Toyota überrascht mit stark überarbeitetem TF105
Am Dienstag wird in Barcelona ein überarbeiteter Toyota TF105 fahren - der Umfang der Änderungen ist größer als vermutet
(Motorsport-Total.com) - Für das Toyota-Team verliefen die bisherigen Testfahrten ermutigend und ernüchternd zugleich. Das neue Auto ist das wohl derzeit zuverlässigste im Starterfeld und es ist leicht zu fahren. Ernüchternd ist hingegen, dass der teure Zukauf Ralf Schumacher mit dem notorischen Untersteuern des TF105 nicht zurechtkommt, und dass die Konkurrenz deutlich schneller ist, weil das neue Auto die Hinterreifen zu hart ran nimmt.

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Mike Gascoyne: Völlig neues Aerodynamikpaket für den TF105
Doch der TF105, mit dem das Team noch vergangene Woche in Jerez unterwegs gewesen ist, war nicht mit jenem Aerodynamik-Paket ausgestattet, mit dem man nach Melbourne fliegen wird. Schon bei der Präsentation des neuen Autos hatte Mike Gascoyne, der Technische Direktor des Teams, angekündigt, dass man das Bodywork des Boliden "noch total auf den Kopf stellen" wird, "damit wir das neuste Aerodynamikpaket einsetzen können".#w1#
Im Interview mit 'autosport.com' überrascht der Brite, denn der Umfang der Änderungen ist beeindruckend und war wohl so von niemandem erwartet worden: "Alles ist anders", so der 41-Jährige. Neu ist der Unterboden, das Bodywork im Heckbereich, es gibt neue Bremskühlungen und -Trommeln, eine neue Nasenspitze, einen neuen Frontflügel und Windabweiser: "Abgesehen vom Monocoque ist alles neu."
Dass das neue Auto so radikal überarbeitet wurde, dürfte auch die Konkurrenz überraschen: "Wir haben alle Ressourcen genutzt, die uns zur Verfügung stehen", so Gascoyne weiter. "Mit Sicherheit werden alle ihr Auto updaten, aber niemand wird in der Lage sein, dies in jenem Ausmaß zu machen, wie wir es tun."
Damit untermauert Toyota, dass man es langsam aber sicher Ernst meint und jede Menge Geld investiert, um endlich auf die Spitze der Formel 1 aufschließen zu können. Gascoyne, der nach Informationen von 'BusinessF1' umgerechnet rund 7 Millionen Euro Gehalt pro Jahr kassieren soll, gibt zu, dass der radikale Umbau jede Menge Geld gekostet hat.
Mit den Problemen bei den Testfahrten dürfte dieses Mammutprogramm wohl weniger zu tun haben, denn dies musste von langer Hand geplant werden - noch bevor der TF105 seine ersten Runden gedreht hat. Schon Anfang Januar präsentierte Toyota das neue Auto - so früh wie kein anderes Team. Aus diesem Grund hatte man weniger Entwicklungszeit, konnte aber das Mechanikpaket bestehend aus Motor, Getriebe, Antriebsstrang und Aufhängung schon testen und zuverlässig bekommen.
Mit dem Update holt man nun wenige Tage vor dem Saisonstart jene Arbeit nach, die die Konkurrenz durch die spätere Fertigstellung ihrer Autos im Dezember und Anfang Januar erledigen konnte. Diese neue Strategie hat man Mike Gascoyne zu verdanken, der schon bei Renault für Aufsehen sorgte, als er zwei Designteams installierte, die abwechselnd je ein Auto für die kommende Saison entwerfen. Mit dieser Strategie möchte der Brite sicherstellen, dass man in Köln die zur Verfügung stehenden Ressourcen nutzt, man beginne nun, sich "wie ein großes Team" zu verhalten.
Dass man den TF105 so früh fertig gestellt hat, ist in den Augen Gascoyne "ein Vor- und gleichzeitig ein Nachteil. Bringt man das Auto früh heraus, hat man bei den Tests viel Zeit. Man will das Auto mechanisch zuverlässig machen und strebt daher eine möglichst frühe Präsentation an."
"Umgekehrt möchte man aerodynamisch so lange es geht weiterentwickeln und daher spät die Präsentation durchführen", so Gascoyne weiter. "Wir haben uns für eine frühe Präsentation entschieden, weil wir in Melbourne ein zuverlässiges Auto haben wollen. Das ist der beste Kompromiss. Das bedeutet natürlich, dass mehr Teile produziert werden müssen, aber das muss man eben in Kauf nehmen, wenn man konkurrenzfähig sein will."

