Ich denke, ich bereit. Ich habe mich fit gehalten und meine Arbeit hat mir dabei geholfen, fokussiert zu bleiben. Monza wird prima, weil es körperlich nicht allzu anspruchsvoll ist. Singapur wäre etwas schwieriger geworden, weil ich die Strecke nicht kenne. Im vergangenen Jahr haben sich die Fahrer zudem darüber beschwert, dass es sehr anstrengend sei. Die Geschwindigkeit kümmert mich nicht. Ich werde sofort bei der Musik sein. Ich bin nun fitter denn je."