Toyota reagiert auf eher mäßige Wintertestfahrten

Nach mäßigen Zeiten bei den bisherigen Tests hat Toyota eine neue Version des TF105 vorgestellt - Gascoyne mit Fahrern zufrieden

(Motorsport-Total.com) - Im Vorfeld der Formel-1-Saison 2005 wurde Toyota als heißer Außenseiter gehandelt, zumal der japanisch-deutsche Rennstall mit Ralf Schumacher und Jarno Trulli zwei ausgewiesene Spitzenpiloten verpflichtet hat. Die ersten Testfahrten mit dem TF105 sind dennoch ernüchternd verlaufen, weshalb gestern in Barcelona eine stark modifizierte Version vorgestellt wurde.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli bei der Jungfernfahrt des modifizierten Toyota in Barcelona

Dabei wurde kein Stein auf dem anderen gelassen: Der Frontflügel schöpft das Reglement nun optimaler aus, vor den Seitenkästen befindet sich ebenso ein neues Flügelprofil wie auf der Nase und auf der Motorenabdeckung, die Flügelendplatten wurden neu gestaltet, das Bodywork im Heckbereich wurde verändert, der Unterboden feingetunt sowie die Bremsen durch ein komplett neues und effizienteres System ersetzt. Im Prinzip blieb nur das Monocoque an sich unverändert.#w1#

"Renault könnte so etwas nicht machen"

"Wir haben die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, voll ausgeschöpft", sagte Mike Gascoyne, Toyotas Technischer Direktor, über den modifizierten TF105 zu 'Autosport'. "Natürlich verbessern alle Teams laufend ihre Autos, aber niemand in diesem Umfang. Ich kenne die Ressourcen bei Renault und sie könnten so etwas nicht machen. Die Leute sagen, der Toyota schaut konventionell aus, aber sie haben die Melbourne-Spezifikation noch nicht gesehen."

Die gestern in Barcelona enthüllte TF105-Version kommt jenem Fahrzeug, das am 6. März im Albert Park an den Start geschickt wird, schon recht nahe, allerdings soll bereits beim zweiten Grand Prix in Malaysia ein weiteres signifikantes Update folgen. Toyota hat damit die Defizite der Neuentwicklung rechtzeitig erkannt und beeindruckend schnell darauf reagiert. Das Auto, mit dem bisher getestet wurde, neigte ja zu starkem Untersteuern und verschliss die Hinterreifen viel zu schnell.

"Es gab Probleme wie den Reifenverschleiß", gab Gascoyne zu. "Das müssen wir verbessern, denn mit dem Auto, das wir ursprünglich vorgestellt haben, sind wir wohl nicht allzu konkurrenzfähig. Williams und BAR sind innerhalb einer Sekunde von Renault und McLaren. Ich möchte sagen, dass wir einen halbwegs großen Schritt machen müssen, um es mit den Großen aufzunehmen." Auch seitens Michelin erwartet der 41-Jährige noch Fortschritte.

Bridgestone punktet durch Konstanz, Michelin durch Speed

Wie sieht es mit den Reifen nach neuem Reglement eigentlich aus, Mike? "Die Reifen sind noch nicht so, wie sie im Rennen sein werden, aber sie werden konstanter", entgegnete er. "Wir haben schon Rennsimulationen absolviert, aber das hängt natürlich auch von der Pace ab. Die Konstanz wird schon noch kommen, aber im Moment ist Bridgestone wohl konstanter, während Michelin anfangs schneller, dafür dann aber weniger konstant ist."

Unabhängig davon ist die Premiere des modifizierten TF105 gestern in Barcelona nicht besonders ermutigend verlaufen: Während Ricardo Zonta im TF104B aus der vergangenen Saison in 1:15.347 guter Dritter wurde, hatte Trulli in der neuen Fahrzeugspezifikation 1,204 Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen. Immerhin schaffte der Italiener 97 Runden, was exakt anderthalb Renndistanzen entspricht, obwohl er einmal zurück an die Box geschleppt werden musste.

Gascoyne ist mit seinen Fahrern mehr als zufrieden

An Schumacher und Trulli liegt es laut Gascoyne nicht, dass Toyota die ursprünglichen Erwartungen zuletzt nach unten korrigiert hat: "Beide sind sehr professionelle Fahrer, die wissen, was sie tun, und das Team nach vorne bringen. Bisher läuft das ganz gut. Unsere Jungs wissen, dass sie mit Ralf und Jarno alles im Griff haben müssen. Wenn manchmal etwas nicht geklappt hat, waren die Mechaniker verärgert, weil sie die Autos für Ralf und Jarno nicht fertig gebracht haben."

"Ralf kann ziemlich herrschsüchtig rüberkommen", fuhr der 41-Jährige fort, "aber eigentlich ist er ein sehr sensibler Zeitgenosse, der ganz genau weiß, dass er seine Leute antreiben muss, ohne sie zu verärgern. Er weiß ganz genau, dass 800 Leute hart für ihn arbeiten, und er weiß auch, dass es ihm nichts bringt, irgendjemandem ans Bein zu pinkeln. Dennoch sind die Erwartungen innerhalb des Teams gestiegen. Das kann nur gut sein."

Auch in der gesunden Rivalität zwischen den beiden Toyota-Piloten sieht Gascoyne nur Gutes: "Jarno ist einer der schnellsten Fahrer auf eine Runde, also wird er Ralf pushen, und Ralf ist umgekehrt gut im Rennen und super im Rennmanagement, wo Jarno erst an ihn herankommen muss. Für Ralf haben wir uns früh entschieden, daher habe ich mich dann für Jarno ausgesprochen, denn er kann Ralf pushen, ohne ihn dabei zu verbiegen."