• 25.05.2011 19:28

  • von Dieter Rencken

Trulli: "Habe mit dem Auto derzeit große Probleme"

Trulli spricht im Interview über die verlorene Qualifying-Stärke, seine perfekte Monaco-Runde und erklärt, wieso der "eigenartige" Kurs Hoffnung macht

(Motorsport-Total.com) - Jarno Trulli zählt zu den ehrlichsten Zeitgenossen im Fahrerlager. Der Italiener, der 2004 seinen einzigen Grand-Prix-Sieg für Renault in Monaco feierte, kommt auch dieses Jahr mit dem Lotus-Boliden überhaupt nicht zurecht. Im Interview spricht er über seine Schwierigkeiten, seine Hoffnungen für das Rennen in Fürstentum und erklärt, wie es sich anfühlt, wenn man vollstes Vertrauen ins Auto hat.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Trulli wird auch 2011 nicht an vergangene Monaco-Sternstunden anschließen können

Frage: "Jarno, Monaco steht auf dem Programm. Magst du den Ort?"
Jarno Trulli: "Es ist jedes Jahr schön, hierher zu kommen. Aber logistisch ist es furchtbar. Vor allem bei direkt aufeinanderfolgenden Rennen ist es für alle im Team sehr hart."

Frage: "Zumindest habt ihr ein Motorhome, wo du jetzt hingehen kannst - im Gegensatz zu anderen."
Trulli: "Ja, manche bauen immer noch auf."

Frage: "Was rechnest du dir an diesem Renn-Wochenende aus?"
Trulli: "Wir dürfen hoffen. Es wird hart, in die Top-10 zu kommen, wenn ich ehrlich bin. Aber wir hoffen, dass wir durch diese eigenartige Strecke einen Vorteil haben. Wir müssen es also versuchen und sind zuversichtlich. Dennoch sind wir auch realistisch, denn es ist schwer vorauszusagen, was passieren wird - für alle im Fahrerlager."

Frage: "Auf dieser Strecke spielt die Aerodynamik keine so große Rolle. Ihr müsstet also näher an der Konkurrenz dran sein."
Trulli: "Wie man gesehen hat, habe ich mit dem Auto derzeit große Probleme. Es ist augenscheinlich, dass ich meine Stärke nicht mehr im Qualifying habe - in den Rennen bin ich viel besser. Ich fühle mich im Auto nicht sehr wohl, daher muss ich jetzt herausfinden, wie es mir auf dieser Strecke geht, dann werden wir sehen. Derzeit kann man gar nichts prognostizieren."

"Ich bin froh, wieder hier in Monaco zu sein. Wir wissen, dass es dieses Jahr einige Dinge gibt, die das Feld in den ersten fünf Rennen etwas durchgemischt haben. Die Reifen sind ein Fragezeichen - daher ist es jetzt schwer, etwas zu sagen."

Frage: "Das Vertrauen ins Auto ist hier das Ein und Alles, nicht wahr?"
Trulli: "Ja, so ist es. Wenn man das Vertrauen hat, dann fühlt es sich so an, als würde man das Auto auf seinen Schultern tragen. Das Auto macht, was du willst - es fährt dorthin, wo du hinlenkst, wo du es hinschickst. Das ist vor allem auf dieser Strecke wichtig."

Frage: "Es gibt unterschiedlichste Meinungen, wie lange die Reifenmischung supersoft hier halten wird. Pirelli spricht von zwei Stopps, andere Leute gehen von mehr aus."
Trulli: "Wir wissen es nicht, weil wir noch nie mit weichen Reifen auf einem langsamen Kurs gefahren sind. Wir wissen nicht, wie sie auf einem Stadtkurs reagieren. Es gibt zu viele Variablen. Es ist unmöglich, zu sagen, ob wir zwei Stopps, drei Stopps oder einen Stopp machen müssen."


Fotos: Großer Preis von Monaco


Frage: "Du hast 2004 hier gewonnen und fuhrst eine tolle Qualifying-Runde - aus der Onboard-Perspektive sah man, dass du enormes Vertrauen in das Auto hattest. Deine Erinnerungen?"
Trulli: "Ich erinnere mich gut, dass ich voll gepusht habe und absolut am Limit war. Ich war in jeder einzelnen Kurve extrem aggressiv, ich hatte dieses Vertrauen. Besonders erinnere ich mich an die Passagen beim Casino den Berg hinunter und unten beim Swimming-Pool, als ich beinahe voll am Gas blieb. Diese Passage ist auf diesem Kurs eine meiner Stärken - das war schon immer so. Da habe viel herausgeholt."

"Auch in den zwei Kurven nach Loews war ich sehr aggressiv - unten beim Tunnel. Ich musste es machen! Ich musste richtig hart pushen und Risiken nehmen, weil ich aus der Pole starten wollte. Ich war am Ende drei oder vier Zehntel vorne."